Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Hand vorstreckte. »Oooh, das würde
mir mein zartes Fleisch versengen!«
Sie hatte recht. Es war zu heiß für alle. »Ich gehe allein«, beschloß Norton. »Sofern ich den Weg
finde.«
Druck.
Es gibt einen Weg? »Es gibt eine Möglichkeit, mich vor der Hitze zu schützen?«
Druck.
Norton blickte sich um, konnte aber nichts erkennen.
»Sning meint, daß ich mich schützen kann, aber ich weiß nicht, wie.«
Das Gäm glitt herbei. Es hatte sich in einen großen Pelz von etwa acht Fuß Durchmesser
verwandelt.
»Sie?« fragte Norton und erhielt zur Antwort Snings Druck.
»Oh, jetzt verstehe ich«, meinte Dursten. »Sie ist ein Hitzeschild. Leg sie an.«
»Sie anlegen?« wiederholte Norton zweifelnd.
Der Raumfahrer bückte sich, um das dünne Material aufzuheben. Es flatterte und faltete sich in
seiner Hand wie ein Umhang. Er reichte ihn Norton. »Jawohl. Das kann sie gut - wenn sie will,
kann sie super isolieren. Die vollkommene Decke.« Die Decke schnurrte.
Zögernd berührte Norton das Gämtuch. Es fühlte sich an wie pelzige Seide. Er schlug sie über Kopf
und Schultern. Es war wirklich recht bequem. »Und das soll mich vor der Hitze schützen?«
Druck.
»Also gut, ich werde es versuchen. Ich komme zurück, sobald ich habe, was ich aus dem Raum
mitbringen muß.«
Die anderen nickten. Er drehte sich um und trat auf das heiße Pflaster. Seine festen Schuhe
schützten ihn vor dessen Hitze, sein Gämtuch dagegen vor der Hitze der umgebenden Luft. Es
funktionierte!
Er rannte durch den Tunnel auf ein grüneres Leuchten zu - wenn er Glück hatte, war dies der
gesuchte Raum.
Wenige Augenblicke später stürzte er hinein, und die Hitze ließ nach. Er blickte sich um. Im
beleuchteten Alkoven standen vier Menschen: ein alter Mann in grauer Robe und mit grauem Bart;
eine kräftige Frau in den mittleren Jahren, in einen Arbeitsanzug gekleidet; eine betörend schöne
junge Frau in einem knappen Bikini; und schließlich ein Junge von etwa sechs Jahren, dessen
Oberlippe sich in leiser Arroganz verzog. Sie standen alle völlig reglos da, als wären sie
vorübergehend eingefroren; vielleicht würden sie hier gelagert und warteten darauf, daß die
Bösere Zauberin zu irgendeinem Zweck Verwendung für sie hatte.
Was nun? Er wußte nicht, was er mit seinen Entdeckungen anfangen sollte. »Kann mir einer von
denen helfen?« fragte er Sning.
Druck.
»Kann er mir das Amulett geben?«
Druck, Druck.
Das wäre wahrscheinlich auch zuviel erwartet gewesen.
»Kannst du mir zeigen, welcher?«
Druck, Druck.
Nun, er konnte nicht erwarten, daß Sning alles für ihn erledigte.
Norton stellte sich vor den alten Mann. Nun sah er, daß dessen Robe tatsächlich ein Kettenhemd
war. Er hatte eine kleine eiserne Krone, und sein Gesicht trug den abfälligen Ausdruck der
Autorität. Mit Sicherheit war er irgendein großer König oder Kriegsherr. »Äh, hallo«, versuchte
es Norton.
»Sprich lauter, Jüngling!« sagte der Mann und erwachte zum Leben. Seine Stimme besaß ein feines
Timbre.
»Nimmst du mein Geschenk an?«
»Das weiß ich noch nicht so genau. Wer sind Sie? Was ist das für ein Geschenk?«
»Ich bin Ozymandius, König der Könige«, erwiderte der König großspurig. »Schaut auf mein Werk, o
ihr Mächtigen, und verzweifelt! Mein Geschenk ist die Macht.«
»Die Macht?« Norton blickte sich um, konnte aber keinerlei Werke erkennen, die er dem König hätte
zuschreiben können.
»Die Macht, Junge. Ich kann dich zum Herrn all dessen machen, was du betrachtest, mit der
Autorität, nach Belieben und Gutdünken Leben auszulöschen.«
Norton überlegte. »Verstehst du etwas davon, Sning?«
Druck, Druck.
Wieder mußte er seine Entscheidung allein treffen. Er war unsicher, doch er hatte keine
Alternative. »Können Sie mir die Macht über das Null-Psi-Amulett verleihen?«
»Gewiß«, sagte der König.
Doch Norton wollte noch mehr wissen. »Können Sie mir Macht über die ganze contraterrenische Welt
verleihen?«
»Zweifellos«, versicherte der König.
So, so. Norton schritt zur nächsten Person. Nun erkannte er, daß der Anzug der Frau von
gesponnenem Gold war, und daß sie ein Halsband und Armbänder trug, die aus schimmernden
Edelsteinen geformt waren. »Hallo, werte Dame.«
»Seid gegrüßt, junger Mann«, erwiderte die Frau.
»Nehmt Ihr mein Geschenk an?« Diamanten umglitzerten ihre Ohren, als sie den Kopf bewegte.
»Wer sind Sie, und was ist da für ein Geschenk?«
»Ich bin Frau Krösus, die Witwe des sagenhaften Königs von
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