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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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und verantwortungsbewusst beurteilen, welcher Patient tatsächlich das Organ erhalten soll? Jeder Arzt will das Beste für seinen Patienten.«
    … und für sein Portemonnaie, hätte Martin fast ergänzt, hielt sich aber zurück.
    »Zurück zu Anja Schulte. Wie war das mit Tobias’ Operation? Hat Frau Schulte die neue Niere im Köfferchen gleich mitgebracht?«
    »Tobias’ Niere wurde ganz regulär von Eurotransplant zugeteilt. Das können Sie gerne überprüfen.«
    »Im Gegensatz zu manch anderer Niere, nicht wahr?«
    »Auf so lächerliche Fragen muss ich nicht antworten.«
    »Ich glaube, der Inhalt von Anja Schultes Tagebuch wird den Staatsanwalt sehr interessieren.«
    »Ein Tagebuch, ich bitte Sie«, wehrte Wellner großkotzig ab. »Da kann ja jeder schreiben, was er will. Wahrheit oder Lüge, ganz egal. Das kann unmöglich als Beweismittel dienen.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht irren, Herr Doktor.« Martin kannte Fälle, in denen Tagebücher als Beweismittel anerkannt worden waren. Aber das würde in diesem Fall, ohne Benennung von Namen, sowieso nichts nützen.
    »Wollen Sie mich jetzt aufgrund dieser haltlosen Beschuldigungen verhaften?« Er schüttelte den Kopf und gab gleich selbst die Antwort. »Nein, sicher nicht. Außerdem hätte ich diese ominösen Zeilen doch gerne mal mit eigenen Augen gesehen, bevor ich Ihnen glauben kann, dass Frau Schulte so einen Blödsinn tatsächlich aufgeschrieben hat.«
    »Wissen Sie was?« Martin erhob sich und kam zum Schreibtisch herüber. »Sie denken noch mal über die Vorwürfe nach. Vielleicht erinnern Sie sich dann doch noch an die ein oder andere Schweinerei. Ein Geständnis Ihrerseits wirkt strafmindernd.«
    Ohne Gruß verließ er den Raum, gefolgt von Dieter.
    »Hast du die Schweißperlen auf seiner Stirn gesehen?«, fragte Martin, als sie auf die Straße traten.
    »Ja, ist mir aufgefallen. Aber das ist leider kein Schuldspruch, oder?«
    »Nicht wirklich. Zeigt nur, dass wir ihn ins Schwitzen gebracht haben.«
    »Aber ehrlich gesagt, glaube ich kaum, dass wir ihm an den Karren fahren können. Seine Akten sind in Ordnung. Im Tagebuch stehen keine Namen. Wir können ihm rein gar nichts nachweisen.«
    »Noch nicht! Irgendwas werden wir finden. Ich bin sicher, dass er da drinhängt. Er ist genau der richtige Typ dafür.«

59
     
    »Verdammt, Sandor!«, schimpfte Kriminaldirektor Milster. »Da komme ich gut erholt aus den Feiertagen und muss mich sofort wieder ärgern. Sie können doch nicht einem angesehenen Wiesbadener Arzt solche Vorwürfe machen, schon gar nicht, wenn sie völlig frei erfunden sind. Was haben Sie sich dabei bloß gedacht?«
    Milster plumpste schwer in seinen Sessel. Wellners Anwalt hatte angerufen und sich über den Kommissar beschwert. Mit Erfolg, wie Martin jetzt zu spüren bekam.
    »Ich weiß, dass Wellner nicht sauber ist«, verteidigte er sich.
    »Ihr Gefühl, was?«
    »Ich musste es einfach riskieren und ihn aus der Reserve locken.«
    »Na, der Schuss ist ganz schön nach hinten losgegangen.« Milster griff nach seiner Pfeife auf dem Tisch und begann, sie zu stopfen. »Menschenskind, Sandor. Die Fahndung nach dieser Buhr läuft und diesen Meisinger, oder wie er heißt …«
    »Gleisinger.«
    »Genau den. Den müssen Sie auftreiben. Das sind doch die Leute, die wir brauchen. Sehen Sie zu, dass die beikommen. An Dr. Wellner beißen Sie sich nur die Zähne aus.«
    »Das werden wir ja sehen.« Martin stand auf und verließ den Raum.
    »Sandor, ich warne Sie!«, rief Milster ihm hinterher. »Machen Sie nicht noch mehr Ärger!«
    »Der Alte ist sauer, was?«, empfing Paul ihn, als Martin eintrat und die Bürotür ins Schloss knallte.
    »Das ist mir scheißegal. Ich mache meinen Job, wie ich es für richtig halte. Was habt ihr rausbekommen?«
    »Hier ist die Liste der Bankkunden von Eltges.« Paul reichte Martin den Ausdruck. »Von rund viertausendachthundert Anträgen im Privatkundenbereich in den letzten zwei Jahren wurden dreizehn Prozent abgelehnt.«
    »Das sind eine Menge Leute.«
    »Exakt sechshundertvierundzwanzig.«
    »Wie lange brauchen wir, um die zu überprüfen?«
    »Ich schätze …«, Dieter wiegte den Kopf hin und her. »… lange.«
    »Dann lassen wir die Leute, deren Anträge im letzten Jahr abgelehnt wurden, außen vor und schauen uns zunächst die von diesem Jahr an. Dann haben wir nur die Hälfte zu beackern. Besorgt euch Kollegen, die Zeit haben. Michael und Dieter, ihr übernehmt das. Ich will das so schnell wie möglich

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