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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Engel vor. Sie ist eine Caliginautin, die haben alle einen Sprung in der Schüssel. Manche sind sogar regelrecht geisteskrank.«
    Die Tochter des Äthers wird von einem geisteskranken Engel begleitet , dachte Walter, und ich trage einen sprechenden Kopf mit mir rum . Er fragte sich, wer von ihnen beiden es wohl besser getroffen hatte.
    »Die Caliginauten sind so etwas wie die Kommandotruppen des Himmels. Sie arbeiten als Undercoveragenten in der Hölle, in den Niederen Sphären und auf der Erde. Sie müssen sich ihre Flügel abschneiden lassen, um ihren Glauben unter Beweis zu stellen. Dieser spezielle Engel hat viel mit mir gemeinsam.«
    »Du bist aber doch kein Engel«, widersprach Walter.
    »Nein, ich bin eine verdammte Seele, eine Mystikerin in der Hölle.«
    »Und wieso hast du dann viel mit diesem Engel gemeinsam?«
    »Sie kann keine himmlischen Geheimnisse enthüllen, ohne große Schmerzen zu erleiden. Ich kann nicht preisgeben, was ich über die Zukunft weiß, ohne meinen Astralkörper zu verlieren – und wie du siehst, habe ich ohnehin nicht mehr viel davon übrig.«
    Für Walter klang das alles eher unsinnig. Ein Engel ohne Flügel und eine Prophetin, die nicht sagen darf, was sie vorhersieht. Er war es Leid, nichts zu kapieren, es kam ihm beinahe schon wie ein Dauerzustand vor. »Du bist ja eine tolle Wahrsagerin! Warum kannst du mir eigentlich nicht sagen, was ich tun soll oder was passieren wird?«
    »Es tut mir Leid, Walter, das ist mein Fluch.«
    »Du kennst alle diese universalen Geheimnisse, aber du darfst sie nicht verraten. Wozu ist deine Gabe dann gut? Was für einem Zweck dient das?«
    »Es sind keine universalen Geheimnisse, Walter. Sie sind übernatürlich. Sie sind paradox.«
    Paradox . Walter knurrte vor sich hin. Na wunderbar!
    »Weißt du noch, was ich dir ganz zu Anfang gesagt habe, Walter?«, sprach Namenlos unter seinem Arm weiter. »Die Zukunft ist nicht veränderbar. Sie existiert einfach. Ich bin ein Teil davon, genau wie du. Wir sind beide wesentliche Bestandteile dessen, was passieren könnte, was passieren oder auch nicht passieren wird. Du bist doch klug. Denk mal drüber nach.«
    »Ich bin kein Philosoph. Ich bin Physiker und Mathematiker.«
    »Und du bist ein Sohn des Äthers«, erinnerte ihn der Kopf unter seiner Achsel.
    »Ja, wie wahnsinnig aufregend. Ein Sohn des Äthers ohne jede Macht.«
    »Walter, ich habe niemals behauptet, dass du dir deine Kräfte auf keinen Fall zunutze machen kannst. Ich habe lediglich angedeutet – ohne irgendwelche paradoxen Kodices zu verletzen -, dass es vermutlich nicht geschehen wird, weil du nicht stark genug bist. Du hast einfach nicht die Entschlossenheit, nicht das Selbstvertrauen.«
    Walter wanderte ziellos herum. Hier war er genauso deprimiert wie in der Welt der Lebenden, also was sollte das alles? Das Einzige, was ihn hier davon abhielt, sich die Birne wegzupusten, war die vage Aussicht, Candice zu treffen. Und ihm war bereits mitgeteilt worden – von einer verdammten Daktylusrang-Wahrsagerin vom Hof König Mursils des Ersten -, dass Candice ihn niemals lieben würde.
    Was soll das? Was soll das alles überhaupt?§§§
    »Sieh mal«, unterbrach ihn Namenlos. »Die Hautmauer.«
    Sie liefen nun an einem Teil des Bordells entlang, der nicht aus Ziegeln bestand, sondern aus weichem, schwitzendem Fleisch. Darin eingelassen waren Fenster mit Bleifassung, hinter denen die unterschiedlichsten Prostituierten den Passanten präsentiert wurden. Alle möglichen dämonischen Spezies gab es da – Mischlinge, Stadt-Impe, Trolle, Sukkuben, Hybride usw. -, alle nackt und in verführerischen Posen. Wenn die hässliche Fresse eines Dämons vorbeikam, öffneten die Mädchen übermütig die Fenster und pfiffen ihm nach, bestürmten ihn mit Sätzen wie »Hey, schöner Mann, wo hast du mein ewiges Leben lang gesteckt?«, oder »Nimm mich, ich gehöre dir!« Andere waren direkter: »Komm schon! Lass uns endlich loslegen!« Oder: »Ich bin die heißeste Nummer in der Hölle! Worauf wartest du noch!«
    Traurigerweise nahm keine von ihnen Walter auch nur wahr. Einige von ihnen sahen ihn sogar an und lachten.
    Er trottete weiter, den mysteriösen Kopf unter den Arm geklemmt.
    »Sind wir jetzt bald dort, wo Candice arbeitet?«
    »Vielleicht.«
    »Vielen Dank für die wertvolle Information.«
    »Ach komm schon, Walter, diese Trauriger-Dackel-Nummer zieht bei mir nicht.«
    Walter runzelte nur die Stirn und gab der Seherin keine Antwort. Wenigstens darin wurde er

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