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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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seinem Kran drauffallen lassen.«
    Man konnte CyberNel kein X für ein U vormachen. »Ich dachte, du hättest ein Reetdach?«
    »Noch bin ich auf der Suche nach den logischen Zusammenhängen in diesem Dorf. Ich weiß ja auch nicht, was ich mit lauter viereckigen Betonplatten von einem halben Meter Durchmesser anfangen soll. Vielleicht könnte ich erdbebensichere Hundehütten daraus bauen.«
    Sie kicherte. »Du scheinst dich ja einigermaßen zu amüsieren.«
    »Stimmt. Und was ist mit dir?«
    Sie schwieg einen Augenblick lang. »Ich brauche noch eine Weile.«
    Die Versicherung hatte nach vielem Hin und Her eingesehen, dass der Bombenanschlag auf CyberNels Computerdachboden in Amsterdam weder eine Naturkatastrophe noch Eigenverschulden gewesen war. Sie hatte die Möglichkeit gehabt, die Wohnung darunter von einer Gruppe Filmproduzenten zu übernehmen, die sich eine luxuriösere Unterkunft gesucht und alles mitgenommen hatte außer einem weißen Flügel, der von dem Gehämmer der auf ein Casting wartenden Schauspieler so klapprig geworden war, dass er das Hinunterhieven in die Gasse nicht überlebt hätte.
    »Warum lässt du die Handwerker nicht in Ruhe arbeiten und kommst für eine Weile zum Schuttwegräumen zu mir? Wenn du keine Lust hast zu kochen, können wir mein Privatruderboot leer pumpen und den Fluss hinunter zu einem piekfeinen Restaurant paddeln.«
    »Ich muss Rechner und anderes Zubehör kaufen und alles wieder neu einrichten. Es dauert bestimmt noch ein Jahr, bis mein Geschäft wieder so läuft, wie es sollte. Ich habe schon Aufträge, Eddie und ich arbeiten an einem Projekt für eine Bank, ich glaube, die haben Mitleid mit mir. Aber ich komme bestimmt mal raus zum Rudern.«
    »Du hättest mit mir hierher ziehen können …«
    »Dafür ist es zu spät, Max. Ich kann Stangenbohnen nicht von Unkraut unterscheiden, und Tomaten halte ich für Kletter-Rote-Bete. Ich rufe nur an, um dir Bescheid zu sagen, dass ich wieder auf dem Posten bin. Mit den praktischen Sachen wie Abhören und so weiter musst du dich noch eine Weile gedulden, aber den Computer habe ich schon mit Programmen von Eddie wieder aufgerüstet, also stehe ich für die normalen Recherchen wieder zur Verfügung.«
    »Ich habe im Moment nichts zu tun.«
    »Dann wirst du ja wohl bald Sozialhilfe beantragen müssen.«
    »Muss man dafür in den Niederlanden nicht erst sein eigenes Haus aufessen? Und immerhin ist es ein großes Haus.«
    »Du bist viel zu guter Dinge. Ich mache mir Sorgen. Kriegst du keine Aufträge mehr von Meulendijk?«
    Ich hörte einen mütterlich tadelnden Unterton heraus. Bei den letzten Aufträgen hatte ich Exstaatsanwalt Meulendijk nichts als Ärger eingehandelt und ihn in Verlegenheit gebracht. Er hatte noch nicht einmal auf die Nachricht von meinem Umzug reagiert. »Solange er seinen Ausweis nicht zurückfordert, bin ich seinem Büro offiziell lose verbunden, aber ich habe das Gefühl, dass er von Freiberuflern im Allgemeinen und mir im Besonderen allmählich die Nase voll hat.«
    »Soll ich eine Werbeanzeige für dich ins Netz stellen? Vermögen verloren? Tochter verschwunden? Neffe ermordet? Rufen Sie Max Winter an. Diskretion garantiert.«
    Ich lachte leise. »Es macht mir nichts aus, eine Weile lang nach dem Motto von Meneer Micawber zu leben: Es wird sich schon was ergeben.«
    »In einem Dorf? « Nel schnaufte heftig und verkündete: »Ich komme demnächst mal vorbei und mach dir Beine«, und legte brüsk den Hörer auf.
     
    Peter Brack rief an, als ich gerade mit einem auf dem Ceranfeld gebratenen Strammen Max und einer Flasche Wein vom Supermarkt an meinem schicken weißen Küchentisch saß. Außerdem wartete im Wohnzimmer eine Flasche guter Cognac auf mich, den ich gleich beim Fernsehen genießen wollte.
    Ich war mir nicht sicher, ob das so bleiben würde, doch nach einer Woche gefiel mir das Landleben allmählich ziemlich gut. Morgens drehte ich eine Runde auf einem gediegenen Herrenfahrrad, das ich gebraucht beim Fahrradhändler im Dorf erstanden hatte. Sogar das Einkaufen machte Spaß. Jeder hatte Zeit für einen kleinen Plausch. Traktoren tuckerten friedlich vor Giftgaswolken her durch die Obstplantagen. Ein Mann von irgendeiner Agrarbehörde hatte mir eine Dose gelber Sprühfarbe vorbeigebracht und mich dazu ermächtigt, Weißdornbüsche für die Vernichtung zu kennzeichnen, falls sie Anzeichen der ansteckenden Ulmenkrankheit aufwiesen. Ich versuchte, den alten Weißdorn oben an meinem Deichabhang mit der

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