Inferno
ist diskret, und wir benötigen eine Menge mehr Daten als das, was uns dieses improvisierte Labor liefern kann.«
Sinskey blickte zu der Handvoll SRS -Agenten, die Wasserproben sammelten und über ihrer tragbaren Elektronik hockten. Er hat Recht .
»Mein Kontakt beim CDC verfügt über ein voll ausgerüstetes mikrobiologisches Labor. Er konnte bereits die Existenz eines extrem ansteckenden viralen Pathogens bestätigen, das bis heute völlig unbekannt war«, fuhr Brüder fort.
»Warten Sie!«, unterbrach ihn Sinskey. »Wie konnten Sie ihm so schnell eine Probe zukommen lassen?«
»Habe ich nicht«, antwortete Brüder. »Er hat sein eigenes Blut getestet.«
Es dauerte einen Moment, bis Sinskey die Bedeutung von Brüders Worten verarbeitet hatte.
Es ist global.
KAPITEL 99
Langdon bewegte sich langsam. Er fühlte sich eigenartig körperlos, wie in einem besonders lebendigen Alptraum. Was könnte tragischer sein als eine tödliche Seuche?
Sienna hatte geschwiegen, seit sie aus dem Motorboot gestiegen war und Langdon bedeutet hatte, ihr zu folgen … weg von den Docks und den Menschen, über einen einsamen Kiesweg, immer weiter weg vom Wasser.
Sie hatte aufgehört zu weinen, doch er spürte, dass sich ein Schwall von Emotionen in ihr staute. In der Ferne heulten Sirenen. Sienna schien es nicht zu bemerken. Sie starrte leeren Blickes zu Boden, wie hypnotisiert vom rhythmischen Knirschen des Kieses unter ihren Füßen.
Sie betraten einen kleinen Park, und Sienna führte Langdon zu einem Wäldchen, wo sie vor aller Welt verborgen waren. Sie setzten sich auf eine Bank mit Aussicht auf das Wasser. Am anderen Ufer, in Galata, erstrahlte der alte Christea Turris , der Christusturm, inmitten der stillen Wohnviertel an den Hängen. Von hier aus sah die Welt eigenartig friedlich aus – mehr oder weniger das Gegenteil von dem, was unten in der Zisterne seinen Anfang genommen hatte. Inzwischen hatten Sinskey und ihr Team vermutlich ebenfalls festgestellt, dass sie zu spät gekommen waren, um die Pandemie noch aufzuhalten.
Sienna starrte hinaus auf das Meer. »Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, Robert«, sagte sie. »Die Behörden werden bald herausfinden, wohin ich gegangen bin. Aber vorher möchte ich, dass Sie die Wahrheit erfahren … die ganze Wahrheit.«
Langdon nickte schweigend.
Sienna wischte sich über die Augen und blickte ihn an. »Bertrand Zobrist …«, begann sie und stockte wieder. »Bertrand Zobrist war meine erste Liebe. Er wurde mein Mentor.«
»So viel weiß ich inzwischen«, sagte Langdon.
Sie sah ihn verblüfft an, doch dann redete sie weiter, als hätte sie Angst, den Mut zu verlieren. »Als ich ihn kennengelernt habe, war ich noch leichter zu beeindrucken als heute. Seine Vorstellungen und sein Intellekt verzauberten mich. Bertrand war überzeugt – genau wie ich –, dass unsere Spezies am Rand des Aussterbens steht. Dass uns ein furchtbares Ende droht, viel schneller, als sich irgendjemand eingestehen will.«
Langdon schwieg.
»Meine gesamte Kindheit hindurch wollte ich die Welt retten«, erzählte Sienna. »Und alles, was ich je zu hören bekam, waren Worte wie: ›Du kannst die Welt nicht retten – opfere nicht dein Glück, indem du es versuchst.‹« Sie stockte, den Tränen nah. »Dann lernte ich Bertrand kennen – einen wunderbaren, brillanten Mann, der mir sagte, dass es nicht nur möglich sei, die Welt zu retten, sondern sogar unsere moralische Pflicht. Er brachte mich mit einem ganzen Zirkel Gleichgesinnter zusammen – Persönlichkeiten mit atemberaubendem Intellekt und fantastischen Talenten … Persönlichkeiten, die wirklich imstande waren, die Zukunft zu ändern. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht mehr allein, Robert.«
Langdon spürte den Schmerz in ihren Worten und lächelte sanft.
»Ich habe in meinem Leben ein paar furchtbare Dinge erlebt«, fuhr Sienna mit zunehmend unsicherer Stimme fort. »Dinge, die ich nur schwer verarbeiten konnte …« Sie senkte den Blick und strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel, bevor sie sich wieder fasste und ihn ansah. »Vielleicht ist mein fester Glaube das Einzige, was mich weitermachen lässt. Mein fester Glaube daran, dass wir imstande sind, besser zu werden, als wir es heute sind. Dass wir einen katastrophalen Zusammenbruch vermeiden können.«
»Und Zobrist war ebenfalls davon überzeugt?«, fragte Langdon.
»Absolut. Bertrand hat die Menschheit mit grenzenlosem Optimismus betrachtet. Er war
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