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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mit den jadegrünen Augen zu. Lilena hatte anders ausgesehen, völlig anders. Und dennoch ... Salvat spürte, daß Raphael Recht hatte: Das, was ihn einst an dem Mädchen Lilena fasziniert hatte, steckte auch in Lilith Eden.
    Den Namen hatte Raphael ihm für diese Frau genannt, in der die Lilena von einst sich - reinkarniert hatte? Die Lilena, mit der er auf seiner Reise von Regensburg nach Heidelberg des nachts das Lager geteilt und mit der er sich in seiner irdischen Existenz auf eine Weise verbunden gefühlt hatte wie später mit keiner anderen Frau mehr, zumal sie ihm .
    Salvat ließ nicht zu, daß die Fortsetzung des Gedankens - die Dimension, die darin lauerte - ihn von seinem Vorhaben abhielt.
    Lilena (Lilith!) versuchte, vor ihm zu fliehen. Entsetzt riß sie die Augen auf. Sah, wie sich auf Salvats Rücken jene Auswüchse bildeten, aus denen Künstler wie Leonardo da Vinci verniedlichende Flügel mit blütenweißen Federn gemacht hatten .
    Doch es war etwas völlig anderes! Es wurde auch nicht zum Fliegen gebraucht. Einer wie Salvat konnte nicht fliegen ...
    ... und dennoch zu jedem Punkt der Welt eilen, ohne den Boden unter seinen Füßen zu berühren.
    Es war eine Frage des Wissens; der Kenntnis, wie diese Welt, wie dieses von Gott erschaffene Universum strukturiert war.
    Salvat entfachte einen abseitigen Sog, der sich ganz auf die Frau konzentrierte. Mitten in der Bewegung versteinerte sie. Für sie mußte es sein, als würde aus jeder erdenklichen Richtung zur gleichen Zeit an ihr gezerrt, so daß sie nicht mehr fähig war, auch nur einen Finger zu krümmen.
    Salvat nagelte sie fest, zwei Schritte vom Bett entfernt, aus dem sie geflohen war.
    Die besonders sensitiv veranlagten Menschen innerhalb des Klosters mochten diesen Ausbruch außerphysikalischer Kräfte mit ihren bewußtseinseigenen Antennen registrieren, aber für einen »normalen« Menschen wäre die Entfaltung von Kraft hier in diesem Zimmer nicht einmal spürbar gewesen, wenn er draußen auf dem Flur vorbeigelaufen wäre .
    »Hör auf, dich zu wehren!« Salvats Stimme wurde getragen von einer Suggestion, der sich nicht einmal ein untotes, vampirisches Geschöpf hätte widersetzen können - und diese Frau vereinte beides in sich: das Menschliche und das Vampirische.
    Einen Zwitter hatte Raphael sie genannt. Eine Hybride.
    Aber wie kam diese Unnatur zustande? Wer hatte ein Mischwesen wie dieses in die Welt gesetzt, und warum war es ausgerechnet Lile-na beschieden gewesen, als Grenzgängerin zwischen Mensch und Vampir wiedergeboren zu werden?
    Darüber hatte Raphael keine Auskunft gegeben.
    Die Verdammnis war schneller gewesen. Die schreckliche Klaue aus dem Tor, die ihn wieder zurück in ihr Reich gezogen hatte.
    Salvat versuchte nicht daran zu denken, wieviel er über die Motive des Urbösen wußte. Wie nah es ihm stand . gestanden hatte .
    Er griff nach Lilith, ohne die Arme auszustrecken.
    Nur mit seinen ...
    . .. Flügeln, dachte er ironisch.
    Die Stränge, die seinen Schultern entsprossen, das Gewimmel tentakelartiger Stränge fächerte auseinander und umschlang den Körper der Frau wie in einer monströsen Umarmung.
    Selbst Salvat empfand den Anblick als unnatürlich.
    Es hinderte ihn nicht, das Notwendige zu tun.
    Die Haut der Frau, ihr ganzer Körper wirkte zerbrechlich wie Glas. Eine unbedachte Bewegung, und .
    Salvat schloß nicht nur die Augen, sondern schottete sich hermetisch von dem ab, was außerhalb von ihm und Lilith existierte. Das ganze Sein der Welt schien sich nur noch auf sie beide zu beschränken.
    Und ihr Geist verschmolz.
    Salvat tauchte in dieses Wesen ein - und widerstand dem Impuls, das Vampirische daraus zu tilgen, wie er es einst bei .
    . .. einem anderen getan hatte.
    Er versuchte das Abdriften seiner Gedanken zu verhindern, aber Lilenas Seelennähe, die er nun selbst untrüglich spürte, obwohl sich der Körper, in dem sie steckte, so vollkommen von dem damaligen unterschied, brachte eine Lawine ins Rollen.
    Eine Lawine, die Salvat noch einmal dorthin entführte, wo er ihr zum allerletzten Mal begegnet war.
    Obwohl - begegnet war der falsche Ausdruck.
    Er hatte sie gesehen.
    In Lilenas Körper, umgeben von tausend anderen Leichen.
    Dort in jener Grube - vor über drei Jahrhunderten .
    *
    Begonnen hatte das, was schließlich im schaurigen Wiedersehen mit Lilenas totem, pestzerfressenem Körper gipfelte, in der Nacht vom 31. Dezember 1659 auf den 1. Januar 1660, als der Führer der Illumi-naten in seinem

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