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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Dew. Er wusste, dass es schlecht war, so etwas zu denken, und schlecht, so etwas zu sagen, aber der Junge, der das getan hatte, war ein Vietnamese und ungefähr so alt wie diejenigen, die er damals im Dschungel getötet hatte. Nun, auch
diesem Typ würde er ein letztes Ticket besorgen, und das schon sehr bald.
    Ausgerüstet mit P90-Maschinenpistolen betraten vier Männer in Racal-Anzügen hinter ihm das Haus. Trotz ihrer sperrigen Kleidung gelang es ihnen, leise zu sein. Dew gab ihnen ein Zeichen, sich im Erdgeschoss zu verteilen. Ein zweites, aus vier Mann bestehendes Team schickte er in den Keller, und das letzte Team winkte er mit sich die Treppe hinauf. Das Haus blieb totenstill. Schwach konnte er das Spiel aus den beiden Nachbarhäusern hören. Der Jubel, der fast schon ein Toben war, verriet ihm, dass die Wolverines gerade einen wichtigen Punkt gemacht hatten.
    Dew führte das Team die knarrenden Stufen hinauf. Irgendwo da droben befand sich ein infizierter, stammelnder Wahnsinniger. Wie Brewbaker, doch dieser hier hatte eine Feuerwaffe.
    »Hier Cooper«, sagte die Stimme in Dews Ohrhörer. »Unten ist noch eine Leiche.«
    Das letzte Ticket war definitiv fällig.
    Dew erreichte den oberen Treppenabsatz. Bereit, sofort zu feuern, sollte er eine Waffe erblicken, überprüfte er jedes Zimmer. In allen Räumen herrschte das Chaos, wie bei Collegestudenten üblich. Das war kein Haus, in dem reiche Studenten wohnten. Es war voller junger Leute, die tatsächlich arbeiteten, um sich diese Ausbildung leisten zu können. Nein, es war voller junger Leute gewesen. Trotzdem stand in jedem Zimmer ein Computer. Und bei jedem Computer saß ein sauberes Einschussloch im Bildschirm.
    Das letzte Zimmer enthielt die Antworten, natürlich. Und die Antworten waren ein Stück Scheiße, das Dew wirklich nicht sehen wollte.

    Eine aufgequollene Leiche, an einen Stuhl gefesselt. Eine Leiche, der beide Füße fehlten. Beide Hände. Der halbe Kopf verschwunden, und ein verdammter Hammer, der aus dem Schädel ragte wie eine Art Griff. Ein Schwarm Fliegen, der eine ausgesprochene Vorliebe für Hirn bewies.
    Und auf dem Boden ein wie von Pockennarben übersätes schwarzes Skelett, das mitten in einem riesigen schwarzen Fleck auf dem grünen Teppich saß.
    Dafür brauche ich einen Dampfstrahler, dachte Dew, und schon einen Augenblick später fragte er sich, ob er nicht selbst ein wenig verrückt wurde. Das Skelett lag auf einem Gewehr Kaliber 22. Auf Höhe des linken Auges hatte die Rückseite des Schädels ein hübsches kleines Loch. Der beschissene Asiate hatte sich durch das Auge geschossen.
    Rasch sah sich Dew im Zimmer um. Was er an der rückwärtigen Wand entdeckte, ließ ihn fast bis zur Erschöpfung den Kopf schütteln. Die Opfer dieser Infektion – wenn man es über sich brachte, diese mörderischen Arschlöcher so zu bezeichnen – waren ganz entschieden durchgeknallte Scheißtypen.
    »Hier Phillips. Primärobjekt gefunden. Tot. Wir machen den Tatort vollkommen dicht und holen unverzüglich Doktor Montoya. Team eins, Racal-Anzüge ablegen und Position an den Eingängen einnehmen, zwei Mann an der Vordertür, zwei Mann hinter dem Haus. Niemand kommt hier ohne meine Erlaubnis rein. Team zwei, beginnen Sie mit der Katalogisierung des Tatorts. Machen Sie jede Menge Fotos und besorgen Sie einen Fotodrucker. Montoya wird nur kurz hier sein, um selbst einen Blick auf den Tatort zu werfen. Wenn sie wieder verschwindet, will ich, dass sie die Aufnahmen gleich mitnehmen kann. Und besorgen Sie mir Bilder, auf denen
diese Kids noch am Leben sind, aus der Datenbank der Universität. Sie wird sie als Vergleich brauchen. Auf geht’s, Leute. Die Anwohner werden nicht gerade begeistert sein, wenn sie herausfinden, wie viele Leichen es gegeben hat.«
    Wieder kein Treffer. Er fragte sich, ob Otto und Margaret mit dem anderen Hinweis aus Chengs Unterlagen mehr Glück hatten. Schlechter konnte es schließlich nicht sein. Ein Kunststudent, der Massenmord begeht, stand einem sieben Jahre alten Mädchen gegenüber, das eine dieser seltsamen Fasern in ihrem Körper gehabt hatte, die vor sechs Tagen entfernt worden war.
    Hoffentlich konnten die beiden etwas Wichtiges finden.
    Wenigstens mussten sie sich nicht eine solche Szene ansehen.
    Die SARS-Geschichte ließ sich angesichts von sechs Leichen nicht mehr aufrechterhalten. Vielleicht machten die Leute traurige Gesichter, wenn sie hörten, dass eine Siebzigjährige ihren Sohn umbrachte oder irgendjemand

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