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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ich.
    Eine hübsche Surinamerin ließ uns ein. »Hallo, Sjef. Wo ist Harm? Ist das auch ein Freund von euch? Suzie kommt leider erst heute Abend.« Sie lächelte verheißungsvoll, schaute mir tief in die Augen und gab mir die Hand. »Ich bin Tilly. Soll ich dir die Hausordnung erklären?«
    »Tilly ist die Managerin«, sagte Sjef. »Sie geht nicht mit nach oben. Ich glaube, heute trinken wir nur etwas, es sei denn, Max überlegt es sich doch noch anders. Das ist Max.«
    »Willkommen, Maximiliaan«, sagte Tilly.
    Sjef fummelte unbewusst an seiner Hose herum, während wir Tilly an der Treppe vorbei bis zum Ende des Flurs folgten, wo sie eine Gardine für uns beiseite hielt.
    Eine mollige Blondine und eine Schwarze saßen auf der anderen Seite der hufeisenförmigen Theke. Weiter hinten flüsterte ein Pärchen miteinander, dicht aneinandergedrängt, der Mann mit der Hand zwischen den Schenkeln der Frau. Über einen Fernsehschirm flimmerte eine Persiflage auf eine polizeiliche Gegenüberstellung: Zwei aristokratisch aussehende Herren standen vor einem einseitig durchsichtigen Spiegel, hinter dem eine Reihe ängstlich dreinschauender, nackter Damen eine nach der anderen vortreten mussten, um zu zeigen, dass sie alle Brüste und Hintern hatten, das ganze überwacht von einer strengen Polizistin mit Stiefeln und Gerte. Es war Mittagszeit, draußen schien die Sonne, doch hier herrschte das gedämpfte, rötliche Dämmerlicht des Nachtlebens.
    Ein junger Mann fragte, was wir trinken wollten. Die beiden Damen von gegenüber kamen um die Bar herum zu uns hinüber. Sjef legte seine Schweinezüchterhand auf die Hüfte der Blondine. Er kannte jeden hier, er war Stammgast. »Das ist Roos«, sagte er. »Das ist mein Freund Max, er würde sich gern mal kurz mit dir unterhalten.«
    Roos lächelte einladend, setzte sich auf den Barhocker neben mir, stellte ihre Tasse auf die Theke und rieb ihr Knie an mir. Sie sah ein wenig aufgedunsen aus und nicht übermäßig intelligent. Sie ließ sich von mir zu einem Getränk einladen und bestellte einen Pikkolo, dieses gepanschte süße Zeug zum Preis von Champagner, weil sie am Verkauf prozentual beteiligt war.
    Sjef drängte das schwarze Mädchen, seine kräftige Hand auf ihren Po gelegt, zum Barhocker auf seiner anderen Seite und forderte sie auf, auch etwas bestellen. Währenddessen beugte er sich an mir vorbei zu Roos hinüber, um ihr die Sache zu erklären. »Es geht um Harm«, sagte er. »Du kannst Max ruhig alles erzählen, was du weißt.«
    Sie erschrak ein wenig. »Ist was mit Harm?«
    »Nein, mit Harm ist alles in Ordnung«, sagte Sjef. »Es geht um, äh, nun ja. Max soll dir das selber erklären.« Er drehte mir den Rücken zu und fing an, mit dem anderen Mädchen zu reden.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich es anfangen sollte. »Du kennst Harm?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ist er ein Stammkunde von dir?«
    Nun schaute sie besorgt drein. »Er hat sich doch nichts eingefangen? Das kann wirklich nicht sein. Wir werden regelmäßig untersucht und …«
    »Und ihr benutzt Kondome?«, flüsterte ich.
    Sie nickte, runzelte aber dennoch die Stirn, während sie unsicher an mir vorbei zu Sjef hinüberschaute.
    Sjef hörte mit und flüsterte mir ins Ohr: »Für Stammkunden machen sie auch schon mal eine Ausnahme. Wenn das die Chefin hört, fliegen sie raus, aber sie weiß, dass Harm keine andere Frau anfasst.«
    »Woher will sie das wissen?«, flüsterte ich empört zurück. »Nur, weil Harm das behauptet?«
    Ich spürte, wie Roos unruhig wurde. »Es ist nichts Schlimmes«, sagte ich lächelnd. »Ich muss nur ein paar Dinge klären, das ist alles.«
    »Kriege ich dadurch Probleme?«
    »Natürlich nicht. Ich schwöre es.« Wenn sie Harm nur wegen seiner schönen Augen vertraute, würde sie mir auch glauben müssen. »Es dreht sich nur um eine Kleinigkeit. Du kannst ihm alles erzählen, wenn du ihn das nächste Mal siehst. Ist er dein fester Kunde?«
    »Ja.«
    »Wann siehst du ihn wieder?«
    »Nun, am Dienstag, hoffe ich. Er ist ein lieber Mann.«
    »Kommt er oft?«
    »Ja, jeden Dienstag. Er muss dienstags auf den Markt nach Breda, und abends kommen die beiden dann hier vorbei.«
    »Auf den Markt in Breda?«
    »Ja, mit seinem Honig.«
    Harm, der Imker. »Aber er wird doch wohl mal ab und zu einen Dienstag überspringen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr blondes Haar war ziemlich dünn, bei hellerem Licht würde ihre Kopfhaut durchschimmern, doch The Pink Moon kaschierte und vertuschte vieles, auch, dass

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