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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Klauen des Schattens länger und reckten sich nach vorn. Langsam glitten sie die weißen Beine des Engels empor, hinterließen aber nur leuchtend rote, fadendünne Kratzer. Das Ding stöhnte in einer Art wahnsinniger Ekstase. Angelese erschauerte nur kurz und stellte sich dem Schmerz.
    »Also, innerhalb der nächsten Tage, und wenn das geschieht, werde ich bereit sein und dich von hier wegbringen. Dann werde ich dir den anderen Totenpass zeigen, es gibt nämlich nicht viele Totenpässe jenseits des nächsten Migrationspunktes hier in der Gegend, aber ich kenne einen« – triumphierend grinste sie trotz der zunehmenden Qual -, »ich kenne einen, weil der Erzengel Gabriel ihn mir gezeigt hat!« Und nun schrie sie so sehr, dass das Bett bebte. Die Beweglichkeit und der Körperumfang des Umbraphantoms wuchsen an, genährt von dem, was gesprochen wurde. Seine tintenschwarze Form glitt vorwärts und umfing Angelese, hob ihr Gewand hoch über die Hüften. Die messerscharfen Krallenspitzen zogen langsam, genüsslich Furchen über die Innenseiten der Schenkel. Das Blut floss wie Wasser aus einer Quelle.
    Cassie kauerte sich tränenüberströmt in eine Ecke und flehte: »Hör auf, hör auf, hör auf!«
    Aber Angelese keuchte, sie lachte, als trotze sie den sorgsamen Quälereien des Ungeheuers. »Da ist noch etwas, sozusagen Luzifers Plan B …«
    »ERZÄHL ES MIR NICHT!«, schrie Cassie.
    »Luzifer weiß, dass es ihm vielleicht nicht gelingt, dich zu verschleppen. Deshalb bräuchte er eine andere Tochter des Äthers, aber die gibt es nicht. Du bist die einzige in der Geschichte …«
    Inzwischen waren die schwarzen Hände des Schattens auf Angeleses Brust angekommen und schlugen eine Wunde nach der anderen. Die Klauen bohrten sich direkt unter das Brustbein, kratzten ein Loch, bis die ganze Kralle darin verschwand. Er flüsterte: »Süße kleine Engelsschlampe, lass mich mit deinem unsterblichen Herzen spielen, lass es mich mit meinen Krallen kitzeln …«
    »Aber es wird etwas anderes geben«, keuchte der Engel. »Einen Sohn des Äthers …«
    »Wie bitte?«
    »Die männliche Version von dir …« Doch mehr konnte Angelese nicht mehr aushalten, als die Krallenhand des Schattens ihr schlagendes Herz quälte. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, und sie fiel rückwärts auf den Fußboden. Flüssiges rotes Licht strömte aus ihren Wunden. Das Umbraphantom kicherte wie jemand, der gerade einen habgierigen Orgasmus hatte, und dann zog sich seine Gestalt wieder in den Schatten zurück, der sich um Angeleses regungslosen Körper wand.
    Cassies Kopf drehte sich, ihre Wangen waren feucht und die Zähne klapperten noch vom Anblick dieser Grausamkeit. Hellrotes Blut leuchtete an den Wänden und bildete eine flache Pfütze auf dem Fußboden.
    Immer wieder spulten sich die Worte in Cassies Kopf ab, wie ein Flüstern im Traum: Sohn des Äthers, Sohn des Äthers … Die männliche Version von dir …
    Sie verlor das Bewusstsein.

SELBSTMORD

KAPITEL ACHT

I
    »Ein Einser-Student mit einem IQ von 170. Hat noch nie in seinem Leben in einer Prüfung nicht mit ›ausgezeichnet‹ abgeschnitten. Achtzehn Jahre alt und schon im Hauptstudium, aber seht euch das an. Seht euch an, wie dämlich der Typ in Wahrheit ist. Wie kann jemand, der so klug ist, gleichzeitig so blöd sein?«
    Jedes Wort schien sich wie ein Spatenstich in Walters Grab zu bohren und ihn grimmig wieder emporzuholen. Aber Walter wollte doch gar nicht wieder ausgegraben werden. Was war denn hier los?
    Er hatte sich gerade den Schädel mit einer Remington 870 Pump weggeblasen, in deren Kammer sich ein Flintenlaufgeschoss Kaliber 12 befunden hatte.
    »Was für ein dummer Arsch. Was für ein gehirnamputierter Vollidiot.«
    Die Person, die ihn da gerade so unflätig beschimpfte, war sein Zwillingsbruder Colin, der neben Walters Bett saß und ein MAD-Heft in der Hand hielt. Colins widerborstiges feuerrotes Haar – das Walters Haar exakt glich – leuchtete im Licht der Lampe neben dem Stuhl.
    Wo bin ich? , überlegte Walter verzweifelt.
    »Du bist im Krankenhaus, Einstein, falls du es noch nicht bemerkt hast«, erklärte Colin. »Und, nein, du bist nicht tot. Himmelherrgott, Walter. Wo hattest du denn dieses Gewehr her?«
    »Ist doch völlig egal.« Endlich sprach Walter, doch sein Hals war trockener als Wüstensand. Er war gescheitert. Er hatte seinen eigenen Selbstmord überlebt – die ultimative Demütigung. Doch wie konnte das passieren? Er richtete sich auf die Ellbogen

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