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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Transhumanist und überzeugt, dass wir an der Schwelle zu einer glänzenden ›posthumanen‹ Zukunft leben, einer Epoche wahrhafter Transformation. Er hatte einen visionären Verstand und blickte auf eine Weise in die Zukunft, wie es sich nur wenige vorstellen können. Er hat die wunderbare Macht der Technologie begriffen und war überzeugt, dass sich unsere Spezies im Verlauf weniger Generationen vollkommen verändern würde – dass sie genetisch verbessert, gesünder, klüger, stärker, sogar mitfühlender werden würde.« Sie hielt inne. »Es gab nur ein Problem. Bertrand bezweifelte, dass unsere Spezies lange genug überleben würde, um all das Wirklichkeit werden zu lassen.«
    »Wegen der Überbevölkerung …«, sagte Langdon.
    Sie nickte. »Ganz richtig. Die Malthusianische Katastrophe. Bertrand sagte immer wieder zu mir, dass er sich vorkomme wie der Heilige Georg bei dem Versuch, das chthonische Monster zu erschlagen.«
    Langdon konnte ihr nicht folgen. »Die Medusa?«
    »Metaphorisch gesprochen, ja. Die Medusa und all die anderen chthonischen Gottheiten leben unterirdisch, weil sie direkt mit Mutter Erde assoziiert sind. Sie stellen Sinnbilder dar für …«
    »Fruchtbarkeit«, vollendete Langdon den Satz, verblüfft darüber, dass ihm die Parallele nicht früher aufgefallen war. Fruchtbarkeit. Population .
    »Genau, Fruchtbarkeit«, sagte Sienna. »Bertrand hat den Ausdruck ›chthonisches Monster‹ als Sinnbild für die unheimliche Gefahr benutzt, die uns aus unserer eigenen Fruchtbarkeit erwächst. Er beschrieb unsere Überproduktion an Nachkommen als ein Monster, das am Horizont lauert … ein Monster, dass wir unverzüglich bekämpfen müssen, bevor es uns alle verschlingen kann.«
    Unsere eigene Zeugungskraft verfolgt uns , erkannte Langdon. Das chthonische Monster . »Und Bertrand hat gegen dieses Monster gekämpft? Wie? « Langdon blickte Sienna in die Augen.
    »Sie müssen verstehen, das sind keine leicht lösbaren Probleme«, sagte sie defensiv. »Es ist nie schön, eine schwere Entscheidung treffen zu müssen. Ein Mann, der einem dreijährigen Kind das Bein abschneidet, ist ein brutaler Krimineller … es sei denn, es handelt sich bei diesem Mann um einen Chirurgen, der das Kind vor Wundbrand rettet. Manchmal ist die einzige Wahl, die einem bleibt, die zwischen einem größeren und einem kleineren Übel.« Ihre Augen wurden wieder feucht. »Ich glaube, Bertrand hatte ein nobles Ziel … aber seine Methoden …« Sie wandte den Blick ab, während sie um ihre Fassung rang.
    »Sienna«, flüsterte Langdon. »Ich muss alles wissen. Sie müssen mir erklären, was Bertrand getan hat. Was hat er genau auf die Welt losgelassen?«
    Sie sah ihn wieder an, und in ihren sanften braunen Augen stand unverhohlene Angst. »Er hat ein Virus erschaffen«, flüsterte sie. »Ein sehr spezielles Virus.«
    Langdon hielt den Atem an. »Sprechen Sie weiter.«
    »Bertrand erschuf etwas, das man ›viralen Vektor‹ nennt. Das ist ein Virus, das dazu gedacht ist, eine genetische Information in die Zelle einzuschleusen, an die es sich anheftet.« Sie wartete, bis Langdon ihr mit einem Kopfnicken signalisierte, dass er ihr folgen konnte. »Ein viraler Vektor tötet seine Wirtszelle nicht … er fügt lediglich eine bestimmte Sequenz in die DNS der Zelle ein und modifiziert auf diese Weise ihr Genom.«
    Dieses Virus verändert unser Erbgut? , dachte Langdon.
    »Das Heimtückische an Bertrands Schöpfung besteht darin, dass wir nicht wissen, ob wir infiziert wurden. Niemand wird krank. Es gibt keine erkennbaren Symptome, die verraten, dass wir genetisch verändert wurden.«
    Für einen Moment hörte Langdon das Blut in seinen Adern rauschen. »Und welche Veränderungen bewirkt es?«
    Sienna schloss die Augen. »Robert, als dieses Virus in der Zisterne freigesetzt wurde, nahm eine Kettenreaktion ihren Lauf. Jede Person, die in der Zisterne war und die Luft eingeatmet hat, wurde infiziert. Sie alle wurden zu viralen Wirten … ahnungslosen Komplizen, die das Virus auf andere übertragen und eine exponentielle Vermehrung in Gang gesetzt haben, die wie ein Steppenbrand über den Planeten hinweggerast ist. Inzwischen hat das Virus die gesamte Menschheit befallen, Sie, mich, einfach jeden .«
    Langdon sprang von der Bank auf und marschierte aufgeregt hin und her. »Und was macht es mit uns?«
    Sienna schwieg für einen langen Moment. »Das Virus … es macht die Menschen unfruchtbar«, sagte sie schließlich.

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