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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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auf ihre Antwort wartete, versuchte er, dem Geräuschklumpen genauer zuzuhören. Er konzentrierte sich und hörte einige Wörter, doch sie kamen so schnell, dass er sie nicht erkannte. Es war, als versuche er, einen einzelnen Stein am Rand eines Highways zu fixieren, während er mit neunzig Stundenkilometern dahinfuhr. Man konnte die Steine eine Sekunde lang sehen, und man verstand, dass es sich um Steine handelte, aber man konnte sie einfach nicht genauer identifizieren. Es war, als suchten diese Dinger nach
den richtigen Worten. Als durchsuchten sie ihr begrenztes Vokabular. Als durchsuchten sie …
    wir nicht wissen
    … als durchsuchten sie …
    wir nicht wissen warum wir
    hier sind
    … als durchsuchten sie seinen Kopf. Sie waren nicht nur in seinem Körper. Scheiße, sie waren ebenso in seinem Kopf, den sie wie einen Computer benutzten, um Daten abzurufen.
    »Bin ich das für euch?«, schrie Perry. »Bin ich eine Art Bibliothek?«
    Speichel flog ihm aus dem Mund und er zitterte vor Wut.
    Pause.
    Geräuschklumpen.
    Zitternd vor Frustration und unfähig, etwas zu unternehmen oder sich selbst in irgendeiner Form zu helfen, sackte er in sich zusammen, während die Dreiecke nach einer Antwort suchten.
    Dann schrie er so laut, dass seine Stimmbänder schmerzten und zu kratzen anfingen: »Was macht ihr in meinem Kopf?«
    wir versuchen wörter und dinge
    zu finden um uns mit dir
    zu unterhalten
    Wie eine Rakete schoss der Schmerz aus seinem pulsierenden Fußgelenk nach oben und ließ ihn wieder an seine merkwürdige Beinverletzung denken. Er brauchte mehr Paracetamol.
Er holte tief Luft, konzentrierte sich und unternahm versuchsweise einen Hüpfer in Richtung Küche.
    Sein gesunder Fuß landete sicher auf dem Boden, doch die Bewegung schüttelte sein verletztes Bein durch. Eine neue Runde Schmerzen flackerte kreischend auf und war großzügigerweise bereit, den Schock mit jedem anderen Muskel zu teilen.
    Durch den Schmerz hindurchspielen. Das Gefühl war höchst intensiv, doch jetzt, da er wusste, was er zu erwarten hatte, konnte er es kontrollieren. Er konnte es ausschalten. Er konnte zäh sein. Er machte acht Sprünge bis zur Küchentheke, wobei er die Zähne so heftig zusammenbiss, dass seine Kiefermuskeln zu brennen anfingen.
    Er konzentrierte sich, holte tief Luft und betrachtete sein muskulöses Bein. Seine Jeans hing in zwei langen Streifen herab, getrocknetes Blut blätterte von seiner Haut ab und hing ihm wie rote Schuppen in den langen blonden Beinhaaren. Er hatte alles total vermasselt, aber was spielte das noch für eine Rolle? Er würde sowieso bald tot sein.
    Er nahm die Paracetamol-Packung von der Mikrowelle und schüttelte sechs Pillen heraus. Er spülte sie mit einer Handvoll Leitungswasser hinab. Dann hüpfte er zurück zur Couch, wo er sich vorsichtig setzte und Grimassen schnitt, um den Schmerz zu lindern.
    Ihm fiel ein, dass er immer noch nicht bei der Arbeit angerufen hatte. Welcher Tag war heute? Samstag? Er hatte die Tage nicht mehr mitgezählt. Er wusste nicht einmal mehr, wie lange er geschlafen hatte.
    Plötzlich musste er über etwas nachdenken. Wo zum Teufel hatte er sich diese Dreiecks-Krankheit eingefangen? Soweit er wusste, war es zumindest möglich, dass er sich bei
der Arbeit angesteckt hatte. Offensichtlich waren die Dreiecke zunächst klein. Vielleicht wurden sie über die Luft übertragen oder vielleicht durch einen Insektenstich, wie Malaria.
    Oder vielleicht hatte er recht mit der Vermutung, dass er nur ein Versuchskaninchen war. Vielleicht waren die Leute an seinem Arbeitsplatz davon betroffen. An seinem Arbeitsplatz und vielleicht sogar in seinem Apartmentgebäude. Auch das klang logisch. Möglicherweise saß jeder in diesem Haus im Augenblick in seiner Wohnung fest und grübelte über die neu entdeckten Gäste in seinem Körper nach.
    Die Dinger mussten schließlich irgendwoher kommen. Sie waren auf ihm gelandet, oder ein Insekt – oder vielleicht sogar etwas Künstliches – hatte sie übertragen.
    Bedeutete das, dass diese Dinger speziell für Menschen geschaffen worden waren? Sie kamen mit seinem Körper ein bisschen zu gut zurecht, als dass sie ein bloßer Glückstreffer der Natur sein konnten. Nein, er bezweifelte, dass das ein Zufall war. Entweder hatten mehr Menschen in diesem Gebäude oder in der Stadt dieselbe Krankheit, oder irgendjemand hatte ihn bewusst als Wirt zu Versuchszwecken ausgewählt.
    Perrys Denken schwamm in einer Teergrube von Möglichkeiten. Er

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