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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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mehr zu erzählen, und wenn ich das tue« – ihr Blick wanderte nach unten zu dem Schatten -, »wird der Kerl mich ordentlich fertig machen.«
    »Dann tu es nicht!«, rief Cassie angsterfüllt. »Tu’s nicht. Erzähl mir nichts, und dir wird nichts geschehen.«
    Die Stimme des Engels wurde heiser. »Ich existiere, um Schmerzen zu leiden. Ich bin auf immer Gottes unwürdige Dienerin.«
    »Ich will nicht noch mal zusehen, wie dieses Vieh dich zerfetzt!« Cassie ließ nicht locker.
    »Wer hat behauptet, es spiele eine Rolle im Leben, was wir wollen oder nicht wollen? Das Leben ist ein Geschenk, Cassie. Manchmal müssen wir etwas zurückgeben. Du wirst wieder Zeugin meiner Folter sein, bevor unser Gespräch beendet ist.« Angelese wirkte kein bisschen niedergeschlagen bei dieser Aussicht. Lässig verschränkte sie die Beine und spielte mit dem Anhänger um ihren Hals, dem merkwürdigen Edelstein, den sie Tarnstein genannt hatte.
    »Warum kann Gott es nicht einfach wissen ?«, versuchte Cassie es wieder. »Er ist doch allmächtig, oder? Allwissend. Warum kann Er nicht einfach wissen, was Luzifer vorhat, und ihn aufhalten?«
    »So funktioniert das nicht. Aus demselben Grund, warum Er nicht einfach Seine Hand ausstreckt und Kriege, Krankheiten und Armut beendet. Und diese ganzen Sachen. Er hat die Welt den Menschen als ihr Eigentum geschenkt. Es ist ihre Sache, es hängt von ihrem freien Willen ab. Auch von deinem, Cassie.«
    Langsam wanderte Cassie im Zimmer auf und ab. Sie mochte es nicht, wenn ihr jemand ein schlechtes Gewissen einreden wollte, und normalerweise funktionierte das bei ihr auch nicht. Aber nun wusste sie nicht, was sie empfinden sollte. War sie selbstsüchtig? Es war einfacher, auszusteigen, das Thema zu wechseln. »Ich habe die Sache mit der räumlichen Verschmelzung noch nicht verstanden, dieses Atrozeum. Wie läuft das ab?«
    »Wie schon gesagt, es ist ein riesiges Kolosseum. Sie stellen eine Million Einwohner auf einmal aufs Feld. Flucht ist unmöglich, weil sie die Tore verschließen. Über dem Stadion schwebt eine Eisenplatte, die Hunderttausende von Kilos wiegt. Schweben kann sie deshalb, weil sie von speziell ausgebildeten Biomagiern mit einem Levitationszauber gehalten wird. Um die räumliche Verschmelzung durchzuführen, brauchen sie natürlich noch mehr Zaubersprüche und Beschwörungen; aber wenn alles bereit ist, beenden die Biomagier den Levitationszauber, und die riesige Eisenplatte stürzt ab und zerquetscht alle auf dem Stadionfeld auf einmal. Als würde man einen Pflasterstein auf einen Ameisenhaufen fallen lassen, nur dass in diesem Fall die Ameisen lebendige Höllenbewohner sind. Sie nehmen alles, was sie kriegen können, Trolle, Höllengezücht, Impe, jegliche Art von Dämon, aber vor allem Menschen in der Verdammnis, weil sie Seelen haben. Mehr Saft. Du weißt ja, wie das funktioniert: Wenn der Astralkörper eines menschlichen Wesens zerstört wird, dann steigt die Seele in eine niedrigere Lebensform herab. Bei diesem Transfer wird aber eine Menge nekrotische Energie freigesetzt. Dadurch, dass all diese Leben auf einmal enden, entsteht also ein ungeheurer Energiefluss. Diese Energie wird von Luzifers Ingenieuren abgezapft und für die Verschmelzung benutzt. Daran kann man sehen, wie weit Luzifer geht, um zu bekommen, was er will. All diese Leute nur für einen Zaubertrick zu töten, nur um Gott weiterhin zu beleidigen.«
    Cassie versuchte, sich das makabre Ereignis auszumalen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Trotz aller Unmöglichkeiten, die sie schon selbst in der Mephistopolis gesehen hatte, konnte sie sich ein solches Schauspiel nicht vorstellen. Doch ihre wichtigste Frage – Warum? Was hatte Luzifer vor, wenn es ihm gelang, sie zu entführen? – konnte selbst Angelese nicht beantworten. Als Nächstes fragte Cassie: »Wann findet die nächste räumliche Verschmelzung statt, weißt du das?«
    Das Umbraphantom begann sofort, sich auf dem Fußboden auszudehnen, die schwarzen Arme und Klauen fröhlich ausgestreckt. Verdammt, ich hatte das grässliche Vieh ganz vergessen! , überlegte Cassie hektisch. »Vergiss es, sag es mir nicht!«
    Doch Angelese seufzte nur, in einer seltsam beiläufigen Resignation.
    Da ertönte eine Stimme wie zwei sich aneinander reibende Insektengliedmaßen. »Bitte, bitte! Sag’s ihr! Lass mich deinen hübschen Körper in Stücke reißen …«
    »Wir wissen«, fing Angelese an, »dass es innerhalb der nächsten Tage passieren wird.« Schon wurden die

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