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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Mondsichel war so nah, dass man Details der Oberfläche erkennen konnte. Von hier oben sahen die Wolken aus wie Schimmelfetzen.
    »Was müssen wir denn vorher noch erledigen?«, fragte Cassie und sah grimmig auf die Silhouette der Stadt hinab.
    »Wir müssen herausfinden, was deine Mutter uns nicht erzählen wollte. Wenn wir erst wissen, was Luzifer aus dieser Bibliothek in Maryland mitgenommen hat, verstehen wir vielleicht besser, was er genau vorhat.«
    »Und wie sollen wir das rausbekommen?«
    »Die Hölle ist voller Geheimnisse, Cassie«, erklärte der Engel, das reinweiße Haar im Wind flatternd. »Doch all diese Geheimnisse müssen niedergeschrieben werden – Satanisches Öffentliches Recht, Paragraph 1. Aufbewahrt werden sie am geheimsten Ort in der gesamten Mephistopolis. In einer Art Bibliothek, den Infernalen Archiven.«
    »Die Bibliothek der Hölle«, sagte Cassie nachdenklich. Dann versuchte sie einen Witz zu machen: »Ich hab gar keine Mitgliedskarte.«
    Angelese lachte nicht. Sie wirkte konzentriert, gedankenverloren – und besorgt.
    »Also, du weißt, wie man da hinkommt?«, fragte Cassie.
    »Ja.«
    »Aber du hast mir doch gerade erzählt, dass es der geheimste Ort in der Mephistopolis ist. Wenn der Platz so geheim ist, wie kannst du dann wissen, wo er ist?«
    »Gott hat es mir gesagt«, antwortete Angelese.

KAPITEL ZWÖLF

I
    Das lila Neonschild vorne verkündete: KEDESCHAHS HAUS DER SÜNDE. Es hätte auch die Bourbon Street in New Orleans sein können, aber es war die Annwn-Allee am Boniface Square, dem Vergnügungsviertel der Stadt. Saloons, Clubs mit Live-Sexshows, Massagesalons und Spielhöllen standen hier dicht an dicht.
    Und Bordelle. Wie dieses hier.
    »Das ist der größte Puff in der ganzen Hölle«, teilte Namenlos mit. »Wurde benannt nach der ersten Hure der Erde, die in Wirklichkeit eine subkarnierte Fruchtbarkeitsgöttin war.«
    Walter sah an dem gewaltigen Gebäude hoch, das so groß wie ein Flugzeugträger war. Die Lichter blinkten hypnotisch; das Neon brannte.
    Ohne zu wissen warum, schritt Walter auf den nächsten Eingang zu, eine von Säulen gerahmte, mit Juwelen besetzte Tür. Sie wurde bewacht von Lizentrogen mit stacheligen Fäusten, einer muskulösen Mischspezies von Wachleuten, von denen jeder eine schwarze Naht dort trug, wo früher seine Genitalien waren.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Walter mit Grabesstimme. »Bitte sag mir nicht, dass Candice da drin arbeitet.«
    »Nein, tut sie nicht«, begann Namenlos.
    Wundervolle Erleichterung stieg in ihm auf.
    »Nicht drinnen«, fuhr sie fort. »Candice ist ja noch Anfängerin, deshalb muss sie auf der Straße arbeiten. Als Straßenhure.«
    Walters Erleichterung erstarb; eine weitere Enttäuschung in seinem Leben. »Dann gehen wir wohl nicht rein, vermute ich mal.«
    »Nein. Wir schlendern einfach ein bisschen über den Kiez, bis wir sie gefunden haben. Geh einfach weiter.«
    Sie fängt an, mich herumzukommandieren , stellte Walter nüchtern fest. Was soll’s. Ein Themenwechsel schien ihm angebracht. »Erzähl mir mehr von dieser Plan-A-, Plan-B-Geschichte.«
    »Plan A ist gescheitert«, wiederholte Namenlos. »Du bist Plan B. Es überrascht mich wirklich, dass dich das nicht mehr beschäftigt.«
    »Aber ich hab mich doch gerade danach erkundigt!« Walter hob die Stimme, was bei ihm selten vorkam. »Ich muss ja wohl gerade drüber nachdenken, wenn ich nachfrage.«
    »Beruhige dich. Ich meine, du scheinst nicht transitiv darüber nachzudenken. Geh mal logisch an die Sache heran.«
    Frauen , dachte Walter. Die haben doch alle einen Schlag.
    »Die Tochter des Äthers war Plan A. Luzifer wollte sie in die Finger kriegen, doch er hat sie nicht bekommen.«
    »Stimmt.«
    »Und jetzt ist sie hier in der Hölle.«
    »Genau. Auf eigene Faust. Und ich kann dir verraten, dass Satan und seine Helfershelfer darüber nicht gerade erfreut sind.«
    »Aber ich bin ihr männliches Gegenstück, und ich bin auch auf eigene Faust hier.«
    »Bist du das?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube schon. Ich würde die Tochter des Äthers gern treffen. Geht das?«
    »Das kann ich dir nicht verraten.«
    Walter runzelte die Stirn. Das hatte er in letzter Zeit ziemlich häufig getan. »Wo ist sie denn?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Ist sie allein?«
    »Nein, ist sie nicht. So viel kann ich preisgeben, weil es keinen Hinweis auf die Zukunft zulässt. Sie ist mit einem Engel hier, einem Seraphim von mittlerem Rang. Stell sie dir als ausgeflippten

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