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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Merkmal des Stammes der Arapaho, dem Hidden Moon angehörte und der vor Jahrhunderten Besuch vom Hüter der Vampire erhalten hatte.
    Dieser Hüter namens Landru hatte dreizehn Arapahokinder der Taufe mit dem Lilienkelch unterzogen und während dieser Zeremonie sterbliche Menschen zu unsterblichen Vampiren erhoben. 1
    Hidden Moon war der letzten Täufling in jener Sommernacht des Jahres 1688 gewesen - und während seiner Weihe hatte sich der Mond im Schatten der Erde versteckt - gerade so, als wollte er nicht mitansehen, was dem Kind widerfuhr. So war Hidden Moons Kriegsname entstanden. Der Name, mit dem er noch als Mensch geboren worden war, lautete Wyando.
    Enya wunderte sich einen Moment lang, wieviel sie bereits über die Bekanntschaft wußte, die ihr Leben umgestaltet hatte - während Hidden Moon noch fast nichts über sie erfahren hatte. Daß er sie nicht einmal drängte, mehr zu offenbaren, kränkte sie ein wenig.
    Aber das hinderte sie nicht, sich ihm hinzugeben - und auch seine Hingabe zu genießen.
    »Wann werden wir damit aufhören?« fragte sie später, als ihr vampirischer Liebhaber sich in sie verströmt hatte und sie, auf dem Bett liegend, nur noch wie ein kleines, schutzsuchendes Mädchen in den muskulösen Armen hielt.
    »Womit?« Sein Atem trocknete den Schweiß auf ihrer Haut, wenn auch nur an einer winzigen Stelle und selbst dort nicht von Dauer.
    »Damit, so zu tun, als würde es nie passieren.«
    Hidden Moon gab vor, nicht zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Aber er war leicht zu durchschauen. Er wußte es genau.
    Trotzdem sagte Enya: »Daß es uns erklärt, was es von uns erwartet.«
    Es. Das, was in ihnen atmete, in ihnen pochte.
    Er zuckte die Schultern, ohne den Griff, mit dem seine Arme sie umschlangen, zu lockern. »Vielleicht geschieht es nie. Vielleicht bedarf es unserer Unterstützung überhaupt nicht .«
    Er wußte, daß er selbst an diese Möglichkeit nicht glaubte - und daß er sich nach nichts anderem mehr sehnte, als dem Bösen dienen zu dürfen. Der Trieb, der alles andere in ihm erstickte wie gefräßiger Dschungel die Ruinen ausgestorbener Kulturen, füllte ihn bereits vollständig aus.
    Bald würden die nächtlichen Ausflüge, bei denen er seinen Durst stillte, nicht mehr genügen, den unheiligen Zorn zu besänftigen, der sich mehr und mehr in ihm anstaute.
    Und Enya erging es nicht anders.
    Sie warteten beide: Auf das Erwachen der Stimme, die in ihrem Blut flüsterte, und die ihn sagen würde, was sie von ihnen erwartete.
    Bald, das spürten sie, würde es soweit sein .
    1. Neugeboren
    Kloster Monte Cargano, Italien
    Ende September 1997
    Die narbigen Züge des Mannes waren entspannt. Das änderte sich jäh, als sich seine Lider hoben und seine Augen mit dem steinernen Grab konfrontierten, in dem er lag. Grab?
    Wo bin ich hier?
    Er erzitterte, denn eine andere, weit wichtigere Frage bohrte sich wie die Spitze eines eisernen Dorns in das verletzliche Gewebe hinter seiner Stirn. Eine Frage, auf die er keine Antwort wußte: Nein, er hatte nicht die leiseste Vorstellung - wer er war.
    Er erhob sich.
    Sein eigenes Gewicht ließ ihn kurz schwanken. Er war nackt, aber seltsamerweise fror er nicht, obwohl dieser Raum eine in den Fels getriebene, künstlich erschaffene Kaverne zu sein schien. Und die Quelle des Lichts, das die höhlenhafte Umgebung aufhellte, war nicht feststellbar. Keine Flamme, sondern die Luft selbst schien trübe Helligkeit zu verbreiten. Wie ein rötlicher Schleier umgarnte das Leuchten den großen, sehnigen Mann, der sich barfüßig um seine eigene Achse drehte.
    Sein Herz schlug träge. Sein Atem wölbte die Brust in lang auseinanderliegenden Abständen.
    Plötzlich ballten sich die eben noch gespreizten Finger zu Fäusten, und aus seiner Kehle drang ein elementarer Laut, ein Schrei voller Verzweiflung, denn so sehr er auch in sich lauschte, er fand . nichts. Keinen noch so flüchtigen Hinweis auf die eigene Identität!
    Was war geschehen? Was hatte ihn all seiner Erinnerungen an sein bisheriges Leben beraubt? Und warum wurde er an einem solchen Ort festgehalten?
    Wurde er das .?
    Es gab keine Tür, es existierte nicht einmal ein Spalt in den Felswänden, die ihn umgaben!
    Auch Decke und Boden waren geschlossen. Keine Fuge von Bedeutung war darin auszumachen!
    Aber woher kam dann die Luft, die er zum Leben brauchte? Und wie war er in diesen Höhlenraum gelangt?
    Plötzlich erschien ihm das Licht, das ihn sein Grab sehen ließ, noch unwirklicher.
    Grab . Wieder

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