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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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der Welt gab.«
    »Erstaunlich«, sagte Sienna und blickte suchend zu den hinteren Räumlichkeiten. »Und zur Maske geht es dort entlang?«
    Warum so eilig? Marta benötigte noch eine Minute, bis sie wieder zu Atem gekommen war. »Ja, aber vielleicht interessiert Sie das da.« Sie deutete auf eine kleine, nach oben führende Treppe hinter einem Alkoven. »Diese Treppe führt zu einem Laufsteg zwischen dem Dachgebälk, von wo aus Sie auf Vasaris berühmte hängende Decke hinuntersehen können. Falls Sie einen Blick darauf werfen möchten … ich würde solange hier unten warten.«
    »Bitte, Marta«, unterbrach Sienna sie ungeduldig. »Ich würde gerne die Maske sehen. Wir … wir haben leider nur wenig Zeit.«
    Marta sah die junge Frau perplex an. Sie mochte es ganz und gar nicht, von jemand Fremdem mit Vornamen angesprochen zu werden, auch wenn sich diese neumodische Umgangsform immer mehr durchzusetzen schien. Ich bin immer noch Signora Alvarez , schalt sie insgeheim. Und ich tue Ihnen einen Gefallen, Signora Langdon.
    »Also schön, Sienna«, erwiderte Marta knapp. »Hier entlang bitte.«
    Sie verschwendete keine Zeit mehr mit weiteren Informationen über interessante Exponate, während sie Langdon und seine Schwester durch die gewundene Abfolge von Räumen führte. Am vergangenen Abend hatten der Professor und il Duomino beinahe eine Stunde bei der Maske in dem kleinen andito verbracht. Marta hatte die beiden Männer neugierig gefragt, ob ihr Interesse an dem Exponat mit den ungewöhnlichen Geschehnissen zusammenhing, die sich im letzten Jahr um die Maske ereignet hatten. Langdon und il Duomino hatten ausweichend reagiert.
    Während Langdon und seine Schwester sich dem andito näherten, erklärte er ihr, wie einfach es war, eine Totenmaske anzufertigen. Seine Beschreibung war fehlerlos, wie Marta erfreut feststellte.
    »Kurz nach dem Tod wird das Gesicht des Verstorbenen mit Olivenöl bedeckt«, führte Langdon aus. »Anschließend wird vom Haaransatz bis zum Hals eine Schicht aus feuchtem Gips aufgetragen, auch auf Augen, Nase und Mund. Nach dem Aushärten lässt sich diese Schicht leicht abnehmen und als Form benutzten, in die frischer Gips gegossen wird. Dieser neue Gips verhärtet zu einem unglaublich detaillierten Abbild des Gesichts. Die Methode wurde insbesondere bei bedeutenden Persönlichkeiten verwendet – Dante, Shakespeare, Voltaire, Tasso, Keats. Von allen gibt es Totenmasken.«
    »So, da wären wir endlich«, sagte Marta, als sie vor dem andito eintrafen. Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ der Schwester des Professors den Vortritt. »Die Maske ruht in der Vitrine an der linken Wand. Bitte bleiben Sie hinter der Absperrung.«
    »Danke sehr«, sagte die blonde Frau und betrat den schmalen Durchgang. Sie ging zur Vitrine und warf einen Blick hinein, und ihre Augen weiteten sich. Entgeistert drehte sie sich zu ihrem Bruder um.
    Marta hatte diese Reaktion schon oft gesehen. Viele Besucher fühlten sich erschüttert und abgestoßen vom Anblick der Maske: Dantes merkwürdig runzliges Gesicht, die Hakennase, die geschlossenen Augen.
    Der Professor trat neben seine Schwester und beugte sich ebenfalls über die Vitrine. Fast im gleichen Moment fuhr er zusammen, und in seinem Gesicht zeigte sich Überraschung.
    Marta stöhnte auf. Che esagerato. Sie folgte den beiden in den Durchgang. Als sie selbst bei der Vitrine ankam, entfuhr auch ihr ein erschrockenes Ächzen. Oh mio Dio!
    Marta Alvarez hatte erwartet, in das vertraute tote Gesicht des Dichters zu blicken. Stattdessen starrte sie in eine leere Vitrine. Nur noch die rote Samtauskleidung war zu sehen – und der kleine Pflock, der die Maske normalerweise stützte.
    Marta schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Ihr Atem ging schneller, und sie stützte sich auf einen der Absperrpfosten.
    Endlich riss sie sich vom Anblick der Vitrine los. Sie fuhr in Richtung Hauptausgang herum und schrie den dort sitzenden Nachtwächtern zu: »La maschera di Dante! La maschera di Dante è sparita!«

KAPITEL 40
    Marta Alvarez stand zitternd vor der leeren Vitrine. Sie hoffte, dass der Krampf in ihrem Unterleib von Panik herrührte und nicht von einsetzenden Wehen.
    Die Totenmaske ist verschwunden!
    Die beiden Wachleute waren in den andito gekommen, hatten die leere Vitrine gesehen und sofort gehandelt. Einer war in den nahen Videokontrollraum gerannt und hatte begonnen, die Aufnahmen der Sicherheitskamera zu kontrollieren, während der andere die Polizei angerufen

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