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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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darüber sprechen.«
    »O doch, ich glaube schon.«
    »Nein, will ich nicht. Ich schlafe jetzt.«
    »Du kannst ja schlafen.«
    »Und was ist mit dir?« Plötzlich fiel ihr etwas ein. Verdammt, hier gibt es ja nur ein Bett . Sie rückte an den Rand. »Du kannst gerne auch hier schlafen. Keine Sorge, ich bin keine Lesbe, falls du das denkst.«
    Angelese lachte hell. »O, das weiß ich …« Ihre Arme waren jetzt ausgebreitet; sie schwebte mit dem Gesicht nach unten in der Luft. »Außerdem schlafen Engel nicht.«
    So müde sie auch war, jetzt war Cassies Neugier geweckt. »Haben Engel … Sex?«
    »Es gibt die unterschiedlichsten Orden und verschiedensten Arten von Engeln. Die meisten müssen ihre Sehnsüchte verleugnen, als Ausdruck ihrer Liebe zu Gott. Aber es gibt auch Engel, die sich fortpflanzen können, und einige Engelsorden, die überhaupt keine Genitalien haben. Und wieder andere haben beiderlei Geschlecht.«
    Das Bild ließ Cassie kurz schwindlig werden. »Das war jetzt ein bisschen mehr Information, als ich mir gewünscht hätte, vielen Dank.«
    »Was meinen Orden betrifft, müssen wir zölibatär leben, wie Jesus. Das ist sehr leicht.«
    Cassie runzelte die Stirn und umschlang das Kissen. Leicht ! »Ich bin schon zweiundzwanzig und hatte noch nicht einmal Sex. Und ich denke ununterbrochen daran. Jedes Mal, wenn ich einen netten Typen kennen lerne, muss ich mir sagen: Vergiss es, denn wenn ich Sex hätte , würde ich meine Ätherkräfte verlieren. Wenn ich keine Jungfrau mehr bin, kann ich kein Ätherkind sein, stimmt doch?«
    »Stimmt. Das ist ein wirklich großes Opfer, das du Gott bringst.«
    Cassie knirschte mit den Zähnen. »Soll ich ehrlich sein? Ich tue das noch nicht mal für Gott. Ich tue es für mich, für meine Schwester. Ich muss ein Ätherkind bleiben, sonst sehe ich meine Schwester nie wieder. Was sagst du dazu? Mit Gott hat das nichts zu tun.«
    »O doch, das hat es. Es ist nur alles sehr komplex. Du bist einfach nicht klug genug, um es zu verstehen.«
    »Vielen Dank.«
    »Kein Mensch ist das.«
    Cassie war unruhig und rollte sich auf dem Bett zusammen. »Ich weiß einfach nicht, wie lange ich das alles noch durchziehen kann. Manchmal kotzt es mich wirklich an.«
    Angelese schwebte durch den Raum und lächelte auf sie herab. »Wir alle haben unser Päckchen zu tragen, Cassie. Du machst das sehr gut.«
    Scheiß doch drauf , dachte Cassie. »Wie kann es leicht sein, niemals Sex zu haben? Wie kann es leicht sein, jegliches sexuelle Verlangen zu verleugnen?«
    »Es ist sehr leicht. Ich lebe zölibatär, weil es ein Zeichen des Königreichs ist, in dem unsere Liebe allumfassend sein wird, so wie Gott allumfassend ist. Ich lebe zölibatär, weil ich Jesus nacheifere; er verzichtete bewusst darauf, sich einem bestimmten Menschen anzuschließen, damit er von allen umfangen werden kann, in einem ewigen Bund des lebendigen Opfers.«
    Das nenn ich mal eine Antwort , dachte Cassie.
    »Lass es mich so formulieren«, fuhr Angelese fort. »Du müsstest den Himmel nur ein einziges Mal sehen und du wüsstest …«
    Darauf konnte Cassie nichts erwidern. »Lissa sollte im Himmel sein.«
    »Das sollte sie, aber sie ist es nicht. Sie hat Selbstmord begangen.«
    »Sie war keine Sünderin, sie war ein guter Mensch.«
    »Ich weiß, aber das ist eine der Regeln.«
    »Dann sind eben die Regeln scheiße!«, platzte Cassie völlig frustriert heraus. »Sie wird niemals den Himmel sehen, und das ist meine Schuld! Meinetwegen ist sie zur Hölle verdammt.«
    »Sie ist zur Hölle verdammt wegen ihrer menschlichen Schwächen. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun. Jeder von uns ist für sich selbst verantwortlich.« Wieder dieses Lächeln. Es wirkte spöttisch auf Cassie. »Ich dachte, du seist müde. Ich dachte, du wolltest nicht mehr reden.«
    Will ich auch nicht , dachte Cassie. Doch immer mehr Fragen strömten auf sie ein, Dinge, die sie einmal klären wollte. Sie blieb erst mal bei den Grundlagen; das war nicht so unheimlich. »Du bist hier um …«
    »Um dich hier herauszuholen. Um dich zu einem anderen Totenpass zu geleiten, damit du in die Mephistopolis zurückkehren kannst.«
    »Bevor Luzifers Leute mich entführen können.« Cassie hoffte, dass sie das jetzt mal richtig verstanden hatte.
    »Mein Auftrag lautet, dich hier herauszuschmuggeln, bevor er die Gelegenheit dazu hat. Und ich hab dir ja schon erzählt, dass er es versuchen wird.«
    »Warum?«
    »Luzifer braucht dich, aber Gott braucht dich

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