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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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zu können. Der Monitor zeigte nun Marta und Langdon, die vor der Vitrine standen und die Maske bewunderten. Hinter ihnen verdunkelte unvermittelt ein mächtiger Schatten den Durchgang, und ein unglaublich fettleibiger Mann kam ins Bild. Er trug einen braunen Anzug und eine Aktentasche und passte kaum durch die Tür. Sein gewaltiger Bauch ließ selbst die hochschwangere Marta dünn erscheinen.
    Langdon erkannte den Mann sofort. Ignazio?
    »Das ist Ignazio Busoni«, flüsterte er Sienna zu. »Der Direktor des Museo dell’Opera del Duomo . Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren – allerdings weiß ich erst seit heute, dass er von allen il Duomino genannt wird.«
    »Ein passender Spitzname«, erwiderte Sienna leise.
    Langdon hatte in den vergangenen Jahren mehrfach mit Busoni in Kontakt gestanden bei Fragen zu Artefakten und zur Geschichte von Il Duomo , der Kathedrale von Florenz, für die der dicke Mann verantwortlich war. Der Palazzo Vecchio war bisher nicht sein Fachgebiet gewesen. Andererseits war Busoni eine einflussreiche Gestalt in der Kunstszene von Florenz und ein anerkannter Dante-Experte.
    Eine naheliegende Informationsquelle, wenn es um Dantes Totenmaske geht .
    Langdon konzentrierte sich wieder auf das Video. Jetzt war zu sehen, wie Marta geduldig an der Rückwand des andito wartete, während sich Langdon und Busoni über die Absperrung beugten, um die Maske aus größtmöglicher Nähe in Augenschein zu nehmen. Die Minuten vergingen, während die Männer ihre Betrachtungen und Diskussionen fortsetzten. Hinter ihrem Rücken war zu sehen, wie Marta mehrmals verstohlene Blicke auf ihre Armbanduhr warf.
    Langdon wünschte, die Aufzeichnung hätte auch über Ton verfügt. Worüber habe ich mich mit Ignazio unterhalten? Wonach haben wir gesucht?
    In diesem Augenblick stieg Langdon im Video über die Absperrung und kauerte sich vor die Vitrine, das Gesicht nur wenige Zentimeter vom Glas entfernt. Marta ermahnte ihn unverzüglich, und Langdon entschuldigte sich und trat wieder zurück.
    »Bitte verzeihen Sie, dass ich so streng war«, sagte sie jetzt und sah ihn über die Schulter hinweg an. »Aber wie ich schon gestern Abend sagte, die Vitrine ist antik und sehr zerbrechlich. Der Eigentümer der Maske besteht darauf, dass wir die Besucher hinter der Absperrung halten. Nicht einmal der Museumsdirektor darf die Vitrine öffnen, wenn der Besitzer nicht zugegen ist.«
    Es dauerte einen Moment, bis Langdon dämmerte, was sie soeben gesagt hatte. Der Besitzer der Maske? Bis zu diesem Augenblick hatte er angenommen, die Maske wäre Eigentum des Museums.
    Sienna sah ebenfalls überrascht auf. »Die Maske gehört gar nicht dem Museum?«
    Marta schüttelte den Kopf, während sie den Blick wieder auf den Bildschirm richtete. »Ein reicher Mäzen hat angeboten, Dantes Totenmaske aus unserer Sammlung zu kaufen und als Dauerleihgabe bei uns zu lassen. Er hat ein kleines Vermögen geboten, und wir haben das Angebot nur zu gerne angenommen.«
    »Moment, verstehe ich das richtig?«, fragte Sienna. »Er hat die Maske gekauft … und trotzdem hier gelassen?«
    »Das ist ein verbreitetes Arrangement«, erklärte Langdon. »Philanthropische Akquisition – eine Möglichkeit für Mäzene, Museen große Summen zu spenden, ohne das Geschenk als Wohltätigkeit abschreiben zu müssen.«
    »Der Mäzen ist ein ungewöhnlicher Mann«, sagte Marta. »Ein wahrer Dante-Experte und ein wenig, wie sagen Sie doch gleich … fanatico ?«
    »Wer ist dieser Mäzen?«, fragte Sienna. Ihr beiläufiger Tonfall war plötzlich drängend geworden.
    »Wer er ist?« Marta runzelte die Stirn, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. »Sie haben sicher kürzlich in den Nachrichten von ihm gehört. Der Schweizer Milliardär Bertrand Zobrist.«
    Der Name klang in Langdons Ohren vage vertraut; Sienna hingegen packte ihn am Arm und drückte so fest zu, als hätte sie einen Geist gesehen.
    »Oh, richtig …«, sagte sie stockend. Ihr Gesicht war blass. »Bertrand Zobrist. Der berühmte Biochemiker. Hat schon in jungen Jahren ein Vermögen mit seinen Patenten gemacht.« Sie verstummte und schluckte mühsam, dann beugte sie sich zu Langdon. »Zobrist hat das Fachgebiet der Keimbahn-Manipulation praktisch erfunden.«
    Langdon hatte keine Ahnung, was Keimbahn-Manipulation bedeutete, doch der Begriff klang unheilvoll – insbesondere eingedenk der düsteren Visionen von Pest und Tod, die ihn neuerdings heimsuchten. Er fragte sich, ob Sienna Zobrist deswegen so

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