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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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geklemmt hielt. »… als mir mein Vater dieses kleine Bündel in den Arm gelegt hat.« Er sah sie so plötzlich an, dass Klara erschrocken zusammenzuckte.
    » Ich habe dir das veränderte Gen eingesetzt. Ich habe es getan. Für dich … Alles, alles, alles tu ich für dich …«
    Klara schnappte nach Luft. Die Hand auf ihrem Babyfoto … er war das, der sie gehalten hat! Sie hatte plötzlich Schüttelfrost. Gleichzeitig kochte heftige Wut in ihr hoch. Eine Welle unbekannter Emotionen überrollte sie mit einer Wucht, wie sie es noch nie erlebt hatte. Mit einem Röcheln stürzte sie sich auf Lukas und krallte ihre Finger um den Kragen seines weißen Mantels. »Du Irrer! Du verdammtes Arschloch! Was hast du dir dabei gedacht?« Tränen schossen ihr aus den Augen und sie trommelte mit geballten Fäusten auf ihn ein. »Was hast du aus mir gemacht? Wer glaubst du denn, wer ich bin? Ein beschissenes Frankenstein-Monster? Eine Marionette? Ein Zombie?« Es war ihr egal, wohin ihre Fäuste trafen. Sie schlug immer weiter blind um sich, bis ihr jemand die Arme hinter den Rücken zog.
    »Klara, bitte! Beruhige dich doch!«
    Sie wehrte sich nur kurz gegen den festen Griff um ihre Handgelenke. Schweißgeruch stieg ihr in die Nase. Sie fühlte sich völlig durchnässt und erschöpft. Widerstandslos ließ sie sich in den Sitz drücken. Das Beben in ihrem Körper wollte nicht aufhören.
    Alens besorgtes Gesicht tauchte vor ihr auf. Und gleich dahinter Lucie. Klara sah in ihren Augen, dass sie nicht weniger aufgewühlt war als sie selbst. Die Hand, die sie ihr auf die Schulter legte, zitterte heftig.
    »Echt, Klara, am liebsten würde ich ihm auch eine reinhauen! Ich pack das alles sowieso noch nicht. Was wäre aus uns geworden, wenn der Typ und sein Vater uns in Ruhe gelassen hätten? Bin ich überhaupt noch echt? Oder irgendein perverser Klon? Ich darf gar nicht genauer darüber nachdenken, sonst werde ich noch total irre … Und vielleicht bin ich’s ja schon.« Sie schüttelte sich, dass ihr die blonde Mähne nur so ums Gesicht flog.
    Lucies Fragenstakkato fühlte sich an wie quälende Nadelstiche in einer offenen Wunde. Es gab keine Antworten darauf. Sie würden es nie erfahren, welches Leben auf sie gewartet hätte. Dieses Gefühl der Ohnmacht gab Klaras Zorn neue Nahrung. Sie biss sich auf die Fingerknöchel, um nicht erneut zuzuschlagen.
    »Mädels, auch wenn wir wahrscheinlich jedes Recht darauf haben, aufgebracht und wütend zu sein, sollten wir doch nicht vergessen, dass das niemandem von uns etwas nützt. Wir können uns aufregen und diesen Menschen noch so wild anklagen – das alles wird uns keine Sekunde unseres anderen Lebens zurückgeben. Und seien wir ehrlich: So schlecht ist es uns bisher nicht gegangen, oder?«
    Alen hatte sich vor beiden Mädchen auf die Fersen gehockt. Allein der Klang seiner dunklen Stimme hatte auf Klara eine beruhigende Wirkung. Die Wahrheit seiner Aussagen trug noch weiter dazu bei, dass ihr Atem sich langsam beruhigte. Sie hatte das alles noch lange nicht verdaut, aber sie war so weit, es fürs Erste als Tatsache zu akzeptieren. Kurz lehnte sie sich mit der Stirn gegen Alens Brustkorb, bevor ihr Blick zu Lukas wanderte. Nach allem, was in ihr getobt hatte, sah sie ihn nun mit ganz neuen Augen.
    Ohne sich zu wehren, hatte er Klaras Angriffe über sich ergehen lassen. Er saß in sich zusammengesunken, als hätte jemand einen Stecker aus der Dose gezogen. Sein Blick verlor sich im Regen, der gegen die Zugscheiben prasselte. Erneut erfassten Klara unbekannte Gefühle. Doch diesmal war es kein Zorn. Bei seinem Anblick schnürte es ihr die Kehle zu. Woher der Impuls kam, der sie am liebsten aufspringen und ihm über die fedrigen Haare streicheln lassen wollte, wusste sie nicht. Doch sie drängte ihn zurück und legte stattdessen ihre Hand auf Alens Arm.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Wie immer. Das Geschrei bringt jetzt gar nichts. Wir werden alle etwas Zeit brauchen, um mit diesem Wissen klarzukommen.« Sie schüttelte sich, als könnte sie damit all das Ungeheuerliche aus ihrem Kopf verjagen. »Lass uns das Thema wechseln. Ich wollte dich schon ewig etwas fragen: Wie war denn das Treffen mit deinem Vater?« Während sie sprach, ließ sie ihre Hand in ihren Rucksack gleiten. »In dem Wahnsinn der vergangenen Ereignisse hast du ja noch gar nichts davon erzählen können.«
    Alen schnaubte durch die Nase. »Stimmt, da ist tatsächlich eine ganze Menge dazwischengekommen.« Er blinzelte zu Lukas

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