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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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verdammten Krieg. Das waren nur die unmittelbar sichtbaren Dinge. Der Grund für seine Wut lag darunter verborgen. Das, was wirklich zählte im Leben.
    Carol und Tim und Robby. Und Rache.
    Genau in dieser Reihenfolge. Frustriert und mit einem Gefühl der Ohnmacht machte er sich auf den Weg zur Schiffsmesse. Dort saß er nun, regungslos, mit einem Becher bitteren Kaffees und einem Teller voller Wurst und Käse vor sich, und starrte hinaus in das All. Das Essen auf seinem Teller war unberührt. Er war zu wütend, um etwas zu essen. Es lief nicht so, wie er gehofft hatte. Überhaupt nicht. Er hatte einen Plan entwickelt, um sein Schiff zu überholen. Sein Schiff. Die Worte klangen hohl. Sein Plan kümmerte ungesehen in seinem elektronischen Notizbuch vor sich hin. Gescheitert, bevor er überhaupt mit seiner Ausführung hatte beginnen können. Die Vizeadmiralin hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, seinen Plan zu unterbreiten. Die ganzen Anstrengungen waren verschwendet gewesen. In zehn Stunden würde die nächste Fähre von der Sternenwolf auf Stardock landen. Er hatte vorgehabt, die Zeit mit dem Ausfüllen von Reparaturanweisungen und der Anforderung von Ersatzteilen und Vorräten zu verbringen. Und nun… er hatte nichts zu tun. Außer vielleicht zu überlegen, was er seiner Mannschaft sagen sollte, wenn er wieder zurück an Bord war. All das Zeug, das er der Vizeadmiralin an den Kopf geworfen hatte – was hatte er sich bloß dabei gedacht? Es war ein gutes Gefühl gewesen, so stolz zu sein, ja – aber wozu hatte es letztlich geführt? Konnte er sein Schiff wirklich ohne Unterstützung von Stardock reparieren?
    Und Hardesty. Die Worte eines Toten.
    Frustrierte Gedanken brannten in ihm, Bruchstücke dessen, was ihm auf der Zunge lag. Selbst wenn er das meiste davon bereits gesagt hatte, spürte er das Bedürfnis in sich, es zu wiederholen. »Diese Mannschaft verdient etwas Besseres. Sie verdient eine Chance.« Aber in Wirklichkeit meinte er damit: »Ich verdiene eine Chance.«
    Er wußte, was seine zyne- Meister dazu sagen würden. »Neunzig Prozent aller Probleme im Universum entstehen durch das Versagen von Kommunikation. Und die anderen zehn Prozent entstehen dadurch, daß das Versagen von Kommunikation nicht erkannt wird.« Und indem sie diesen Gedanken weiter verfolgten, kam die unausweichliche Schlußfolgerung: »Jeder Zwischenfall ist Folge unvollständiger Kommunikation.«
    Die Feststellung, daß seine letzten Kommunikationsversuche unvollständig geblieben waren, wäre eine nur unvollständige Analyse. Er hatte alles ausgesprochen, was er zu sagen gehabt hatte. Und die anderen hatten ihm zugehört. Das Problem bestand darin, daß sie nicht so gehandelt hatten, wie er es wollte. Was für ein Kommandant war er eigentlich, wenn er andere nicht einmal dazu bringen konnte, das zu tun, was er von ihnen wollte? Vielleicht hatte die Vizeadmiralin ja recht. Vielleicht hatte Hardesty recht. Vielleicht war er ein Hitzkopf. Ein Dummschwätzer. Ein Nichtsnutz, ein Tunichtgut, ein ausgesprochenes Arschloch.
    »Jon? Jon Korie? Sind Sie das?« Korie blickte auf.
    Der Sprecher war eine Frau. Großgewachsen. Atemberaubend schön. Dunkel gekleidet. Lächelnd. Er war bereits dabei, aufzustehen und ihre ausgestreckte Hand zu ergreifen. Das Wiedererkennen kam nur langsam. Er kannte sie von… seine Augen blinzelten kurz (grollend) auf die Sterne an ihrem Kragen – und der Rest seiner Erinnerung wurde genau rechtzeitig wach. »Kapitän… La Paz! «
    »Juanita«, korrigierte sie. »Kommen Sie schon, Jon! Seien Sie nicht so steif! Ich habe auf Ihrer Hochzeit getanzt. Wie geht es Carol? Was macht Ihre Rasselbande zu Hause?«
    »Äh…« Korie zögerte. »Sie haben es noch nicht gehört?«
    »Was gehört? Wir waren draußen im Süden.« Ihr Gesichtsausdruck änderte sich unvermittelt. »O Gott, nein! Nicht Carol!«
    »Und die Jungs«, bestätigte Korie. »Sie befanden sich auf Shaleen… « Seine Stimme versagte.
    Juanita legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie senkte ihre Stimme und sprach im Ton echter Anteilnahme. »O Jon! Es tut mir so leid. Es muß sehr schlimm für Sie sein, compadre. Kann ich irgend etwas für Sie tun?« Sie blickte ihm besorgt in die Augen.
    »Verschaffen Sie mir ein Schiff, ein Dutzend Torpedos und eine Karte vom Zentrum der Morthan-Solidarität.«
    »Wenn ich könnte, würde ich Ihnen eine Flotte geben. Zwei!«
    Korie lächelte schwach. Das erste echte Lächeln des Tages. »Danke. Das ist das Beste, das

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