Infiziert
versuchte, die Gedanken beiseitezuschieben, weil er über all das nicht mehr nachdenken wollte. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, in welch beschissener Situation er steckte.
Der Schmerz in seinem Bein ließ ein wenig nach, als das Paracetamol zu wirken begann. Ihm war kalt. Er hüpfte ins Schlafzimmer, streifte ein weißes University-of-Michigan-T-Shirt über, hüpfte zurück ins Wohnzimmer und setzte
sich wieder auf die Couch. Er war nicht müde, und er hatte keinen Hunger. Er musste sich ablenken, um nicht immer wieder an die Dreiecke zu denken. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Flachbildfernseher ein. Der Vorschau-Kanal informierte ihn darüber, dass es dreiundzwanzig Minuten nach elf am Vormittag war.
Er zappte sich durch die Programme, doch er fand nicht viel Interessantes. Dauerwerbesendungen. Scooby Doo. Basketball, die Wolverines an der Penn State. Football hätte ihn vielleicht interessiert, doch konnte er sich im Augenblick nicht konzentrieren. Wiederholungen von Seinfeld. Schon bald würden – noch vor den eigentlichen Spielen – die Sendungen der NFL beginnen, und dann würde er vor dem Fernseher kleben. Das würde ihm helfen zu vergessen. Und nach all den einleitenden Kommentaren würden die Spiele selbst gezeigt werden. Stundenlang Profifootball. Doch im Augenblick nichts als eine Art Fernseh-Ödland. Er wollte schon aufgeben, als er den Hauptgewinn zog: einen Film mit Columbo.
Er hatte diese Folge schon gesehen, aber das spielte keine Rolle. Columbo schlurfte mit seinem alten Basset im Schlepptau auf eine Villa zu und der zerknitterte Trenchcoat hing ihm von den Schultern, als sei er gerade aus einem Güterzug voller Landstreicher gesprungen. Dann versuchte er von einem Balkon zu klettern und blieb in einem in der Nähe stehenden Baum hängen (den der Killer entweder benutzt haben musste, um in das Schlafzimmer einzudringen oder daraus zu verschwinden). Der Basset wartete geduldig am Fuß des Baumes. Columbo fiel ungeschickt zu Boden. Als er sich mühsam aufrappelte, trat die obligatorische reiche Person auf ihn zu und sprach ihn mit nur allzu
vertrauten Worten an. »Haben Sie den Verstand verloren, Mr Columbo?«
wer ist da
Perry sprang fast von der Couch, als er hörte, wie die Dreiecke sprachen.
»Was?«, sagte er, wobei er sich im Zimmer umsah. Sein Blick huschte in jede Ecke.
Angst erfüllte Perry. War jemand gekommen, um das Experiment zu beenden? Möglicherweise, um ihn umzubringen und zu obduzieren? Oder ihn vielleicht beiseitezuschaffen? Wussten die Dreiecke etwas, das er nicht wusste?
»Worüber redet ihr?«, sagte Perry. »Ich sehe niemanden. Da ist niemand.«
neue stimme neueueu
stimme neu stimme
Aus dem Fernseher dröhnte Columbos nasales Knurren. »Tut mir leid, Sie noch einmal zu stören, Ma’am«, sagte Peter Falk zu der obligatorischen reichen Person, »aber ich habe mich gefragt, ob Sie mir nicht noch einige Fragen beantworten könnten.«
Columbo. Sie hatten den Fernseher gehört. Perry musste unwillkürlich lachen, was ihn selbst überraschte. Die Dreiecke wussten nicht, was Fernsehen war.
Oder vielleicht wussten sie nicht, was Realität war. Genauer gesagt, sie kannten den Unterschied zwischen Fantasie und Realität nicht. Sie konnten nichts sehen, aber sie konnten hören. Sie kannten den Unterschied zwischen der Stimme eines richtigen Menschen und den Tönen aus einem Fernseher nicht.
»Das ist Columbo«, sagte Perry leise und versuchte herauszufinden, wie er mit dieser neuen Wendung der Ereignisse umgehen sollte. Er wusste nicht, wie ihm diese Information nützen konnte. Es war zwar nicht so, dass ihm diese Entwicklung den Arsch retten konnte – der war längst verloren – , doch irgendetwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass er ihnen besser nichts über das Fernsehen erzählen sollte. Perry beschloss, seinen Instinkten zu vertrauen, und schaltete den Fernseher ab.
wer ist columbo wer
»Er ist ein Cop. Ein Polizist.«
Perry fühlte die inzwischen vertraute Pause und dann eine Explosion des Geräuschklumpens, die so laut wurde, dass er fast zusammenzuckte. Auf der Jagd nach Bedeutungen durchsuchten die Dreiecke sein Gehirn wie ein riesiges Wörterbuch.
In gewisser Weise war diese Suche schlimmer als der Schmerz, schlimmer als der Anblick dieser Wesen unter seiner Haut und sogar schlimmer als die Haken, die sich um seine Knochen schlangen, oder die Tatsache, dass diese Kreaturen Nährstoffe aus seinem Blut saugten. Sie sahen sein
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