Innere Werte
der Mörder von Peter ist.«
»Das würde ja bedeuten, dass meine Mutter … Das kann doch nicht sein.«
Die beiden starrten sich sprachlos an.
»Vielleicht wollte sich Peter nicht von mir, sondern von ihr trennen«, überlegte Katrin.
»Ach, und du glaubst, meine Mutter bringt den Typen dann gleich um? Das ist doch Schwachsinn.«
»Ich weiß es doch auch nicht.« Resigniert legte Katrin den Kopf in ihre aufgestützte Hand.
»Also, ich kapier überhaupt nichts mehr.« Tobias ging zum Kühlschrank. »Willst du was trinken?«
»Irgendwas mit viel Alkohol«, antwortete sie.
»Gute Idee.«
Die beiden öffneten eine Flasche Wodka und wechselten auf die bequeme Couch ins Wohnzimmer. Tobias bot Katrin an, fürs Erste bei ihm zu bleiben, bis sie sich überlegt hatte, was sie tun wollte. Sie sprachen alle Möglichkeiten durch und beiden war klar, dass Katrin sich nicht ewig bei ihm verstecken konnte. Ihre Situation würde sich dadurch auf keinen Fall verbessern. Doch heute wollte sie nicht weiter darüber nachdenken.
Bevor sie gemeinsam am späten Nachmittag auf dem Sofa einschliefen, hatten sie die Flasche geleert und waren zweifellos betrunken. Beide waren an Hochprozentiges nicht gewöhnt, schon gar nicht auf leeren Magen.
50
Das Telefon klingelte pausenlos und trug nicht gerade zur Verbesserung von Kommissar Sandors Stimmung bei. Es gab so viele wichtige Dinge zu erledigen, und da wurde man durch solche Lappalien von seiner Arbeit abgehalten. Erst war es Milster, der seine guten Wünsche für Weihnachten loswerden wollte und sich über die Feiertage verabschiedete. Zudem konnte er es sich nicht verkneifen, seinen Unmut über die Flucht von Katrin Buhr ein weiteres Mal kundzutun. Dann hatte Nicole Lauxmann angerufen, um ihn noch mal persönlich zu bitten, Paul zwischen den Feiertagen doch freizugeben. Da wäre Martin fast der Kragen geplatzt. Aber noch ehe er sich weiter darüber aufregen konnte, meldete sich Georgia Galanis. Die Dame aus dem Klärwerk wollte Michael sprechen. Nachdem Martin sie verbunden hatte, legte er das Telefon zur Seite.
»Bin ich hier die Telefonzentrale, oder was?«, fluchte er gerade, als Paul zur Tür hereinkam.
»Was ist denn los?«, wollte der junge Kollege wissen.
»Haltet mir bloß eure Weiber vom Hals! Wir sind hier keine Partnerberatung, sondern die Mordkommission.« Verärgert tippte er auf seiner Tastatur herum. »Hast du gute Vorsätze für das neue Jahr, Paul?«, fragte Martin plötzlich unvermittelt und blickte auf. Noch bevor Paul antworten konnte, fuhr Martin fort. »Wenn nicht, hätte ich einen Vorschlag. Befrei dich von weiblichen Altlasten und versuch’s nochmal neu. Ich bin sicher, du findest eine Freundin, die das, was du sagst, akzeptiert und nicht hinter deinem Rücken deinen Chef anruft, um doch noch Weihnachtsurlaub rauszuhandeln. Wahrscheinlich hält sie dich für ein Weichei, das sich beim Vorgesetzten nicht durchsetzen kann. Deiner Nicole fehlt das nötige Verständnis für dich und deine Arbeit. Eure Beziehung erinnert mich verdammt an meine beiden ersten Ehen und ich garantiere dir, das Ganze ist ebenso zum Scheitern verurteilt, es sei denn, du machst dich zum Knecht.«
Paul stand sprachlos im Raum und Dieter mittlerweile in der Tür.
»Ich hoffe, ihr seid gekommen, um mit mir über Dinge zu sprechen, die mit unserem Fall zu tun haben.«
»Ausschließlich!«, sagte Dieter und trat näher. »Zum Beispiel über Katrin Buhrs Flucht und die damit verbundene Kopfverletzung unseres Kollegen Fischer.« Ein deutlicher Vorwurf schwang in seiner Stimme mit, der durch hochgezogene Augenbrauen noch verstärkt wurde.
Martin seufzte und lehnte sich zurück. »Du hast ja recht! Tut mir leid! Ich bin wohl ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen.« Entschuldigend blickte er in Pauls Richtung. »Wie geht’s dir?«
»Halb so schlimm«, winkte er ab.
»Die Platzwunde wurde mit sechs Stichen genäht«, erklärte Dieter. »Ohne Betäubung.«
Martin begann zu lächeln. Sein Ärger war verflogen. Es war rührend, wie Dieter versuchte, Paul ins richtige Licht zu rücken. »O.k.«, nickte er anerkennend. »Paul ist unser Held des Tages. Hat der Arzt dich krankgeschrieben?«
»Nein.«
»Weil Paul es nicht wollte«, ergänzte Dieter.
»Ich sage doch: Er ist unser Held! Aber, wenn du willst, Paul, kannst du für heute Feierabend machen und dich ausruhen. Dieter übernimmt gern dein Arbeitspensum.«
»Martin, du bist ein Ekel!« Dieter setzte sich vor den
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