Inka Gold
Anweisung hin wurde Gunn mitsamt seiner Bahre in dem engen Frachtraum des gestohlenen NUMA-Helikopters festgeschnallt, den die Zolars zurückgelassen hatten. Loren nahm auf dem Copilotensitz Platz, während Giordino mit schmerzverzerrtem Gesicht hochgehoben und hinter den Steuerknüppel bugsiert wurde.
»Wir müssen die Mühle zusammen fliegen«, erklärte Giordino Loren, sobald der Schmerz in seinen Beinen so weit nachgelassen hatte, daß er wieder sprechen konnte. »Du mußt die Pedale tätigen, die den Heckrotor steuern.«
»Ich hoffe nur, ich schaffe es«, erwiderte Loren nervös.
»Drück einfach mit bloßen Füßen sachte drauf, dann kriegen wir’s schon hin.«
Vom Hubschrauber aus verständigten sie Sandecker, der inzwischen ruhelos in Stargers Büro im Zollgebäude auf und ab ging, per Funk, daß sie unterwegs waren. Dann bedankten sich Giordino und Loren bei Billy Yuma, seiner Familie und seinen Freunden und verabschiedeten sich von ihnen. Giordino startete den Turbinenantrieb und ließ ihn eine Minute warmlaufen, während er die Instrumente musterte. Er ließ den Steuerhebel in neutraler Stellung, schob den Blattverstellhebel langsam bis zum Anschlag nach vorne und gab dabei Gas. Dann wandte er sich an Loren.
»Sobald wir aufsteigen, wird unser Schwanz durch das Drehmoment nach links und unsere Schnauze nach rechts ausbrechen. Drück leicht auf das linke Fußpedal und fang es ab.«
Loren nickte tapfer. »Ich will mein Bestes tun, aber ich wünschte, ich müßte es nicht machen.«
»Wir haben keine andere Wahl, als von hier wegzufliegen.
Rudi wäre tot, noch bevor wir ihn den Berg runtergeschleppt hätten.«
Ganz langsam hob der Helikopter knapp einen Meter vom Boden ab. Giordino hielt ihn dort, während Loren sich auf die Pedale für den Heckrotor einstellte. Zuerst übersteuerte sie etwas, doch bald schon hatte sie den Dreh heraus und nickte Giordino zu.
»Ich glaube, ich bin soweit.«
»Dann geht’s los«, bestätigte Giordino.
Zwanzig Minuten später legten sie mit vereinten Kräften eine perfekte Landung neben dem Zollgebäude in Calexico hin, wo Admiral Sandecker neben einem Krankenwagen stand und an einer Zigarre paffte, während er auf sie wartete.
Vom ersten Augenblick an, als Amaru ihn unter Wasser gedrückt und er gespürt hatte, wie die Strömung seinen zerschlagenen Körper erfaßte, hatte Pitt gewußt, daß es kein Zurück zur Schatzkammer gab. Er steckte gleich doppelt in der Klemme – zum einen, weil ein Killer wie ein Schraubstock an ihm hing, zum anderen, weil der Fluß ihn geradewegs in die Hölle riß.
Selbst wenn die beiden Männer nicht verletzt gewesen wären, wäre es kein ausgeglichener Kampf gewesen. Amaru mochte ein kaltblütiger Killer sein, aber unter Wasser hatte er gegen Pitt keine Chance. Pitt holte tief Luft, bevor er untertauchte, preßte den heilen Arm an die Brust, damit seine gebrochenen Rippen geschützt waren, entspannte sich trotz aller Schmerzen und vergeudete keinerlei Kraft darauf, seinen Angreifer abzuschütteln.
Erstaunlicherweise hielt er noch immer die Waffe fest, obwohl er sich wahrscheinlich jeden einzelnen Knochen in der Hand zertrümmern würde, wenn er unter Wasser abdrückte. Er spürte, wie Amarus Hand von seiner Taille abrutschte und über seine Hüfte glitt. Der Mörder war stark wie Stahl. Fieberhaft krallte er sich an Pitt fest, versuchte immer wieder, die Waffe in seinen Besitz zu bringen, während sie von der Strömung herumgewirbelt wurden.
Da sie durch pechschwarze Dunkelheit trieben, konnte keiner der beiden Männer den anderen sehen. Pitt hatte das Gefühl, er sei in ein Tintenglas getaucht.
In den nächsten fünfundvierzig Sekunden wurde Amaru nur mehr durch seinen rasenden Haß am Leben gehalten. Vor lauter Wahnsinn begriff er nicht, daß er gleich doppelt ertrank – die von der Kugel durchbohrte Lunge füllte sich langsam mit Blut, während er zugleich immer mehr Wasser schluckte. Seine letzten Kräfte verließen ihn, als er an einer Biegung des Flusses, wo durch den angeschwemmten Sand eine Untiefe entstanden war, mit den Füßen auf Grund stieß. Blut und Wasser hustend, tauchte er in einer kleinen Grotte auf und griff blindlings nach Pitts Hals.
Doch Amaru war am Ende. Er war erledigt. Sobald er aus dem Wasser war, spürte er, wie das Blut aus seiner Brustwunde strömte. Pitt stellte fest, daß er Amaru fast mühelos zurück in die Strömung schubsen konnte. Er sah nicht, wie der Peruaner in die Dunkelheit getrieben
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