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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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einem schlechten Film. Jonas konnte niemandem wehtun … Nicht Jonas!
    Das Handy fiel ihr in den Schoß. Sie sah sein Gesicht vor sich, wie er am Nachmittag wutentbrannt auf Rudi losgegangen war. Er hatte sie verteidigen wollen. Und ihr hatte das insgeheim auch noch geschmeichelt … Wie abartig kam ihr das jetzt vor! Sie ließ ihr Gesicht schwer in ihre aufgestützten Hände fallen. Nicht Jonas! Sie schüttelte den Kopf. Jonas war immer einer von den Guten. Er konnte doch nicht mal einer Fliege was zuleide tun. Geschweige denn, einen Menschen verletzen!
    »Klara?«
    Aus ihrem Schoß tönte eine verzerrte Stimme.
    »Klara, bist du noch da?«
    Wie ferngesteuert nahm Klara das Telefon wieder ans Ohr. »Ja. Klar. Ich bin da. Kann ich irgendwas tun?« Sie blinzelte, weil sie nicht glauben konnte, dass das alles nicht doch nur ein Albtraum war.
    »Es tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt hab. Aber ich dachte … weil du und Jonas … ich wollte nicht, dass du es morgen erst in der Schule von den anderen erfährst. Ein paar aus der Klasse waren auch da. Ich hab Lucie und Sandra auf der Tanzfläche gesehen … Ich weiß nicht, wie viel sie mitgekriegt haben, aber es war schon ein Mordstrara … Ich fürchte, sie waren nicht besoffen genug, um nichts davon zu bemerken.«
    Autsch! Ausgerechnet Lucie. Dank diesem Lästermaul wusste es morgen bestimmt die ganze Schule. Klara zog die Lippen zwischen die Zähne. Kurz überlegte sie, ob die Schmerzen, die ihren Magen gerade in einen steinharten Kloß verwandelten, ausreichen würden, um am Montag zu Hause bleiben zu können. Doch sie verwarf diesen Gedanken im nächsten Moment. Sie konnte Lucie das Feld nicht kampflos überlassen. Irgendjemand musste Jonas gegen ihre Giftspritzereien verteidigen.
    »Danke, Rudi.« Sie räusperte sich an dem Frosch, der ihr im Hals steckte. Ausgerechnet von Rudi Schützenhilfe zu bekommen, überraschte sie. Wo sie selbst doch hartnäckig das Gerücht nährte, er wäre unglücklich – weil chancenlos – in Lucie verknallt. Und auch nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt, was sie von seiner Sprachbegabung hielt. So ließ sie keine Gelegenheit aus, ihn bei Diskussionen im Deutschunterricht vor der ganzen Klasse ins offene Messer laufen zu lassen. Allein seiner Gutmütigkeit war es zuzuschreiben, dass er sie deswegen nicht hasste. Doch sogar das hatte sie bisher als Zeichen von Schwäche gewertet. Jetzt schämte sie sich für ihre Überheblichkeit.
    »Tut mir leid«, krächzte sie und hoffte, er würde wissen, was sie alles damit meinte.
    »Versuch zu schlafen.« Seiner Stimme war der Schock über die Ereignisse des Abends deutlich anzuhören.
    Klara nickte automatisch. »Du auch.«
    Sie wusste, dass er genauso wenig schlafen würde wie sie. Aber es war tröstlich, sich nicht allein zu fühlen.

_ 7 _

    Es war noch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte. Rudi fehlte. Und Klara wünschte sich, sie hätte ebenfalls ihrem ersten Impuls nachgegeben. Mama wollte sie ohnehin nicht in die Schule gehen lassen, nachdem sie mit ihrem hartnäckigen Nachfragen Klara den Grund für ihr übernächtigtes Gesicht und ihr fahriges Verhalten aus der Nase gezogen hatte. Sie hatte sie zu trösten versucht und sie sogar zu einem Kinonachmittag eingeladen, obwohl Klara wusste, dass die Sonntage für ihre Mutter heiliges Rückzugsgebiet waren, an denen sie sich normalerweise entweder mit einem Buch auf die Couch lümmelte oder mit ihren Freundinnen zum Kartenspielen und Tratschen traf. Klara hatte abgewunken. Der Einzige außer Jonas, mit dem sie gerne gesprochen hätte, war Richi. Aber Jonas war immer noch in Polizeigewahrsam und durfte keinen Besuch empfangen, und Richi war den ganzen Sonntag offline.
    Als Klara am Montag mit starrem Blick ihren Platz ansteuerte, fand sie auf ihrem Stuhl ein Paar Boxhandschuhe. »Für Bonnie – herzlich, Clyde« stand auf einem Blatt Papier, das darunter eingeklemmt war. Hinter ihrem Rücken kicherten die Ersten. Klara reckte das Kinn vor. Auf keinen Fall würde sie zeigen, wie mies es ihr ging. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sie sich langsam um. Sandras Gesichtsfarbe wechselte zu Dunkelrot, während sie angestrengt in ihrer Tasche kramte. Dabei zuckten ihre Schultern auffällig. Silvie und Sebastian standen neben der Tür und steckten die Köpfe zusammen, und Lucie erwiderte ohne ein Zeichen von schlechtem Gewissen ihren Blick, obwohl Klara ihre ganze Verachtung hineinlegte. Minutenlang starrten sie sich an. Keine

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