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Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Titel: Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Gleichauf
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mit Blick auf Rom. Das Hausmädchen mit weißer Spitzhaube, das den aristokratischen Vormietern gedient hat, wird übernommen. Ob das so ganz passt zu Max Frisch? Es passt auf jeden Fall zu der Rolle, die er in Rom spielt. Denn Max Frisch ist und bleibt in vielerlei Hinsicht, auch im alltäglichen Leben, ein Theatermensch. Auch in den Lebensphasen ohne Ingeborg Bachmann hat er ja etwas Theatralisches, wenn es vielleicht auch nicht ganz so ausgeprägt und in die Augen springend ist wie bei Bachmann. So »spielt« er zum Beispiel in New York oder Chicago den lockeren Amerikaner, passt sich in Kleidung und Haltung an, so wie er in seiner Schweizer Heimat auch den Gipfelstürmer oder im Zusammensitzen mit Freunden und Kollegen den Pfeifenraucher perfekt verkörpert. Trotzdem: Frisch schafft es nicht, sich als Kunstfigur derart vollkommen zu inszenieren wie Bachmann. Seine Theatralik weist deutlichere Elemente des Natürlichen auf als die Bachmanns. Max Frisch ist ein Übertreiber, aber er ironisiert seine Übertreiberei auch immer wieder. Dieser Frisch ist eigentlich ein ganz natürlicher Kerl, der in seiner Natürlichkeit gefallen will, Nähe herzustellen bestrebt ist. Deshalb wirkt seine römische Aufmachung ein wenig gekünstelt, unecht. Und doch will er vielleicht auch sagen: Schaut her, wieder einmal glaubt ihr, mich zu kennen. Aber ich bin wieder ein anderer. Ich kann jederzeit ein anderer sein. Auf der Bühne Rom spielt er eben den Mondänen neben einer Diva.
    Eine derartige Präsenz fordert die Neugierde der Öffentlichkeit natürlich doppelt heraus. Diese Neugierde, die sich schon lange insbesondere auf Ingeborg Bachmann richtet. Spätestens seit ihrem ersten Auftreten bei der Gruppe 47 im Jahr 1952 gilt Ingeborg Bachmann, für ein breites Leserpublikum »die Bachmann«, in den Augen einer großen Schar von Literaturkennern als eine Diva der Dichtkunst. Wenn man bedenkt, dass Bachmann in einer Zeit lebt, in der die bildschaffenden Medien noch längst nicht so präsent sind wie heute, ist es erstaunlich, wie viele Fotos es von der Dichterin gibt. Ja, Bachmann ist die meistfotografierte Dichterin ihrer Zeit. Dabei wird das »Divenhafte« durchaus unterschiedlich interpretiert, vor allem von der intellektuellen Männerwelt um Bachmann. Reinhard Baumgart berichtet, Bachmann lasse in Gesellschaft immer etwas fallen und warte, dass ein Herr oder mehrere Herren heranstürzen, um aufzuheben, was auf dem Boden liegt. Bachmann also spiele die hypersensible, schusslige Künstlerin und inszeniere sich als solche perfekt, um eine Art Macht über die Männer zu bekommen. Er, Baumgart, aber habe dies durchschaut und so einen unverkrampfteren Umgang mit Bachmann herstellen können. Er deckt seiner Meinung nach ihre Maskerade auf. Der Literaturwissenschaftler Hans Mayer wartet mit einer anderen Deutung auf: Bachmann inszeniere sich so perfekt, weil sie perfekt sei, und mit ihrer Inszenierungskunst drücke sie nichts anderes aus als sich selbst. 5 Unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Phänomen. Und immer geht es um die Frage: Wer ist sie denn wirklich, diese Ingeborg Bachmann? Was zeigt sie, was versteckt sie? Inszeniert sie sich oder das, was man von ihr sehen will, und ist eigentlich eine ganz andere? Es gibt unzählige Fotos, auf denen Bachmann im Kreis von Männern zu sehen ist. Es gibt Fotos von Lesungen, wo sie schüchtern aufs Blatt Papier blickt und sich am Schreibpult festhält. Auf dem Cover des Spiegel vom 18. August 1954 zeigt sich hingegen eine selbstbewusste, fast hochmütig dreinschauende Bachmann ohne ein Lächeln auf den stark geschminkten Lippen. Das Foto strahlt Härte aus, Verschlossenheit, sogar ein Stück weit etwas Aggressives. Bilder? Widersprüchliche Ansichten? Und wo wäre die Wahrheit der Person zu suchen?
    1956 hört Ingeborg Bachmann zum ersten Mal Maria Callas als Traviata an der Mailänder Scala. Nach dem Besuch der Generalprobe ist die Dichterin hingerissen von der Darstellungskunst der Primadonna. »…sie war immer die Kunst, ach die Kunst, und sie war immer ein Mensch, immer die Ärmste, die Heimgesuchteste, die Traviata.« 6 Gleichzeitig aber verkörpert Maria Callas für Bachmann »das letzte Märchen«. Kunst, Kreatur, Märchen: Mehr kann ein einzelner Mensch nicht sein.
    Maria Callas ist eine Berühmtheit, ein Star, geniale Sängerin und Darstellerin. Auf manchen Fotos wirkt auch Ingeborg Bachmann wie ein Star. In Kleidung und Haltung strahlt sie eine Entrücktheit aus, eine

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