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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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mir nicht aussuchen. Sie könnte in einem Dämonenkörper landen oder in einem Troll oder einem Greif, einer Caco-Zecke oder sogar in einem Bapho-Floh, der seine gesamte Existenz auf einem Rattenarsch verbringt. Aber ich muss es versuchen. Ich muss das Risiko eingehen.«
    Sie lügt , dachte Walter, um ihr Gelübde nicht zu brechen. Sie weiß schon, was mit ihr passieren wird.
    »Ich verstehe«, sagte er mit Tränen in den Augen. Sie muss tun, was sie tun muss. Sie kennt die Zukunft. Er holte ihren Kopf unter seinem Arm hervor und hielt ihn sich vor das Gesicht. »Möchtest du, dass ich deinen Kopf für dich zerstöre? Ich suche einen Hammer oder einen Ziegelstein oder so was. Oder ich benutze meine Kräfte.«
    »Danke, aber das wird nicht nötig sein. Ich kann das selbst tun. Aber vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Ziehe deine eigenen Schlüsse.«
    Walter nickte und wischte sich die Augen ab. Er wusste bereits, was er zu tun hatte.
    »Ich habe es dir schon gesagt, mein Fluch ist es, niemals ein kabbalistisches Geheimnis enthüllen zu können. Wenn ich den Fluch herausfordere, verglühe ich im Nichts. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Wenn ein Engel in der Welt der Lebenden Selbstmord begeht, wird der entstehende Fluss freigesetzter ätherischer Energie spaltbar. Du weißt, was spaltbar bedeutet.«
    »Ja. Aber ich bin kein Engel, und hier ist nicht die Welt der Lebenden.«
    Rauch stieg aus ihren Ohren auf. »Wenn ein Ätherkind in der Hölle Selbstmord begeht … passiert genau dasselbe.«
    Walters Augen weiteten sich.
    Nun quoll Rauch aus dem Kopf von Namenlos, das Haar wurde versengt. Dampf kam aus ihrem Mund, als sie ihre letzten Worte sprach: »Auch mein Name ist ein überirdisches Geheimnis, Walter. Ich darf ihn niemals enthüllen, sonst muss ich die Strafe erdulden.«
    »Ich verstehe«, schluchzte Walter.
    »Leb wohl, Walter.« Namenlos lächelte durch das Prasseln und den Rauch hindurch. »Mein Name ist Afet.«
    Der Kopf zischte in seinen Händen und verschwand in einer Wolke feiner Asche.
    »Leb wohl, Afet«, sagte Walter erstickt. Ich werde dich vermissen …
    Seine Hände waren nun leer. Walter war allein. Doch er verstand jetzt alles, alles, was sie ihm zu erklären versucht hatte. Kein Problem für ein Genie wie ihn.
    Er kratzte sich den Kopf. Hm.
    Ein einsamer Dämonenfürst taumelte über die Straße auf ihn zu. Am Gürtel seines Kettenhemds hing eine primitive Pistole, die der Dämon nun zog.
    »Du da!«, rief Walter. »Nicht schießen!«
    Der Dämonenfürst erstarrte mitten in der Bewegung, die riesigen Hörner angriffsbereit.
    Walter trabte zu ihm hin. Der Dämon konnte nur reglos auf ihn herabstarren und ihn mit seinem Schatten einhüllen.
    »Gib mir die Pistole.«
    Der Dämonenfürst reichte sie ihm.
    Walter untersuchte die Waffe verunsichert. Das war keine moderne Waffe, nur eine Metallröhre an einem geschnitzten Holzstück, der als Griff diente. Es gab einen Abzug und oben drauf einen Hahn, der einen Feuerstein hielt.
    »Ist das Ding geladen?«, erkundigte sich Walter.
    Der Dämonenfürst nickte.
    »Wie funktioniert es?«
    Der Dämon nahm die Pistole, spannte den Hahn und legte sie zurück in Walters Hände.
    Das wär’s dann wohl. »Schönen Dank auch«, sagte er. »Und jetzt tu so, als säßest du auf einem Hüpfball, und beweg deine hässliche Fresse hier weg.«
    Der Dämonenfürst hoppelte davon.
    Walter hatte keine Angst. Er wog die Pistole in der Hand und schlenderte pfeifend zum Obsidianeingang der Bastille der Sonstigen Seelen.

VI
    Etwas leuchtete unter der Naht an ihrem Arm. Dasselbe Smaragdgrün wie im Stein des Biomagiers.
    »Ganz genau«, bestätigte Luzifer. »Raffiniert, was? Das wurde dir von meinem Agenten eingepflanzt. Ein Chip des Felsens von Boolya. Hexerei ist hier Wissenschaft, Ätherkind. Der Stein in deinem Fleisch bewirkt dasselbe wie das Pendel meines Magiers. Deine Macht wird dadurch gedämpft.«
    »Cassie, hol dir den Chip aus dem Arm!«, rief Angelese. Dann stöhnte sie, als die Spieße sich tiefer in ihr Fleisch bohrten.
    Eosphoros lächelte. »Ja, bitte tu das.«
    Cassie versuchte, ihre Hand im Netz nach oben zu ziehen. Sie würde sich den grünen Chip aus dem Fleisch zerren. Doch es war unmöglich. Der Scherge hinter ihr zog das Netz so fest, dass es sie wie ein Kokon umhüllte. Sie konnte sich nicht rühren.
    Ich muss dieses Arschloch hinter mir LOSWERDEN! , schrie sie innerlich, doch es ging einfach nicht.
    Da sagte Angelese: »Denk nach. Erinnere dich.«
    Immer

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