Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
funkelte er in der Ladenbeleuchtung wieder wunderschön in seinem roten Glühen.
Ein Rubin war tatsächlich ein wunderschöner Edelstein, selbst wenn er nicht magisch geladen
war.
»Was noch?« fragte Zane. Er war zwar erschüttert, doch noch immer wollte er etwas finden, das ihm
helfen würde.
»Liebe«, antwortete der Besitzer sofort und holte einen wolkenblauen Saphir hervor, der ebenfalls
in einen Goldring eingelassen war.
Zane musterte den Stein.
»Liebe? Wie in Liebschaft ? Eine Frau? Ehe?«
»Oder was auch immer.«
Das Lächeln des Besitzers war nicht mehr ganz so herzlich wie zuvor, vielleicht wegen des
Fehlschlags mit dem ersten Stein. Er mochte es nicht, wenn Fische wieder vom Haken schlüpften.
Dieser Edelstein war wahrscheinlich weniger teuer, was auch einen kleineren Gewinn
bedeutete.
»Dieser prachtvolle Stein hellt sich bei der Aussicht auf eine Liebschaft jedweder Art auf. Der
Saphir ist, wie Sie ja wissen, chemisch gesehen der gleiche Stein wie der Rubin. Beide gelten als
Korundum, aber weil die Farben des Saphirs nicht ganz so herausragend sind wie die des Rubins,
ist er auch weniger wertvoll. Deshalb ist der hier auch ein wirklich günstiges Stück. Er wird
sich auf Ihre Romanze einstimmen. Sie brauchen nur seinem Signal zu folgen, bis Sie einen Treffer
landen.«
Zane blieb skeptisch.
»Man kann doch keine Romanze erhalten, indem man voll ins Schwarze trifft, als wäre es eine
Zielscheibe! Schließlich gibt es da auch noch gesellschaftliche Faktoren, komplizierte Nuancen
der gegenseitigen Verträglichkeit...«
»Um all das kümmert sich schon der Liebesstein, mein Herr. Er orientiert sich auf die Richtige,
wobei er sämtliche Faktoren berücksichtigt. Wenn Sie allein auf sich selbst gestellt sind,
begehen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit Fehler und leiden unter einer unglücklichen Verbindung,
vielleicht unter einer, die Ihnen viel Leid beschert. Mit diesem Stein würde so etwas niemals
geschehen.«
»Aber es könnte doch viele ausgezeichnete Verbindungen geben«, protestierte Zane. »Viele richtige
Frauen. Wie soll denn ein bloßer Edelstein unter ihnen auswählen können?«
»Die Umstände verändern sich, mein Herr. Manche Frauen sind für jeden Mann ideal, sie haben
Qualitäten der Schönheit, Talent und Treue, die sie unabhängig von den verschiedenen Männertypen
für alle höchst begehrenswert machen. Aber die meisten von ihnen sind bereits verheiratet, da
diese Qualitäten sehr schnell von dem Jungen nebenan erkannt wurden, diesem Glückspilz! Anderen
droht vielleicht eine wertmindernde Entwicklung, etwa eine entstellende Erkrankung oder ernste
Probleme in der Familie. Der Liebesstein weiß das, er konzentriert sich auf die geeignetste,
zuverlässigste, verfügbarste Einzelperson. Er irrt sich nicht. Sie brauchen ihn nur zu drehen,
bis Sie den hellsten Schein erhalten, und ihm zu folgen. Sie werden nicht enttäuscht
werden.«
Er streckte den blauen Saphir vor.
»Machen Sie mal die Probe, mein Herr.«
»Ich weiß nicht. Wenn es so wird wie beim letzten...«
»Hier geht es um Liebe! Wie könnten Sie da verlieren?«
Zane seufzte und nahm den Stein entgegen. Hübsch war er ja wirklich, und doppelt so groß wie der
Todesstein; und seine theoretische Macht faszinierte ihn außerordentlich. Eine wirklich gute
Liebschaft - was konnte ein Mensch mehr vom Leben verlangen?
Als der Ring seine Hand berührte, hellte sich der Stein auf, nahm eine hellere Blaufärbung an und
wurde durchsichtig.
Wieder verlor sich Zane in Erinnerungen. Liebe - das war die andere Hälfte seiner Schuld. Es
hatte eine Frau gegeben, nett genug, hübsch genug, und sie hatte ihn heiraten wollen. Aber es
hatte ihr an der einen Sache gefehlt, die er unbedingt haben mußte. Er hatte sie gemocht,
vielleicht sogar geliebt, gewiß aber hatte sie ihn geliebt - zuviel.
»Die vollkommene Liebschaft - noch innerhalb dieser Stunde!« rief der Besitzer, der ehrlich
erstaunt wirkte. Seine Stimme riß Zane aus seinem Tagtraum. »Sie sind wirklich ein bemerkenswert
glücklicher Mann, mein Herr! Ich habe den Liebesstein noch nie so hell schimmern sehen! So
eindeutig zielstrebig!«
Die vollkommene Liebschaft.
Die hatte er eigentlich schon einmal gehabt. Wie konnte der Stein seine besonderen Bedürfnisse
kennen? Er gab ihn dem Besitzer zurück.
»Ich kann es mir nicht leisten.«
»Sie können sich keine Liebe innerhalb dieser Stunde leisten?« Der Mann setzte einen verblüfften
Gesichtsausdruck auf.
»Eine
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