Initiation
menschliche Zwölfjährige? Wie menschlich ist sie?«
»Ich weiß nicht. Spielt das eine Rolle?«
»Das meine ich nicht.« Ich seufzte. »Na ja, du kennst all die blöden Regeln, mit denen sich die Menschen selbst einengen. Das tun wir hier nicht. Ich meine, warum sollten wir? Ihre Welt ist durch moralische Dilemma und Sorgen viel eingeschränkter. Wie wird sie mit unserem Mangel an Hemmungen klarkommen? Wenn sie älter wäre, glaube ich nicht, dass sie ein Problem hätte. Verdammt, sogar menschliche Teenager
kommen zur Sache
, aber meistens im Privaten. Wie dem auch sei, hier wird sie allerlei Dingen ausgesetzt sein, was eine normale Zwölfjährige zuhause nicht wäre; das ist alles, was ich sagen will.«
»Sie ist hier, um etwas über ihre Dämonennatur und über Paranormale im Allgemeinen zu lernen. Darum glauben wir auch, dass du ein besonders geeigneter Mentor bist. Du hast in menschlicher Gesellschaft gelebt, sogar eine menschliche Schule besucht. Sie wäre nicht hierher geschickt worden, wenn sie nicht reif dafür wäre.«
»Warum
genau
ist sie hier?«
»Ihre Verwandlung ist dramatischer, als man es von einer Halbmenschlichen erwarten würde. Ihr Vater will, dass sie trainiert wird. Sie ist seine Erbin.«
»Erbin? So wie in: die nächste Königin von London? Eine Halbmenschliche? Das ist verrückt!«
Jagger zuckte die Schultern. »Das kann ich nicht beurteilen, aber mir ist gesagt worden, dass sie nicht weiß, dass sie die Herrschaft von ihm übernehmen soll, und dabei werden wir es belassen. Auf jeden Fall wirst du mir täglich Bericht erstatten. Du musst sie beschützen. Da ist noch mehr und ich werde dich später weiter einweisen. Fürs Erste sorg bitte dafür, dass sie sich hier einlebt. Ich habe arrangiert, dass sie das Zimmer neben dir hat. Sie hat keine Mitbewohnerin, obwohl sie neu ist. Wir konnten niemand Passendes finden. Bist du bereit, sie kennenzulernen?«
»Ich denke schon.«
»Sie wartet in Frau Schmelders Büro auf dich. Ich komme nicht mit, aber könntest du mir später heute Abend Bericht erstatten?«
»Sicher.«
Er begleitete mich zur Tür und trat zur Seite, damit ich hindurchgehen konnte. Auf meinem Weg nach draußen streifte ich ihn unabsichtlich. Ich spürte jeden einzelnen seiner Herzschläge, als wir uns berührten und musste damit kämpfen, meinen eigenen auf einem halbwegs normalen Level zu halten.
Ich hielt an und legte meinen Kopf schief. »Jagger, wie viel weiß sie?«
»Sie weiß noch nichts, bis jetzt. Sie soll ein nettes Mädchen sein.«
»Was ist mit ihrem Stundenplan?«
»Den werde ich dir heute Abend geben. Bis dann wird er fertiggestellt sein.«
»OK, ich nehme an, ich sehe dich später.«
»Und wegen dieser anderen Sache.« Er sah mich mit unverhohlenem Hunger durchdringend an.
»Was ist damit?«
»Werd Quinn los. Du gehörst jetzt mir.«
W ährend ich durch die Gänge zu Frau Smelts Büro ging, konnte ich noch immer Jaggers Herz in meinem schlagen fühlen. Wir hatten synchronisiert. Obwohl sein Rhythmus langsam und gleichmäßig war und unabhängig von meinem schlug, war es fast so, als hätte er sich in meinem Herzen eingenistet. Das brachte mich total aus der Fassung. Ich musste mit Mom und Dad darüber sprechen. Das musste diese Synchro-Sache sein, die sie erwähnt hatten. Seine Worte liefen in meinem Kopf in einer Endlosschleife. Ich versuchte auszublenden, was er über Quinn gesagt hatte. Es gefiel mir nicht, wie Jagger mit mir gesprochen hatte, mir praktisch einen Befehl zu geben. Niemand befahl mir irgendetwas zu tun. Besonders nicht Einer aus der Feensippschaft! Selbst wenn er Vorsitzender des Schülerrats war.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was man mir über Feen beigebracht hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich dem nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Feen interessierten mich nur wenig, besonders, weil sie nicht Teil des Netzwerks meines Vaters waren.
Mein Vater ist der Dämonenkönig von Paris. Jede Stadt wird von einem Rat paranormaler Anführer regiert – Dämon, Vampir, Wanderer, Engel, Werwolf, Hexe – die ihre Untertanen unter Kontrolle halten. Damit wird sichergestellt, dass unsere Existenz vor den Menschen geheim bleibt. Außer den Trollen, sind nur die Feen nie Teil dieses Systems gewesen.
Soweit ich mich erinnern konnte, war die Welt der Feen unterteilt in Feen vom Seelie-Hof und vom Unseelie-Hof, auch bekannt als Sommer- und Winter-Höfe. Obwohl die Sommerfeen weniger böswillig sind als die des Unseelie-Hofs, sind sie
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