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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Palast«, erklärte Langdon. »Er ließ diesen geheimen Fluchtweg bauen, für den Fall eines Angriffs. Der Geheimweg führt zu einer winzigen Tür in einer Seitengasse. Wenn wir es bis dorthin schaffen, können wir unbemerkt nach draußen. Hier, sehen Sie den Gang, an der Seite?« Er deutete auf eines der Modelle.
    Er hat mich hergeführt, um mir Modelle zu zeigen?
    Sienna warf einen nervösen Blick auf die Miniatur und bemerkte die geheime Treppe, die verborgen zwischen der inneren und der äußeren Wand hinabführte, den ganzen Weg vom Dach bis nach unten auf die Straße.
    »Ich sehe die Treppe, Robert«, antwortete sie gereizt. »Aber sie liegt auf der anderen Seite des Palazzo! Wir schaffen es nie bis dorthin!«
    »Haben Sie ein wenig Vertrauen«, erwiderte Langdon grinsend.
    Plötzlich krachte es unter ihnen. Offenbar war soeben der Eingang hinter der Karte von Armenien aufgebrochen worden. Sie standen reglos da und lauschten auf die eiligen Schritte der Soldaten. Keiner schien auf die Idee zu kommen, dass die Beute noch weiter nach oben gestiegen sein könnte – schon gar nicht eine schmale, steile Stiege hinauf, die mit SENZA USCITA markiert war.
    Als der Lärm von unten verklungen war, schob sich Langdon zielstrebig zwischen den Vitrinen hindurch zu einem großen Hängeschrank auf der anderen Seite des Raums. Der Schrank maß vielleicht einen Meter im Quadrat und hing einen Meter über dem Boden. Ohne zu zögern packte Langdon den Griff und öffnete die Tür.
    Sienna runzelte überrascht die Stirn.
    Das Schrankinnere sah aus wie ein riesiges Nichts … als wäre das antike Möbelstück ein Portal in eine andere Welt, eine Welt voller Dunkelheit.
    »Folgen Sie mir«, sagte Langdon.
    Er nahm die Taschenlampe, die einsam an der Wand neben der Öffnung an einem Haken hing, und zog sich mit verblüffender Kraft und Wendigkeit nach oben in den Schrank. Einen Moment später war er in dem Loch verschwunden.

KAPITEL 46
    La Soffita , dachte Langdon. Der aufregendste Dachboden der Welt .
    Die Luft im Innern des leeren Raums roch muffig und abgestanden, und der Jahrhunderte alte Staub war so fein und leicht, dass er schwerelos in der Atmosphäre zu hängen schien. Ringsum knackten und ächzten dicke Balken, und Langdon hatte das Gefühl, als wäre er in den Bauch eines alten Segelschiffs gestiegen.
    Nachdem er sicheren Halt auf einem breiten Träger gefunden hatte, hob er die Taschenlampe und richtete den Strahl in die Dunkelheit.
    Vor ihm erstreckte sich ein scheinbar endloser Stollen, durchzogen von einem Gewirr aus Balken, Pfosten, Trägern und anderen Konstruktionselementen, die das von außen unsichtbare Gerippe des Daches über dem Saal der Fünfhundert bildeten.
    Langdon hatte den riesigen Dachboden schon einmal gesehen: bei seiner alkoholbenebelten Tour durch die geheimen Passagen vor einigen Jahren. Das hängeschrankartige Fenster in der Sala di modele war nachträglich in die Wand gebrochen worden, damit Besucher mit einer Taschenlampe durch die Öffnung die echte Dachkonstruktion betrachten konnten, und nicht nur das Miniaturmodell.
    Als Langdon den Dachboden betreten hatte, staunte er nicht schlecht, wie sehr die Konstruktion einem gewöhnlichen Scheunendach ähnelte – ein traditionelles Giebelfachwerk mit klassischen Zimmermannsverbindungen und Holznägeln, nur viel größer.
    Sienna war unterdessen ebenfalls durch das Fenster geklettert und richtete sich nun neben ihm auf, während sie sich an einem Balken festhielt. Langdon schwenkte die Taschenlampe hin und her, um ihr die ungewöhnliche Umgebung zu zeigen.
    Der Blick entlang der Längsachse des Dachstuhls erinnerte an eine endlose Abfolge gleichschenkliger Dreiecke, die irgendwo in der Ferne verschwanden. Unter ihren Füßen gab es keine Dielenbretter. Die quer verlaufenden Tragebalken waren völlig nackt und erinnerten an eine Abfolge massiver Eisenbahnschwellen.
    Langdon deutete in die Dunkelheit hinaus. »Wir befinden uns direkt über dem Saal der Fünfhundert«, sagte er leise. »Wenn wir einen Weg auf die andere Seite finden, sind wir schon fast bei der Treppe des Herzogs.«
    Sienna warf einen zweifelnden Blick auf das Labyrinth aus Balken und Streben vor ihnen. Der einzige Weg, die andere Seite zu erreichen, bestand anscheinend darin, von einem Balken zum nächsten zu springen – doch der Zwischenraum war viel zu groß. Die Balken waren mächtig – jeder einzelne bestand aus einer Reihe dünnerer Balken, die von Eisenbändern

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