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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Kugel von Mappa Mundi , doch Langdon würdigte sie keines Blickes. Stattdessen wanderte sein Blick über die Wände.
    »Wir müssen Armenien finden!«, sagte er. »Die Karte von Armenien!«
    Sienna eilte zur rechten Wand des Kartensaals, um systematisch nach einer Karte von Armenien zu suchen, während Langdon sich nach links wandte.
    Arabien … Spanien … Griechenland …
    Jedes Land war in bemerkenswertem Detail dargestellt eingedenk der Tatsache, dass die Zeichnungen vor mehr als fünfhundert Jahren angefertigt worden waren – zu einer Zeit, als ein großer Teil der Welt noch gar nicht entdeckt war, geschweige denn kartiert.
    Wo ist Armenien?
    Langdons eidetisches Gedächtnis nutzte ihm wenig, als er sich an die Führung vor einigen Jahren zu erinnern versuchte, in deren Verlauf er die geheimen Passagen und Gänge von Florenz besichtigt hatte. Er war damals leicht benebelt gewesen, nicht zuletzt wegen des zweiten Glases Gaja Nebbiolo , das er sich vor der Tour zum Mittagessen gegönnt hatte. Passenderweise bedeutete nebbiolo »kleiner Nebel«. Doch hatte Langdon nicht vergessen, dass es in diesem Raum eine besondere Karte gab – die von Armenien –, hinter der sich etwas Einzigartiges verbarg.
    Ich weiß, dass sie hier ist! , dachte er ärgerlich, während er die nicht enden wollende Reihe von Karten absuchte.
    »Armenien«, rief in diesem Moment Sienna. »Hier drüben!«
    Langdon fuhr zu ihr herum. Sie stand in der rechten Ecke des Saals. Er eilte zu ihr, und sie zeigte mit einem Gesichtsausdruck auf die Karte von Armenien, als wolle sie sagen: Das ist sie – und jetzt?
    Langdon hatte keine Zeit für Erklärungen. Stattdessen packte er mit beiden Händen den massiven Holzrahmen der Karte und zog kräftig daran. Die gesamte Karte schwenkte in den Raum – und mit ihr ein Teil der Wand samt Vertäfelung. Dahinter kam ein geheimer Durchgang zum Vorschein.
    »Okay«, sagte Sienna beeindruckt. »Armenien also.«
    Ohne zu zögern trat sie in den dunklen Gang. Langdon folgte ihr und schloss die getarnte Tür hinter sich.
    Trotz seiner nebelhaften Erinnerungen an die damalige Führung war ihm dieser Geheimgang im Gedächtnis haften geblieben. Er und Sienna hatten soeben quasi einen Spiegel passiert und waren im Palazzo Invisibile angelangt, jener heimlichen Welt, die sich hinter den Wänden des Palazzo Vecchio verbarg. Nur der damals herrschende Herzog und seine engsten Angehörigen hatten Zutritt zu diesem Reich gehabt.
    Langdon verharrte einen Moment, um sich zu orientieren, während er die neue Umgebung auf sich wirken ließ. Sie befanden sich in einem gemauerten Korridor aus hellem Stein. Durch eine Reihe staubiger Bleiglasfenster fiel schwaches Tageslicht. Der Korridor führte fünfzig Meter hinab zu einer Tür aus Holz, an die sich Langdon ebenfalls erinnerte.
    Er wandte sich nach links, wo eine schmale Treppe nach oben abzweigte. Der Weg war mit einer Kette versperrt, und ein Schild an der Wand verkündete: SENZA USCITA .
    Langdon wandte sich der Treppe zu.
    »Nein, Robert!«, warnte Sienna. »Da steht ›Kein Ausgang‹!«
    »Danke«, antwortete Langdon und grinste schief. »So viel Italienisch kann ich auch.«
    Er hakte die Kette aus und kehrte damit zur Geheimtür zurück, wo er das eine Ende der Kette um den Türgriff wickelte und das andere Ende um einen Lampenhalter an der Wand, sodass die Tür von außen nicht mehr geöffnet werden konnte.
    »Oh«, sagte Sienna dümmlich. »Gute Idee.«
    »Das wird sie nicht lange aufhalten«, sagte Langdon. »Aber wir brauchen auch nicht viel Zeit. Kommen Sie.«
    Er rannte los, und Sienna folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Als die Karte von Armenien endlich krachend aufflog, stürmten Agent Brüder und seine Männer den schmalen Gang hinunter, gefolgt von der schwangeren Kuratorin, die schnaufend hinter ihnen zurückfiel. Brüder rannte zur Holztür am anderen Ende des Gangs, stieß sie auf, und ein Schwall kalter Luft wehte ihm entgegen. Grelles Sonnenlicht blendete ihn.
    Brüder und sein Team hatten einen Laufsteg erreicht, der sich draußen am Dach des Palazzo entlangzog. Brüders Blick folgte dem Verlauf des Stegs. Er führte zu einer weiteren Tür, fünfzig Meter entfernt.
    Brüder sah sich um. Zu seiner Linken erhob sich das Dach des Saals der Fünfhundert wie ein Gebirge. Unmöglich, das zu überqueren. Auf der rechten Seite wurde der Laufsteg von einem tiefen Lichtschacht gesäumt. Ein Sturz wäre tödlich.
    Er richtete den Blick wieder geradeaus.

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