Inmitten der Unendlichkeit
daß die Quillas so offen waren. Er war nicht sicher, ob er noch weitere Einzelheiten hören wollte.
Aber Lambda fuhr fort: »Ich will dir etwas verraten, Brian. Es kann für einen Mann sehr belebend sein, weibliche Sexualität zu erfahren. Es hat mich mehr über Frauen gelehrt, als ich auf andere Weise je hätte lernen können. Es tut mir leid, wenn dich das beunruhigt, aber du mußt verstehen, was wir sind. Ich wünsche mir oft, daß jeder Mensch für eine Weile ein Quilla sein könnte. Dann würdet ihr wirklich verstehen. Und dann würdet ihr nicht so viele unwissende Scherze machen und hättet nicht die Ängste, unter denen ihr leidet. Wir mögen dich. Und wir mögen nicht, wenn du dich unbehaglich fühlst.«
»Okay«, brummte Armstrong. »Ich hab’s kapiert.« Er entspannte sich und seufzte und nickte zustimmend. Sein Unbehagen schwand teilweise. Zum ersten Mal blickte er Lambda freiwillig in die Augen. »Ich hab’ mich ziemlich steif benommen, nicht wahr?«
»Ehrlich gesagt…«, lächelte Lambda freundlich, »… du hast dich benommen wie ein Blödmann.«
»Ja«, gestand Armstrong. »Ich schätze, das habe ich.«
Er atmete tief durch. »Es tut mir leid.« Dann fragte er: »Und was machen wir jetzt?«
Lambda tätschelte freundlich Armstrongs Hand. »Nichts. Oder alles. Oder alles, was du möchtest. Wir sind hier, um zu dienen. Du möchtest, daß dir jemand den Rücken massiert? Ruf mich. Ich bin Experte in shiatsu. Ich weiß Bescheid über den eingeklemmten Nerv in deinem Rücken, der dir hin und wieder Beschwerden verursacht. Das ist der Grund, aus dem ich mein Angebot gemacht habe. Du willst Sex? Ruf mich oder Delta oder irgend jemand von den andern. Das zweite Mal macht noch viel mehr Spaß als das erste. Du willst mit jemandem reden? Es wäre mir eine Ehre. Du kannst mit mir als Individuum oder auch als Mitglied des Clusters sprechen. Was immer du möchtest, Brian. Was auch immer.«
»Danke«, erwiderte Armstrong überrascht und verlegen zugleich. »Ich meine es ehrlich. Danke.« Er klopfte Lambda wie einem Freund auf die Schulter, und Lambda klopfte ihm auf die Schulter – wie einem Geliebten. Armstrong versteifte sich… aber er zuckte nicht zurück. Plötzlich gab es eine ganze Menge neuer Dinge, über die er nachdenken mußte.
Meerson-Krikes
Das Orbitalcollege war der Orbitalfabrik von Meerson-Krikes angeschlossen. Während einiger ruhiger Jahrhunderte hatte Shaleen den Ruf erworben, besonders leichte, stabile Schiffsrümpfe zu bauen. Die Polycarbonat-Titan-Rümpfe waren extrem vielseitig. Sie konnten mit Feststoffmotoren, Fusionsantrieben, Plasmafackeln und sogar Sonnensegeln ausgerüstet werden. Die Schiffe, die Shaleen hervorbrachte, waren perfekt für Reisen zwischen den inneren Planeten des Systems geeignet, aber auch für Streifzüge zu den mittleren und äußeren Welten. Gelegentlich bestellte eine tollkühne Seele ein Schiff mit Singularitätsantrieb in der Absicht, interstellare Fahrten durchzuführen. Trotz deutlicher Warnungen seitens der Hersteller in bezug auf die Probleme, die die Aufrechterhaltung der Singularitätsfelder in einer Hülle von so geringer Größe aufwarf, und trotz der noch deutlicheren Warnungen über die Schwierigkeiten, eine Hyperraumblase nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch noch so zu manipulieren, daß damit Überlichtgeschwindigkeit möglich wurde, gab es keinen Mangel an Exzentrikern, die den Mut hatten, die Dunkelheit zwischen den Sternen zu durchkreuzen. Und wer wollte nicht sein eigenes Raumschiff? Der große Sprung nach draußen war eine unwiderstehliche Versuchung. Im Verlauf der Jahre entwickelte Meerson-Krikes ein ganzes Programm von leichten Kreuzern jeder Größe.
Aber im Hintergrund zogen bereits dunkle Wolken auf, und schließlich wurden die Alliierten Welten durch beständig wachsende Rüstungsanstrengungen in der morthanischen Sphäre alarmiert. Die Verteidigungsbehörde nahm die Meerson-Krikes-Gesellschaft unter Vertrag – genau wie zahlreiche andere Gesellschaften auf zahlreichen anderen Welten auch – und ließ eine Serie kleiner, aber extrem starker interstellarer militärischer Schiffe entwickeln. Diese Schiffe der Zerstörerklasse wurden ›Libertyschiffe‹ genannt.
Wegen ihrer beträchtlichen Erfahrungen mit leichten Kreuzern war die Meerson-Krikes-Gesellschaft rasch in der Lage, die Produktion aufzunehmen. Innerhalb eines einzigen Jahres wurde eine Produktionskapazität von einem Schiff pro elf Tagen erreicht.
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