Initiation
keineswegs gütig.
Jagger gehörte eindeutig zum Unseelie-Hof. Bereits bevor er es bestätigte, hatte ich es schon durch sein Aussehen und seinen kühlen Atem vermutet. Aber er gehörte nicht ausschließlich dazu. Ihn umgab eine weitere undefinierbare Aura. Ich konnte mir nicht erklären, wie unsere Rhythmen verschmelzen konnten. Wie konnte das zwischen einem Dämon und einer Fee passieren? Gab es eine Möglichkeit, das rückgängig zu machen?
Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf, als ich bei Frau Smelts Büro ankam. Ich starrte ihre Tür an und mein Magen drehte sich schon wieder um. An diesem ganzen Tür-Angst-Problem, das mich plötzlich zu plagen schien, musste ich wirklich arbeiten. Ich stand einen Moment davor, strich meinen grauen Rock glatt und vergewisserte mich, dass der Kragen an meinem weißen Hemd gerade saß. Dann klopfte ich leicht mit dem Messingklopfer gegen die Metalltür. Er machte ein donnerndes Geräusch, obwohl ich ihn kaum berührt hatte und ließ mich zusammenzucken.
»Herein!«
Ich drehte den Knopf und öffnete die Tür einen Spalt breit, dann lugte ich zögernd durch die Ritze. Als ich den einschüchternden und ernsten Blick der Smelt traf, blendete ich alle anderen im Raum aus. Dann wandte Frau Smelt plötzlich ihre Augen ab und ihre dünnen, rubinroten Lippen verzogen sich zu einem Halblächeln. Ich folgte ihrem Blick und war gebannt, als ich in die kalten, roten Augen des Dämonenkönigs von London starrte.
»Euer Hoheit, das ist Cordelia. Wir haben sie gebeten, Faustines Mentorin zu sein.«
Tja, soviel dazu, dass mich niemand herumkommandieren konnte. Diese Auffassung hatte einen Kopfsprung aus dem Fenster gemacht.
König Sebastian saß auf der Couch und hatte seine Füße faul auf den Glascouchtisch vor ihm gelegt. Er schien komplett entspannt, war lässig in dunkle Jeans und Rollkragenpullover gekleidet. Er war für sein verwegenes, gefährlich gutes Aussehen und seine täuschend entspannte Art berüchtigt. Ich war ihm schon ein paar Mal im Büro meines Dads über den Weg gelaufen, trotzdem fühlte ich mich immer noch leicht eingeschüchtert.
»Cordelia, wie schön dich wiederzusehen. Wie geht es deinem Vater?«
»Euer Hoheit, schön Sie wiederzusehen. Meinem Dad geht es gut. Ich konnte ihn, während die Schule geschlossen war besuchen.«
König Sebastians Augen verdunkelten sich und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Hätte ich meine Worte zurücknehmen können, ich hätte es getan. In seiner Gegenwart über die Schließung zu sprechen, war offensichtlich total tabu, in Anbetracht dessen, dass seine Brut dafür verantwortlich gewesen war. Ich dachte darüber nach, mich zu entschuldigen, aber ich fand keine Worte dafür.
Seine Stimme war leise und tödlich ruhig, als er wieder sprach: »Ich bin auf dem Weg zu ihm, sobald ich von hier aufbreche. Ich möchte dich mit meiner Tochter bekanntmachen. Cordelia, das ist Faustine.« Sein Gesicht und seine Stimme wurden weich, als er ihren Namen aussprach und seine Hand sanft auf ihre Schulter legte.
Ich ging herüber und streckte meine Hand aus. Das junge Mädchen, das neben König Sebastian saß, war umwerfend, eine schöne Brünette mit roten Highlights, einem breiten Mund, perfekt geschwungenen Augenbrauen und einer leichten Stubsnase voller Sommersprossen, von denen eine genau auf ihrer Nasenspitze saß. Sie war sehr jung, deshalb war ich von ihrem sehr festen Händedruck leicht verblüfft.
»Schön dich kennenzulernen, Faustine.«
Ihre Augen tanzten und ihre Lippen mit Lipgloss in Pink verzogen sich zu einem schüchternen Grinsen. »Auch schön dich kennenzulernen, Cordelia.« Sie ließ meine Hand abrupt los und drehte sich zu ihrem Vater. »Dad, ich komm schon klar. Du musst dir um mich keine Sorgen machen.«
Ich setzte mich ihnen gegenüber und beobachtete den Austausch fasziniert. König Sebastian in seinen verschiedenen Rollen zu sehen und zu beobachten, wie schnell er zwischen ihnen wechselte, war spannend. Jedes Mal, wenn er seine Tochter ansah oder mit ihr sprach, wurde er irgendwie rührselig, und sobald er mit Frau Schmelder sprach, war er der einschüchternde Dämonenkönig.
»Liebes, Frau Schmelder wird dafür sorgen, dass du hier eine schöne Zeit hast. Ist das nicht so?« Er starrte die Smelt einschüchternd an.
»Selbstverständlich, Euer Hoheit!«, versicherte sie ihm nervös. »Sie brauchen sich überhaupt keine Sorgen machen.« Sie drehte sich zu Faustine, die ein nachdenkliches Gesicht
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