Initiation
wir beide in ruhigem Rhythmus schlugen. Ich legte meine Hand auf seine Brust und ließ unseren Herzschlag noch langsamer werden, bis mein Herz stoppte. Und seins auch.
Er legte seine Hand auf meine und zwang unsere Herzen, wieder zu schlagen. Ich spürte, wie sein Herz an Geschwindigkeit aufnahm und meins ihm folgte. Er schaffte es, uns in einen entspannten Rhythmus zurückzubringen.
Das Telefon summte und ließ uns beide hochschnellen. Unsere Herzschläge trennten sich. Jaggers Gesicht war angespannt und ernst, als er sich an mir vorbeiquetschte, um zu seinem Schreibtisch zu kommen. Er nahm das Gespräch auf seinem Handy an. »Ja?« Seine Stimme verriet nichts von der Verwirrung in seinem Gesicht. Während der gesamten einseitigen Konversation wandte er seinen Blick nicht eine Sekunde von mir ab. Ich hätte mich umdrehen und gehen sollen, aber ich konnte mich nicht von seinem Blick lösen.
»Cordelia.« Seine Stimme war sanft und kalt und schickte eine neue Art Schauer durch mich. »Frau Schmelder bittet dich, in ihr Büro zu kommen. Dein Schützling ist angekommen.«
Ich wollte protestieren, aber wenn Frau Schmelder mich sehen wollte, blieb mir keine Wahl. Frau Schmelder war die Direktorin der Bonfire Academy und wurde gewöhnlich Frau Smelt oder die Smelt genannt.
»Lass mich dich zuerst noch kurz einweisen. Komm, setz dich.«
Ich setzte mich hin und war beschämt. Was war da gerade passiert?
Er lächelte, sein Gesicht wurde weicher. »Cordelia, zurück zu dem worüber wir vorher gesprochen haben. Ich bin mir völlig über deinen Status im Klaren, und dass man dir keine Aufgabe
zuweisen
kann. Dass du dieses Jahr hier bist, um dich auf Tennis zu konzentrieren, weiß ich. Aber das sollte nicht deine gesamte Zeit in Anspruch nehmen, deshalb bitte ich dich um einen Gefallen. Ich bin für das Mentorenprogramm zuständig und mir fällt niemand anderes ein, der geeignet wäre. Ich brauche dich wirklich.«
Ich hörte ihm kaum zu, stellte mir stattdessen vor, wie sich seine straffen Muskeln anfühlten. »Ähm, Jagger,
was
bist du?« Sein Geschmack und sein Geruch waren unverwechselbar, dennoch nicht eindeutig zuzuordnen. Da war eindeutig ein Teil Fee in ihm, aber auch noch etwas anderes. Er musste eine Art Hybrid sein.
Er sah mich an, überrascht von meiner Frage. Ihn danach zu fragen war unverschämt von mir. Die Schulregeln waren eindeutig. Wir durften nicht schnüffeln und ihn so etwas direkt zu fragen, wie ich es getan hatte, war streng verboten. Aber ich konnte mich nicht beherrschen. Ich war schon immer neugierig.
»Vom Feenvolk.« Er klang kurz angebunden und bot nichts weiter an.
»Winter?«
»Ja.«
Das hätte ich allein an seinem Aussehen erraten könne, aber da war mehr. Wie dem auch sei, jetzt war nicht der Zeitpunkt sich darin zu vertiefen. Frau Smelt mochte es nicht, wenn man sie warten ließ. Zumindest soweit ich gehört hatte. »Warum brauchst du
mich
?«
Seine Augen verengten sich. »Das fragst du nach dem, was gerade passiert ist?«
Peinlich.
Darüber
wollte ich nicht sprechen. »Ich meine, warum brauchst du mich als Mentor?«
Beinahe hätte ich böse losgekichert, als ich den roten Hauch auf seiner schneeweißen Haut auftauchen sah. Eine verlegene Winterfee. Niedlich.
»Oh. Die Schülerin, um die es geht, ist Faustine Spencer, eine Halbblut-Tochter des Dämonenkönigs von London.«
»Herrje.«
»Genau.« Er lächelte wissend. »Hast du sie schon kennengelernt? Ich habe gehört, dass eure Väter gute Freunde sind, auf Dämonenart.«
»Fehlanzeige, noch nie von ihr gehört. Halb was?«
»Mensch.«
»Würg.«
»Genau. Aber hoffentlich macht sie nicht halb so viel Ärger wie das letzte Paar seiner Brut.«
Man konnte es nur hoffen. Das letzte Paar, das waren die berüchtigten Zwillinge gewesen, Mariel und Jacques. Sie waren nach Paris zurückgeschickt worden, unter die Herrschaft meines Vaters. Sie waren auch Hybride – halb Dämon, halb Werwolf. König Sebastian schien es vorzuziehen, sich mit Nicht-Dämonen zu paaren. Welcher Dämon mit Selbstachtung paarte sich mit
Hunden
? Ich war froh, dass mein Vater mehr Selbstbeherrschung besaß.
»Das Hauptproblem ist ihre Sicherheit. Ihr menschliches Blut wird hier das kostbarste Gut sein, besonders unter den Vampiren.«
»Kein Witz. Obwohl nicht so verführerisch wie Feenblut.« Ich fragte mich, wie er sie sich vom Leib hielt.
»Vielleicht, aber da ist noch mehr: Sie ist erst zwölf und noch ein totaler Grünschnabel.«
Ȁhm, eine
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