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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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nur einen Weg für ein Schiff, um zu verhindern, daß es nicht bereits auf große Entfernung entdeckt wurde: Es mußte seine Hyperraumblase dämpfen, um nicht länger ein so deutliches Profil auf den Schirmen des Gegners zu hinterlassen. Auf der anderen Seite blendete ein Schiff sich mit dieser Methode selbst, und es verringerte außerdem seine Höchstgeschwindigkeit beträchtlich. Der Vorteil war, daß es mit dieser Methode unter dem Grundrauschen der Ortungsinstrumente bleiben und sich sehr viel weiter annähern konnte, bevor das gegnerische Ziel es entdeckte. Der Gedankengang weckte in Korie neue Befürchtungen und führte zu einer Serie weiterer Szenarios. Was lag näher, als daß eines oder mehrere große Kriegsschiffe ihre Hyperraumblasen dämpften, um auf diese Weise kleinere, schwächere Schiffe vorzutäuschen und so ihre Opfer in die Reichweite der eigenen Waffen zu locken?
    Außerdem gab es langfristige Szenarios in bezug auf Mimikry und Täuschungsmanöver, über die man sich Gedanken machen mußte. Nach und nach begann Korie, die wirkliche Natur der Sache zu verstehen. Der Krieg konnte nicht ohne überlegene Stärke oder Feuerkraft gewonnen werden – und beides war neutralisiert worden. Durch methodische Strategien und Taktik würde man ebenfalls nichts erreichen – und beides war durch die Natur des Schlachtfeldes selbst wirkungslos. Nein. Die neuen Schlachten würden als Duelle zwischen Ausdauer und Wahrnehmungsvermögen ausgefochten werden. Sie würden wie Schachspiele gespielt werden, die tödlich endeten. Und sie würden durch den Verstand der sich gegenüberstehenden Schiffskommandanten entschieden werden.
    Einen betäubenden Augenblick lang sah Korie die Zukunft vor sich: Raumschiffe, die sich in der lautlosen Dunkelheit duellierten, finteten, zustießen, parierten und auswichen, ein jedes auf den einen, entscheidenden Vorteil lauernd, der ihm erlauben würde, dem Gegner den Todesstoß zu versetzen. Die Vorstellung entsetzte ihn. Er erkannte, daß hier die entscheidende Schwäche der Allianz lag.
    Es reichte nicht, wenn die Allianz ihre Schiffe startete und sie tapfer hinaus in die Nacht zogen. Die Unzulänglichkeit der Bemühungen lag plötzlich offen vor ihm. Die Morthaner starteten ebenfalls ihre Schiffe, aber für die Morthaner war der Krieg zu einem Lebenszweck geworden. Sie waren ein Rasse von selbstentwickelten, selbstgeschaffenen Lebewesen, die nicht länger als Menschen gelten konnten. Sie waren genetisch verändert und aufgerüstet, um Supermenschen zu sein. Mehr als Menschen. More than humans. More-thans. Sie hatten ihre gesamte Kultur der Vervollkommnung der martialischen Künste und der Ausbildung von Kriegern gewidmet, die nicht wußten, wie man eine Schlacht verlor. Jeder morthanische Offizier und jedes morthanische Besatzungsmitglied wäre ein Experte auf dem Gebiet der Zerstörung, und jedes Schiff würde von einem Großmeister des Todes befehligt werden.
    Die Kommandanten der alliierten Raumschiffe wären im Gegenzug kaum mehr als Kinder. Ein paar Jahre Schulung und ein paar Vorlesungen in der Militärakademie waren nicht mit lebenslanger Disziplin und Hingabe zu vergleichen. Die Alliierte Flotte war einem schrecklichen Risiko ausgesetzt, bevor nicht die neuen Paradigmen interstellarer Konflikte von jedem einzelnen Raumschiffskommandanten verstanden und verinnerlicht worden waren.
    Der bevorstehende Krieg entsetzte Jon Korie.
    Er verbrachte viele schlaflose Nächte, zitternd vor Furcht wegen der Möglichkeiten des drohenden Konflikts, der nach seiner Überzeugung immer unausweichlicher wurde. Er faßte den Entschluß, Carol und die Kinder so weit vom Abgrund wegzuschicken, wie sein Geld reichte.
    Als das Schiff den nächsten Hafen erreichte, lud er all seine Arbeiten zur sofortigen Beachtung in das Netz der Militärakademie, und er betete, daß es noch nicht zu spät war.

 
Der Tender
     
     
    Vor dem Andockschlauch blieb Gatineau zögernd stehen. Die Erinnerung an das letzte Mal war noch zu frisch und zu intensiv. Er litt noch immer unter Schmerzen, und seine Haut war an einigen Stellen noch immer verfärbt.
    »Gehen Sie weiter«, sagte Brik. »Ich bin direkt hinter Ihnen.«
    »Genau davor habe ich Angst«, schluckte Gatineau. »Ich will nicht, daß Sie mich schon wieder packen. Geben Sie mir eine Chance, es alleine zu schaffen.« Er atmete ein weiteres Mal tief durch – und stürzte sich unvermittelt durch den Rahmen der Schleuse hindurch kopfüber in den Schlauch. Es

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