Inferno - Höllensturz
sehr verwirrt, was deinen Fall betrifft. Genau wie ich.«
»Hey, ich bin einfach nur ein abgefahrenes Goth-Mädchen aus D.C., kein Grund zur Beunruhigung.« Jetzt kam sie sich wirklich ein bisschen dumm vor. »Es tut mir Leid, dass ich eure Lampen kaputtgemacht habe. Hilft es, wenn ich sage, dass es nie wieder vorkommen wird?«
»Wahrscheinlich.«
Cassie sah auf die Uhr. »Ich habe in fünf Minuten Beschäftigungstherapie. Kann ich jetzt gehen?«
»Ja.«
Sie stand auf, dann fiel ihr plötzlich etwas ein. »Ach ja, kann ich dich um einen Gefallen bitten?«
R.J. sah sie betont fragend an. »Kommt drauf an.«
»Kann ich in das Zimmer am Ende des Flurs ziehen, das auf der linken Seite?«
»Warum?«
»Man kann vom Fenster aus so schön auf den Garten schauen.«
»Warum sollte ich dir ein Privileg einräumen, nachdem du die Dusche zertrümmert hast?«
»Weil du so ein netter Typ bist.«
»Meinst du, du kannst mich durch Schmeicheleien manipulieren?«
»Du bist vermutlich außerdem der beste Seelenklempner, den ich jemals hatte.«
»Das funktioniert nicht …«
»Und außerdem siehst du super aus.«
R.J. lächelte. »Ich bin enttäuscht, Cassie. Ich dachte, du wärst viel raffinierter. Die Antwort lautet: nein.«
»Schön, dass du das sagst.« Cassie lächelte breit. Sie zeigte auf seine Kappe. »Sie spielen heute Abend gegen die University of Maryland, oder? Angeblich wird Maryland sie mächtig in den Arsch treten.«
R.J. bekam sofort einen schwärmerischen Gesichtsausdruck. »Woher weißt du das? Interessierst du dich für College-Football?«
Cassie sah ihn spöttisch an. »Um Himmels willen, nein. Football ist doch für Grenzdebile. Ich bitte dich, ein Haufen vor Steroid strotzender Idioten, die mit einem Ledersack in der Hand hin und her rennen und dafür fünf Millionen im Jahr kassieren.«
Jetzt runzelte R.J. die Stirn. »Woher willst du dann wissen, dass Notre Dame haushoch gegen Maryland verliert?«
»Ich weiß es einfach.«
»Und was willst du damit sagen?«
»Stehst du auf Wetten?«
R.J. schüttelte den Kopf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Also daher weht der Wind. Du willst mit mir wetten – um ein neues Zimmer. Keine Chance, Cassie. Ich bin Arzt. Ich kann doch nicht mit meinen Patienten wetten.«
»Es ist ja keine richtige Wette. Was würdest du sagen, wenn ich behaupten würde, Maryland wird 22 zu 0 verlieren?«
»Ich würde herzlich lachen.«
»Du würdest es nicht glauben, weil Notre Dame nicht viel drauf hat, richtig?«
R.J. war beleidigt. »So kann man das auch wieder nicht sagen. Sie … regenerieren sich dieses Jahr wieder.«
»Gut. Sie sind scheiße. Also, hier ist mein Vorschlag: Wenn Maryland 22 zu 0 verliert, kriege ich das neue Zimmer. In Ordnung?«
R.J. lachte. »Okay, Cassie, abgemacht.«
Sie konnte ihn noch immer lachen hören, als sie den Verwaltungsflügel verließ.
Später an diesem Abend brachte R.J. Cassie in ihr neues Zimmer.
»Danke«, sagte sie.
Er warf ihr einen sehr misstrauischen Blick zu. »Ich hab keine Ahnung, wie du das hingekriegt hast. Und erzähl mir nicht, du seist eine Hellseherin. Ich bin Verhaltenspsychologe, ich glaube nicht an so einen Scheiß.«
»Glauben.« Cassie setzte sich auf das harte Bett und hopste ein paarmal zur Probe. »Du solltest dich freuen. Dein Team hat gewonnen.«
»Genau, 22 zu 0. Wo jeder Sportjournalist im ganzen Land prophezeit hat, dass sie vom Platz gefegt werden. Ich hätte den Buchmacher meines Vertrauens anrufen und ihm meine gesamten Ersparnisse anvertrauen sollen.«
»Ihr Verhaltenspsychologen seid einfach zu skeptisch.«
Er stand an der Tür und sah auf sie herab, wie sie da auf der Bettkante saß. »Du bist eine sehr interessante junge Frau, Cassie.«
»Ja. Interessant. Aber nicht verrückt.«
»Wahrscheinlich hast du Recht. Gute Nacht. Wir sehen uns beim Frühstück.«
»Notre Dame vor! Noch ein Tor!«
R.J. ging hinaus und schloss die Tür zu. Sofort stand Cassie auf und sah durch das dekorative Gitter aus dem Fenster. Stimmt, da ist wirklich ein Garten. Die kleine, eingezäunte Rasenfläche wurde von einem Flutlicht erleuchtet, aber viel war da nicht zu sehen. Um diese Jahreszeit in Florida, was sollte da auch schon groß wachsen? Ein paar kleine Palmen und vertrocknete Blumenbeete. Besser als nichts . Doch der Garten war ja nicht der eigentliche Grund für ihren Umzug gewesen.
»Also gut, wo bist du?«, fragte sie die Luft.
Angeleses Stimme waberte in den Raum wie Rauch. »Ich bin
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