Inkasso Mosel
gefolgt von Meier und einem halben Dutzend Polizisten in Uniform und vier Technikern, die Koffer und Gerätschaften schleppten.
Gabi fuhr wie immer am Limit. Neben ihr saß Meier, die rechte Hand am Haltegriff über der Tür, in der Linken eine Zigarette. Grabbe hatte sich auf der Rückbank festgeschnallt und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an.
»Wir fahren zu Balzers Wohnung, sein Büro wird gleichzeitig durchsucht, ich will keine Minute verlieren«, sagte Gabi, die den Wagen in der Südallee durch den mäßigen Vormittagsverkehr schlängelte. »Den pack’ ich mir an seinem knackigen Arsch.« Sie überholte im Kreisverkehr vor den Kaiserthermen einen Bus und bog dicht vor ihm in die Olewiger Straße ab.
»Gib’ mir auch eine«, sagte sie zu Meier, der ihr gleich bereitwillig die offene Packung hinhielt.
Bis sie vor Balzers Haus anhielt, war es Grabbe trotz heruntergedrehter Scheibe kotzübel. Er lehnte sich, tief durchatmend, an den Wagen, während Gabi telefonisch den Befehl an die Kollegen gab, nun auch in Balzers Firma loszuschlagen.
Balzer öffnete ihnen in Shorts und T-Shirt. In sein blendendes Zahnpastalächeln mischte sich Überraschung, als Gabi ihm das Blatt mit dem Durchsuchungsbeschluss unter die Nase hielt. Ein Pulk Polizisten drängte an den beiden vorbei ins Haus.
»Mit wem wollen Sie telefonieren?«, fragte Gabi, als Balzer nach dem Telefon griff.
»Na, mit wem schon, Mädel?« Balzer hatte in Sekundenschnelle seine Fassung wiedergewonnen. Sein kantiger Kopf hatte kaum mehr Umfang als sein breiter Hals. Der Mann strahlte enorme körperliche Kraft aus.
»Sag’s mir, Junge«, Gabi stellte sich dicht vor ihn und schaute zu Balzer auf, dem das Grinsen wieder abhanden kam.
»Mit meinem Anwalt, Dr. Haupenberg, wenn es der Dame recht ist.«
»Geht in Ordnung, mein Herr, wir fangen derweil schon mal an.« Gabi streifte sich Gummihandschuhe über. »Halten sich zur Zeit noch weitere Personen im Haus auf?«
»Nein, die Kinder sind in der Schule, meine Frau ist zur Arbeit und ich habe auch gleich einen Geschäftstermin.«
Balzer ging in einen Nebenraum.
»Tut mir Leid, ich muss Sie begleiten.« Gabi folgte ihm.
»Warum?«
»Sie könnten Beweisstücke verschwinden lassen.«
»Dann gehe ich raus auf die Terrasse.«
»Wenn Sie keine Angst haben, sich in dem Aufzug den A …«, Gabi sah Balzer auf die muskulösen Beine, »sich was abzufrieren, hab’ ich nichts dagegen.«
»Aber dann ist hier kein Zeuge zugegen«, bemerkte er.
»Dann bleiben Sie doch hier!«
»Da habe ich einen anderen Vorschlag. Ich gehe jetzt raus und Sie warten solange.«
Gabi nickte genervt und wies ihre Kollegen, die bereits in den Schränken stöberten, an, ihre Arbeit zu unterbrechen.
»Der weiß genau Bescheid«, sagte Meier, der sich nach einem Ascher für seine Zigarette umsah. »Er hat seine Karriere beim Finanzamt begonnen und war jahrelang in der Steuerfahndung tätig. Zudem kennt er sich bestens in Wirtschaftsrecht aus. Man sagt, er würde dieses Wissen heute mehr denn je nutzen, um auf dem schmalen Grat am Rande der Illegalität zu balancieren.«
Als Balzer zurückkam, verteilten sich die Polizisten auf verschiedene Räume. Gabi folgte Grabbe in ein Zimmer, das neben einem Schreibtisch, Regalen mit Büchern und einer Musikanlage, eine Vielzahl von LPs und CDs enthielt.
Draußen quietschten Reifen.
Gabi sah durchs Fenster: »Haupenberg ist schon da.«
»Da hat er aber alles aus seinem Maybach herausgeholt«, sagte Grabbe.
»Nee, den hat er nicht mehr, er fährt jetzt Porsche.«.
»Und wo ist der Maybach geblieben?«
»Der ist den Bach runter, zusammen mit seinem guten Ruf und einem Großteil seiner Mandanten. Seit sein Höhenflug als Wirtschaftsberater eine jähe Bruchlandung erlebt hat, ist er auf jeden Auftrag angewiesen.«
»Immerhin fährt er noch Porsche«, bemerkte Grabbe.
»Aus dritter Hand, alt und klapprig, meinen Z 3 würde ich nicht mal gegen drei von der Sorte tauschen.«
*
Walde schwitzte. Er versuchte, die Temperaturregelung der Heizung zurückzudrehen und stellte dabei fest, dass der Heizkörper bereits abgedreht war. Die erste Wand war beklebt. Weitere Tapetenbahnen hingen eingekleistert über der Tür. Er rückte geräuschvoll die Aluminiumleiter weiter, als Doris zur Tür hereinkam. Ihr heller Mantel spannte über dem Bauch.
»Hallo«, Walde wischte sich an einem Lappen die Hände ab und ging auf sie zu.
»Pass’ bitte auf«, sagte sie und hielt ihm abwehrend die Hände
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