Infiziert
sorgten sie dafür, dass er am Leben blieb, damit sie ihn verhören konnten. Selbst wenn sie ihn gefangen nahmen, sodass sie sein Gehirn mit ihren geheimen Maschinen und Monitoren untersuchen konnten, um seine Gedanken zu lesen, würde er weiterleben.
Und das Wichtigste war: Er hätte diese beschissenen Dreiecke gekillt. Selbst wenn die Soldaten ihn erledigen sollten, konnte niemand daran zweifeln, dass er wie ein Dawsey gestorben war.
Er würde nicht als menschlicher Brutkasten zugrunde gehen. Er würde sie nicht gewinnen lassen. Ein schmerzhaftes Fieber schien seine Muskeln zu umklammern. Seine Gelenke schmerzten und hämmerten dumpf wie eine große Trommel.
Die Verwesung. Die Verwesung aus seiner Schulter und seinem Hintern, die auf andere Körperteile übergriff. Vielleicht konnte er die Dreiecke bekämpfen, aber wie konnte er
verhindern, dass der schwarze, verrottende Schleim durch seine Adern strömte?
Die Vorstellung war zu Ende. Zeit, zu scheißen oder vom Topf zu steigen.
Die schlafenden neu geschlüpften Kreaturen erfüllten das Zimmer mit Klick- und Plopplauten. Ein Song von Garth Brooks drang schwach durch den Fußboden. Er kam aus der darunterliegenden Wohnung. In seinem Kopf war alles ruhig. Seine eigenen Dreiecke gaben nicht den geringsten Laut von sich.
Perry schob das Feuerzeug in seine Vordertasche und packte die Schnapsflaschen und seinen Messerblock, der seine Messer und seine Geflügelschere enthielt. Dann hüpfte er schwankend in Richtung Bad.
Burn, burn, yes ya gonna burn.
74
Der Bundesbeamte
Dew kniete nieder und starrte auf die Stelle im Schnee. Zuerst hatte er gedacht, er hätte sich das alles nur eingebildet, das Ding sei nichts weiter als das verrückte Produkt eines müden Geistes und müder Augen. Doch als er sich hinuntergebeugt hatte, um einen genaueren Blick darauf zu werfen, hatte er gewusst, dass es real war.
Ein winziger violetter Streifen auf dem von einer dünnen Schneeschicht überzogenen Bürgersteig. Er war klein, nicht einmal anderthalb Zentimeter lang und kaum drei Millimeter
breit. Der feine Pulverschnee machte ihn fast unsichtbar.
Dawsey war gestürzt, genau hier. Dew blickte zurück zu Dawseys Wagen. Wenn man von dem verrosteten Ford bis zu diesem Blutfleck eine gerade Linie zog, dann deutete diese Linie direkt auf die Tür des Gebäudes G.
Dew stand auf und ging in Richtung Tür. Sein Puls raste, und das Adrenalin strömte durch seine Adern. Er wandte seinen Blick nicht vom Boden, denn er suchte nach einem weiteren Blutfleck, nur um sicher zu sein.
Seine Schläfrigkeit verschwand, wofür zum Teil die Faszination der Jagd verantwortlich war, doch sein ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb war noch wichtiger.
Es war Zeit für die Party.
Der erste richtige Einsatz seit der Sache mit Martin Brewbaker, jenem infizierten Psychopathen, der seinen Partner umgebracht hatte. Brewbaker war weder groß noch war er ein Athlet gewesen, doch er hatte etwas bewiesen, das Dew wusste, seit er achtzehn war: Um ein Killer zu sein, muss man nicht groß oder schnell oder gut trainiert sein; man muss der Erste sein, der den Finger am Abzug hat. Es geht darum, anzugreifen, bevor der andere darauf vorbereitet ist. Es geht darum, dass man bereit ist, dem anderen ohne zu zögern an die Kehle zu gehen. Die Wucherungen hatten Martin Brewbaker zu einem solchen Menschen gemacht. Dawsey hatte dieselben Wucherungen, aber er war wirklich groß, und er war ein Athlet. Und er war bereits vor seiner Infektion gewalttätig und bösartig gewesen.
Dew empfand das Gefühl eines Déjà-Vu. Es kam ihm so vor, als betrete er noch einmal Martin Brewbakers Haus und ginge den Flur hinab, unmittelbar bevor dieses verrückte
Arschloch alles in Flammen aufgehen ließ und ein Beil in Malcolms Därme grub. In seinem Kopf hörte er den alten Sinatra-Song.
I’ve got you … under my skin.
75
Bacardi 151
Perry schloss die Tür zum Bad hinter sich und breitete seine Utensilien auf der Ablage neben dem Waschbecken aus.
Eine Flasche Jack Daniel’s: überprüft.
Zwei Flaschen Bacardi 151: überprüft.
Messerblock mit Messern und Geflügelschere: überprüft.
Feuerzeug: überprüft.
Handtücher: überprüft.
Erschöpfung erfüllte ihn. Er drehte den Hahn der Wanne auf und drückte den Hebel für den Ablaufverschluss, sodass sich die Wanne mit kaltem Wasser füllen konnte.
Er zog sich bis auf die Socken aus. Dann nahm er das längste Handtuch, das er finden konnte, drehte es zu einem Seil und goss etwas
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