Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Auch die prallte von der Wand ab, ohne Schaden
anzurichten.
Norton erkannte das Problem. »Eine brüchige Oberfläche würde reißen, aber die Polsterung
absorbiert den größten Teil des Schocks.«
»Hick meint, daß er es könnte«, berichtete Excelsia.
»Wenn er nicht verletzt wäre.«
»Das paßt ja mal wieder wie die Faust aufs Auge«, meinte Dursten trocken.
Das Alicorn stach mit dem Horn nach der Wand. Es gelang ihm hineinzubohren, blieb dann aber mit
dem Horn stecken und mußte es mit Gewalt herauszerren.
Doch es gelang ihm nicht, die Wand zu durchbrechen.
Norton überlegte. »Wenn die Icks das können... schade, daß wir nicht ihre Hilfe bekommen. Oder,
Sning?«
Druck, Druck, Druck.
Nun, er konnte das Problem der kleinen Schlange verstehen. Es war äußerst schwierig, die
Reaktionen dieser Kreaturen vorherzusagen.
»Schiet«, meinte Dursten. »Wir brauchen die Dinger doch nicht dazu zu kriegen, freiwillig
mitzumachen, wir können sie auch durch einen Trick als Helfer gewinnen.«
Druck.
»Sning meint, das wäre es«, meldete Norton.
»Klar ist es das«, pflichtete der Raumfahrer gelassen bei.
»Aber wie...?«
»Och, Gämmi kann das. Gämmi, trickse sie aus.«
Gämmi überlegte einen Augenblick, dann glitt sie zu der Wand, bildete ein tintentropfendes Organ
aus und bemalte die Wand damit, bis sie eine Tunnelöffnung zeigte. Das Bild war äußerst
realistisch. Gämmi war eine ganz ordentliche Künstlerin. Dann rollte sie in die Mitte des Raums
und wurde zu einer Holzbarrikade mit einem Pfeil, der auf die Wand zeigte und die gedruckte
Aufschrift trug: UMLEITUNG.
»He, das ist aber sauber!« sagte Dursten. »Bist wirklich okay, Gämmi.« Die Holzbarrikade
schnurrte. Der Raumfahrer schritt zu der Linie, überquerte sie und trat dann wieder in die Mitte
des Raums zurück. Ein Dutzend neuer Icks kam aus dem gegenüberliegenden Gang herbeigerollt. Sie
näherten sich der Absperrung, zögerten und rollten dann in rechtem Winkel auf die Mauer zu. Einer
nach dem anderen stürzten sie sich in den gemalten Gang. Der erste prallte gegen die Wand und
zerschmetterte in tausend Stücke. Der zweite, der dicht hinter ihm folgte, schlug auf dieselbe
Stelle, rammte eine Delle in die Wand und zerbrach dabei selbst. In schneller Reihenfolge folgten
die anderen, und mit jedem Aufprall wurde die Delle größer, bis schließlich der letzte Ick
hindurchbrach. Sie hörten ein leises, pfeifendes Geräusch, dem Sekunden später ein ferner
Aufprall folgte.
Das Alicorn trabte zum Loch in der Wand und steckte den Kopf hindurch. Es wieherte überrascht und
zog sich zurück.
Norton blickte als nächster hindurch. In dem flackernden Licht tat sich vor ihm ein Abgrund auf,
dessen Höhe und Tiefe sich in der Finsternis verloren.
Es schien keinen Weg zu geben, der an ihm vorbeiführte; er verlief parallel zur Mauer.
Excelsia gesellte sich zu ihm. Das Kerzenlicht zeigte in wenigen Schritten Entfernung eine
weitere Wand - der Einschluß des nächsten Raums.
»Hm, wir müssen diesem... äh... Raum in die Kernkammer folgen«, sagte Norton. »Wenn das Alicorn
fliegen kann...«
»Fliegen kann er«, meinte Excelsia zuversichtlich. »Er wird jeden mitnehmen, um den ich ihn
bitte. Aber er kann immer nur eine einzige Person befördern.«
»Aber wenn er uns einzeln nach und nach hinüberbrächte...«
»Aber er weiß nicht, wohin«, sagte sie.
»Das weiß der Ick«, meinte Dursten. »Er soll den Ick als ersten befördern.«
Die Damseil nickte. »Und dann zu uns zurückkommen und uns abholen, wenn er den Weg kennt.
Raumfahrer, Ihr seid nicht ganz so dumm, wie es den Anschein hat.«
»Danke, Mädchen«, sagte Dursten und scharrte dabei mit den Füßen.
»Und auch nicht so häßlich, wie du aussiehst«, fügte Gämmi hinzu. Liebevoll tätschelte der
Raumfahrer eines ihrer Glubschaugen.
Aus Durstens Montur fertigten sie ein Geschirr, mit dem sie Hick auf dem Rücken des Alicorns
befestigen konnten. Dann kroch das Alicorn durch das Loch, stürzte in die Leere hinunter,
breitete die Schwingen aus, richtete sich aus und flog empor. Seine Flügelspitzen berührten zu
beiden Seiten die Wände, so beengt war es. Es verschwand zur Rechten.
Die anderen warteten ängstlich. Würde der Ick ihnen den richtigen Weg zeigen? Wenn das Wesen sie
getäuscht hatte, könnte es sie ohne Umwege direkt ins Unheil führen - oder sie auch einfach nur
des Alicorns berauben, indem es das Tier in eine Falle führte. Doch das Alicorn kehrte zurück,
und sein
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