Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
einer idealen Frau sehnte. »Der Stein gehört Ihnen. Sie könnten es tun. Dazu brauchen Sie nichts
von mir.«
»Ich brauche Sie sehr wohl«, erklärte der Besitzer, und seine Stimme überschlug sich fast. »Ich
habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich die Steine nicht selbst benutze. Das würde mir mein
Geschäft ruinieren. Aber selbst wenn ich es täte - in meiner nahen Zukunft ist keine Liebschaft
vorgesehen. Ich habe mir zwar in meinem Beruf eine feste Position gesichert, und vor mir liegt
ein langes Leben, aber mein gesellschaftliches Leben ist völlig unbedeutend. Ich würde sehr viel
darum geben, eine bedeutungsvolle Beziehung zu einer guten Frau zu haben. Zu einer Frau, die
nicht aufs Geld scharf ist oder verzweifelt. Einer, der ich vertrauen kann. Einer ebensolchen
Frau wie jener, der zu begegnen Ihr Schicksal ist - Ihr Schicksal gewesen wäre , hätten Sie
den Liebesstein erstanden und richtig angewandt.«
»Sie behaupten, daß Sie die Steine nie für sich verwendet haben?« fragte Zane mißtrauisch. »Dafür
scheinen Sie mir aber doch erstaunlich viel über Ihre eigene Zukunft zu wissen.«
»Es gibt auch noch andere Informationsquellen außer meinen Steinen«, erwiderte der Besitzer ein
wenig steif. »Ich habe mir Horoskope stellen, Divinationen und Zukunftsvorhersagen
verschiedenster Art machen lassen. Alle zeigen mir, daß mir zwar geschäftlicher Erfolg beschieden
ist, nicht aber Erfolg in der Liebe.«
»Wie kann Ihnen dann meine Romanze etwas nützen? Sie wissen doch bereits, daß Sie sie nicht haben
können.«
»Im Gegenteil! Ich kann zwar nicht meine Romanze haben, aber Ihre - sofern Sie das
zulassen. Auf diese Weise kann ich diesen Aspekt meines Schicksals umgehen. Die Frau ist zwar für
Sie bestimmt, würde sich aber auch mit mir zufrieden geben. Ich weiß aus der Art, wie er für Sie
reagierte, daß sie sich mit einer ganzen Reihe von Männern einlassen würde, von denen ich selbst
einer bin. Ihre Anziehungskraft ist breit gefächert. Für mich wäre sie zwar nicht ganz so gut wie
für Sie, da ich nicht in der gleichen mißlichen Lage bin, aber sie lohnt sich noch immer sehr.
Selbst eine Verbindung, die nicht vom Himmel vorherbestimmt wurde, kann immer noch ausgezeichnet
sein.«
»Es ist Ihr Stein«, erwiderte Zane störrisch. »Sie können ihr selbst nachgehen. Schön, das macht
Ihnen vielleicht das Geschäft kaputt. Aber wenn Sie so sehr hinter einer Liebschaft her sind,
sollte Ihnen das die Sache wert sein.«
Er fühlte sich unbehaglich, weil er den Verdacht hegte, irgend etwas sehr Wichtiges zu verpassen.
Vielleicht sollte er sich die Sache mit dem Liebesstein doch noch überlegen. Wenn das, was ihn da
erwartete, derart gut war...
Natürlich war es genau das, was der Besitzer in Wirklichkeit wollte, damit er sich dazu gezwungen
sah, den teuren Stein zu kaufen und sich selbst und möglicherweise seine zukünftige Frau für den
Rest des Lebens zu verschulden. Als er das erkannte, widerstand er der raffinierten
Verkaufstaktik und spielte scheinbar mit, indem er auf das angebliche Liebesbedürfnis des
Besitzers einging.
Zane hatte einiges für intellektuelle Spiele übrig; er war viel mehr Denker als
Schauspieler.
Er hatte eine anständige Erziehung genossen, bevor alles den Bach hinuntergegangen war, und er
genoß sowohl die Kunst als auch die Dichtung. Doch er hatte seine Bildung weitgehend vergeudet,
und seine Gedanken schienen ihn in der Regel nur in Schwierigkeiten zu bringen.
»Mein Stein, ja, aber Ihre Liebschaft«, sagte der Besitzer, der es allem Anschein nach wirklich
ehrlich meinte. »Selbst wenn ich dazu bereit wäre, mein Geschäft der Liebe zu opfern, was ich
jedoch nicht bin, könnte ich diesen Stein nicht dazu verwenden, um mich damit in eine Begegnung
einzuschalten, die für Sie bestimmt ist. Sie würde mir einfach gar nicht angezeigt werden. Die
festgelegten Fäden des Schicksals lassen sich nicht so leicht umknüpfen. Also würde ich mein
Geschäft für nichts ruinieren. Im buchstäblichen Sinne für nichts.«
»Das ist aber ein Jammer«, meinte Zane zurückhaltend. Seine Sympathie für Leute, die Geld hatten
und dazu auch noch Liebe wollten, war ziemlich begrenzt. Natürlich wollten alle beides
haben!
»Aber Sie könnten sie mit Hilfe dieses Steins in die Wege leiten. Sobald erst einmal
feststeht, wer die Frau ist...«
»Aber ich kann mir den Liebesstein doch gar nicht leisten!«
Zane würde sich nicht in eine derartige Verpflichtung
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