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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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fuchtelten auf dem metallenen Metzgertisch herum. Als sie quiekte – ein Geräusch wie kreischende Bremsen -, runzelte der Troll die Stirn, dann rammte er ihr blitzschnell ein Gemüsemesser in den Kehlkopf und drehte es so lange herum, bis das Quieken nur noch ein Gurgeln war. Sie zitterte immer noch, als der Metzger ihre Innereien nach und nach entnahm und sie in einen elektrischen Fleischwolf steckte. Dann schaltete er das Gerät an und sah zu, wie das Fleisch darin verschwand.
    Das Monster in der Schürze hielt inne. Seine breite, gefurchte Stirn legte sich in Falten, als spüre er etwas. Mit einem Grunzen warf er den Kopf herum und sah durch das Fenster Cassie direkt an.
    Cassie erschauerte. »Angelese!«
    Schon öffnete der Troll das Fenster, das Beil in der knotigen Faust.
    Unterdessen schritt die Metamorphose des Raums immer weiter voran. Der heiße Gestank verrottenden Fleischs blies herein, als der Metzger das Fenster vollständig geöffnet hatte. »Ich komme dich holen, Süße. Aus dir mach ich einen hübschen Hackbraten …«
    »Du solltest lieber was unternehmen«, meinte Angelese. »Jetzt wäre ein ganz günstiger Moment.«
    »Was soll ich tun? Ihn anspucken? Meine Kräfte funktionieren in der Welt der Lebenden nicht! Nur in der Hölle!«
    »Aber Cassie«, erklärte Angelese erstaunlich gefasst. »Im Augenblick befindest du dich mitten in einer räumlichen Verschmelzung zwischen deiner Welt und einem Sektor der Mephistopolis. Was deine Kräfte betrifft, ist das hier die Hölle.«
    Cassie war von ihrem Entsetzen so überrollt worden, dass sie daran noch gar nicht gedacht hatte. Ihre Furcht wandelte sich in Wut, und sie schleuderte dem Troll einen durchdringenden Blick zu. Die plumpe Kreatur heulte auf und torkelte rückwärts, als hätte sie jemand geschubst. Im Geiste stellte sich Cassie zwei riesige Hände vor, die den Kopf des Trolls packten. Sie formulierte den Gedanken aus. Der Fleischwolf. Steck ihn in den Fleischwolf. Und schon hoben die ätherischen Hände den Troll zurück in die Metzgerküche und steckten ihn in den Fleischwolf. Das metallische Heulen des Motors wurde kurz zu einem Stottern reduziert, als die Klingen ihre neue Aufgabe anpackten. Der Troll krümmte sich, dann verschwand er Zentimeter für Zentimeter in der Maschine.
    »Sehr schön«, sagte Angelese. »Und jetzt raus hier.«
    »Aber nicht da durch!« Cassie zeigte entschlossen auf das Höllenfenster. Sie wandte sich zur Zimmertür. Sie wusste zwar, dass die Tür von außen verschlossen war, doch sie konnte sie mit einem einzigen Gedanken aus den Angeln heben. Allerdings …
    »Können wir dann mal los?« Angelese tippte mit dem Fuß auf den Boden.
    »Wer weiß, was auf der anderen Seite ist.«
    »Du hast ja Recht, aber hier können wir nicht bleiben. Hast du denn überhaupt nichts kapiert? Der einzige Grund für diese räumliche Verschmelzung ist der Wunsch, dich zu fangen. Also setz deine Kräfte ein und öffne die …« Die Schultern des Engels sanken herab. »Zu spät.«
    Cassie sah wieder zur Tür. Der Spalt um den Türrahmen schien zu verschwimmen und verschwand dann vollkommen. Tür und Rahmen waren jetzt zu einem Stück verschweißt. »Was zum Teufel ist jetzt wieder passiert?«
    »Eine Psychoschweißnaht. Damit du nicht fliehen kannst. Auf dem Höhepunkt der räumlichen Verschmelzung werden sie einen Nektoport hier reinschicken und dich abholen. Komm schon, hier lang!«
    Der Engel stieg durch das Metzgerfenster. Ich WILL das nicht , dachte Cassie, doch hatte sie eine Wahl? Sie kletterte ebenfalls durch das Fenster und hielt wegen des Gestanks den Atem an.
    »Was ist mit dir?«, fragte sie Angelese. Ein junger Imp beachtete sie überhaupt nicht, als sie an ihm vorbeiliefen. Er zerstieß Knochen auf einem Tisch und holte das Mark heraus. »Du bist ein Engel. Was ist mit deinen Kräften?«
    »Meine sind alle masostilliert.«
    Cassie runzelte die Stirn. »Bitte was?«
    »Es dauert zu lange, um sie zu initiieren.«
    »Und was ist mit deinem eigenen Nektoport? Beim Traumchanneln hattest du einen. Könnten wir den nicht benutzen, um von hier abzuhauen?«
    »Der Radius ist zu begrenzt. Wir haben nicht die Macht, einen Nektoport während einer räumlichen Verschmelzung anzutreiben. Im Gegensatz zu denen. Vertrau mir einfach und tu, was ich sage.«
    Das war ebenfalls nicht gerade ermutigend. Hoppla! , dachte sie, als ihre Flipflops an eine Kante stießen. Sie sah hin und bemerkte, dass sie gerade beinahe in ein bodenloses Loch

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