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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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anzusehen, sprach er sie an. »Vertrau mir, Klara. Ich gebe dir alles, was du willst. Brauchst du Beweise? Du bekommst sie. Bleib hier stehen und warte, bis du in diesem Fenster Licht siehst. Ich bringe deine Freunde an diese Tür. Dann werde ich einen Notfall simulieren. Das wird die Aufmerksamkeit des Personals für eine gewisse Zeit auf sich ziehen. Die müsst ihr nutzen. Achte auf nichts anderes, als auf deine Freunde. Es kann sein, dass du mit ihnen ein paar Probleme hast. Ich gebe ihnen was, damit sie wieder klar werden. Ich kann aber nicht sagen, wie schnell das bei ihnen wirkt. Menschen reagieren immer sehr individuell.«
    Die ganze Zeit über, während er mit gepresster, abgehackter Stimme sprach, starrte er auf das rote Licht, das den Ausgang markierte. Auch als er durch die Tür schlüpfte, drehte er sich nicht nach ihr um. Klara schaute ihm nach, bis er über die Treppe verschwunden war. Seine Bewegungen kamen ihr mechanisch vor. Als liefe er über ein internes Notprogramm.
    »Was haben sie mit dir gemacht?«, flüsterte sie in die Dunkelheit. Bewegungslos verharrte sie auf der Stelle und ließ das Fenster, das Lukas ihr gezeigt hatte, nicht aus den Augen. Trotzdem zuckte sie zusammen, als plötzlich Licht aufflammte. Stolpernde Schritte waren zu hören.
    Gleich darauf wurde die Tür aufgestoßen. Alen kam als Erster heraus. Er torkelte, als wäre er betrunken und lehnte sich gegen die Mauer, kaum dass er im Freien war. Er steckte in blauer Anstaltskleidung und Klara bemerkte, dass er keine Schuhe anhatte. Lucie stolperte hinter ihm her. Sie stürzte sich auf Klara und fiel ihr um den Hals.
    »Du Engel! Ich verzeih dir alle Gemeinheiten und den Lucifer und die geklaute Redeidee für den Wettbewerb … Du bist da! Du hast uns nicht im Stich gelassen!«
    Klara packte sie unter den Armen. Ihr Blick irrte zu Lukas, der noch auf der Schwelle stand. In seinen hellgrauen Augen entdeckte Klara keine Spur des Irrsinns, den sie erwartet hatte. Nur Verletzlichkeit und eine Sehnsucht, die ihr den Hals zuschnürte.
    »Danke«, wisperte sie und ließ die Tränen, die in ihr hochstiegen, über die Wangen rollen, ohne sie abzuwischen.
    »Pass auf dich auf«, hörte sie noch, bevor sich sein Schatten auf der Treppe verlor.
    Klara hievte Lucies Kopf auf ihre linke Schulter und fasste Alen mit der Rechten unter. »Jetzt reißt euch zusammen, ihr zwei Kiffköpfe! Wir haben keine Zeit, bis ihr euren Rausch ausgeschlafen habt. Wenn ihr überhaupt jemals wieder in Ruhe schlafen wollt, dann macht euch jetzt nicht so schwer und bewegt euch!«
    Sie kamen für ihre Begriffe viel zu langsam vorwärts. Immer wieder rutschte einer von ihnen aus ihrem Griff oder stolperte über die eigenen Füße. Klara schaute zur Fassade der Klinik hinüber. Aus dem Inneren drangen aufgebrachte Stimmen zu ihnen heraus. Lukas hatte sein Versprechen eingelöst. Rufe und schlagende Türen sprachen von hektischer Aufregung. Doch sie waren gerade erst beim Labor angelangt und Lucie ging schon wieder auf die Knie. »Ein Kaninchen! Schau nur, wie niedlich!«, krakeelte sie und krabbelte über die nebelfeuchte Wiese davon. Klara schnaufte und lehnte Alen gegen die Hausmauer, um Lucie wieder einzufangen.
    In diesem Augenblick zerschnitt eine schwefelgelbe Stichflamme die trübe Finsternis und ein Knall zerriss Klara beinahe das Trommelfell. Unmittelbar neben ihrem Fuß durchschlug ein Betonstück die Rasenoberfläche und bohrte sich tief in das feuchte Erdreich hinein. Steinbrocken prasselten auf sie nieder und sie warf sich schützend über Lucie, die wie ein verschrecktes Kind auf ihren Fersen hockte und die Augen aufriss. Das ohrenbetäubende Jaulen der Alarmanlage mischte sich zwischen die Explosion.
    Alen lehnte immer noch an derselben Stelle, an der Klara ihn abgestellt hatte, als sie es endlich wagte, wieder den Kopf zu heben. Lucie wimmerte, schien aber unverletzt zu sein, und auch Alen hatte keinen sichtbaren körperlichen Schaden erlitten.
    Klara tastete ihren Arm ab. Am Oberarm brannte es, wenn sie daran rührte. Sie versuchte aufzustehen. Bunte Seifenblasen trieben vor ihr auf und nieder.
    »Klara! Meine Klara! Bist du da? Klara!«
    Der weiße Mantel wehte um den schlaksigen Körper. Klara wollte winken, dann wurde ihr schwarz vor den Augen. Die helle Hausmauer neigte sich und sie kippte darauf zu.

_ 36 _

    Fremdartige Geräusche … Flüstern … Tuscheln … Raunen … Sie lauscht. Da ist so viel, was sie sich merken will. Sie ist in ihrer Welt

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