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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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schien, als wollte er die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Es schien, als wollte er Brik etwas beweisen. Aber in Wirklichkeit wollte er es sich selbst wohl am meisten beweisen. Er zog sich unbeholfen, aber nicht ohne eine gewisse Eleganz in das Beiboot. Allmählich begann er sich mit der Schwerelosigkeit anzufreunden.
    Brik schwebte geschickt hinter ihm her. Der gewaltige Morthaner zog die Beine an und warf den Kopf nach hinten, so daß er eine einhundertachtzig-Grad-Rolle beschrieb, dann packte er einen Handgriff und kam in umgekehrter Haltung wieder zum Stillstand. Er berührte einen Knopf auf dem Paneel, und die Schleusenluke glitt zu und verriegelte. Das Manöver sah so geschickt und graziös aus, als hätte ein professioneller Tänzer es einstudiert.
    Nach einem Augenblick bemerkte Gatineau, daß sein Mund noch immer offenstand. Er fragte sich, ob er sich jemals so geschickt in der Schwerelosigkeit würde bewegen können. Wahrscheinlich nicht, erkannte er. Er war schließlich kein Morthaner.
    Der Leitende Ingenieur blickte von seiner Arbeit auf – er war damit beschäftigt, die Feinberger-Module in einer Dekontaminationseinheit auszutauschen – und knurrte: »Lassen Sie mir noch zwei Minuten.«
    »Gehen Sie voraus«, sagte Brik zu Gatineau. »Sie haben das Steuer.«
    »Jawohl, Sir. Sie sitzen neben mir?«
    »Nein.« Auf Gatineaus erstaunten Blick hin ergänzte der Morthaner: »Machen Sie sich keine Gedanken. Ihr Kopilot ist ziemlich kompetent.«
    »Ach ja. Richtig«, murmelte Gatineau mehr zu sich selbst, ohne den belustigten Ton in Briks Stimme zu bemerken. »Was wird’s denn diesmal? Ein Möbius-Joystick? Noch ein Sternenkobold? Linksdrehende Antimaterie?« Er schob sich durch die Kabine des Beiboots und durch die Schleuse in die Pilotenkanzel. Ohne einen Blick auf den Sitz des Kopiloten zu werfen, schnappte er: »Was für Scherze Sie sich auch immer zusammen mit Mister Brik ausgedacht haben – vergessen Sie’s. Lassen sie mich einfach in Ruhe meine Arbeit erledigen, ja?« Er zog seinen Kopfhörer über und schaltete seine Bildschirme ein. Ein Display nach dem anderen leuchtete grün auf.
    »Ich habe mir keine Scherze mit irgend jemand anderem ausgedacht«, erwiderte Korie. »Höchstens den, Ihre Ausbildung so schnell wie möglich zu beenden.«
    »Oh, Sir!« stieß Gatineau hastig hervor. »Ich… es tut mir leid. Ich wollte nicht…«
    »Versuchen Sie nicht, sich zu entschuldigen, Käpten. « Korie betonte das letzte Wort übertrieben. »Sie sitzen im Pilotensitz. Sie geben die Befehle.«
    Das Wort Käpten unterbrach Gatineau mitten im Satz. »Käpten?« fragte er.
    »Genau das ist Ihr Rang, solange Sie die Verantwortung für diese Fähre tragen. Und deshalb ist Ihre Autorität uneingeschränkt.«
    »Sie meinen… wenn ich den Befehl erteile, daß man mir eine Tasse Kaffee bringt, dann müßten Sie das tun?«
    Korie nickte grinsend. »Genau so funktioniert das. Und wenn ich mich weigern würde, könnten Sie mich deswegen vor ein Kriegsgericht bringen. Aber ich würde es Ihnen trotzdem nicht empfehlen. Vergessen Sie nicht, daß ich noch immer der befehlshabende Offizier der Sternenwolf bin. Ein Teil der Lektion, die Sie heute nachmittag lernen werden, hat mit Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt unter Offizieren zu tun.«
    »Ich bin doch gar kein Offizier, Sir. Ich bin nur…«
    »Halten Sie den Mund«, unterbrach ihn Korie leise.
    Gatineau hielt den Mund.
    »Ich will Ihnen etwas sagen, Mister. Es spielt für mich keine Rolle, welchen Dienstgrad Sie haben. Ich will, daß Sie jeden Posten an Bord des Schiffes ausüben können. Und ich will, daß Sie keine Angst davor haben, wenn Sie es einmal tun müssen. Ich will nicht, daß Sie untätig in der Nase bohrend herumstehen und überlegen, was Sie wohl als nächstes tun müssen, wenn Sie einmal auf sich ganz alleine gestellt sein sollten. Kennen Sie die Geschichte vom Fähnrich McGrew?«
    »Die kennt jeder, Sir. Sie ist doch nicht wirklich geschehen. McGrew wurde von einem Kriegsgericht verurteilt, weil er das Kommando übernommen…«
    »Sie ist nicht erfunden. Sie hat sich wirklich so zugetragen. Und Sie haben Sie falsch im Gedächtnis. Er wurde verurteilt, weil er das Kommando nicht übernommen hatte. Alle seine vorgesetzten Offiziere waren umgekommen. Anstatt die Verantwortung an sich zu nehmen, geriet er in Panik und rief um Hilfe. Um fair zu sein sollte ich noch erwähnen, daß es seine erste Fahrt gewesen war, daß er noch

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