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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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jungen Kollegen die Hand auf die Schulter und lächelte. »Paul, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du irgendwann die Frau fürs Leben findest. Am besten so eine wie Karla.«
    »Ich halt die Augen offen.«
    Schweigend tranken sie ihr Bier.
    »Wenn Dieter jetzt hier wäre, würde er uns wahrscheinlich einen Vortrag über die Spielbank halten«, sagte Paul nach einer Weile.
    »Das Wiesbadener Casino ist die älteste Spielbank Deutschlands«, begann Martin. »Seit der Restaurierung dieses Gebäudes 1985 ist sie hier im ehemaligen Weinsaal des Kurhauses untergebracht. Gekrönte Häupter, Musiker und Literaten kamen hierher, um ihr Glück zu versuchen.«
    Paul sah Martin erstaunt an und hörte interessiert zu. Martin blickte geradeaus, während er weitersprach.
    »Durch den russischen Schriftsteller Dostojewski erlangte die Spielbank internationale Berühmtheit. 1865 verspielte er hier sein gesamtes Geld und schrieb daraufhin seinen Roman ›Der Spieler‹. Den Roulettkessel, an dem er spielte, kann man heute noch besichtigen.«
    »Wow. Man könnte meinen, du hast das auswendig gelernt.«
    Martin schmunzelte und blickte von Paul zu einer Tafel hinter dem Tresen. Paul folgte seinem Blick und begann zu lachen. Martin hatte alle Informationen dort abgelesen.
    »Jährlich zählt die Spielbank zirka zweihunderttausend Besucher«, vollendete er seinen Vortrag. »Prost!«
     
    Gerade hatten sie ihr Bier ausgetrunken, als Paul Gleisinger entdeckte.
    »Ich glaub da kommt er gerade.« Mit einem Kopfnicken deutete er in seine Richtung.
    »Ja, das ist er. Lass uns mal sehen, wo er zum Spielen hingeht.«
    Gleisinger stolzierte förmlich durch den Raum. Es war, als sauge er die Atmosphäre hier ganz in sich auf. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, grüßte er nach rechts und links. Schließlich setzte er sich an einen Rouletttisch und breitete seine Jetons vor sich aus. Der Croupier forderte die Spieler auf: »Faites vos jeux! – Machen Sie Ihr Spiel!«, und Gleisinger verteilte seinen Einsatz auf dem grün bespannten Tisch. Er hörte erst auf, als der Croupier die Anweisung gab: »Rien ne va plus! – Nichts geht mehr!«. Die Roulettscheibe drehte sich und die Kugel sauste gegen die Drehrichtung im Kreis. Gleisinger starrte gebannt auf den Zylinder. Anspannung, Vorfreude, Gier, Befriedigung … all das spiegelte sich in seinen Gesichtszügen wider.
    Martin und Paul beobachteten ihn fasziniert.
    Als die Kugel in einem der Nummernfächer liegenblieb, gab der Croupier die Gewinnzahl bekannt, woraufhin Gleisingers Augen nervös auf dem Tisch hin und her gingen, um den Gewinn oder Verlust auszumachen. Offensichtlich hatte er mehr gewonnen als verloren, denn sein Lächeln wurde breiter und er blickte dem Tischnachbarn applausheischend ins Gesicht.
    »Was für ein toller Hecht!«, sagte Martin und rutschte kopfschüttelnd vom Hocker, nachdem er bezahlt hatte.
    Von hinten klopfte er Udo Gleisinger auf die Schulter. Als der sich umdrehte und zu ihm hochsah, sagte Martin: »Nichts geht mehr, Herr Gleisinger!«
    Irritiert blickte er von Martin zum Tisch und wieder zurück. Sein Lächeln war verschwunden.
    »Kommen Sie bitte mit«, forderte Martin ihn auf.
    »Aber ich kann doch jetzt nicht einfach weg. Ich bin gerade am Gewinnen.«
    »Dann freuen Sie sich über Ihren Gewinn und packen Sie den Rest ein. Ich bin sicher, Sie kommen wieder.«
    »Lassen Sie mich doch weiterspielen.« Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Was wollen Sie denn überhaupt von mir?«
    »Ich glaube nicht, dass das der richtige Ort ist, das zu besprechen.«
    Martin griff ihn leicht am Arm, um das Ende des Spielabends deutlich zu machen.
    »Verdammt!«, fluchte Gleisinger und raffte seine Jetons zusammen. Ärgerlich stopfte er sie in sein Jackett und folgte den Beamten nach draußen.
    »Sie wissen schon, dass Sie mir den Abend versaut haben?«, fragte er aufgebracht, als sie in den Wagen stiegen.
    »Eine meiner leichtesten Übungen«, entgegnete Martin gelassen.

61
     
    »Endlich bist du da«, rief sie ihm entgegen, als er an die Tür klopfte. Schwungvoll öffnete sie und warf sich ihm in die Arme.
    »Holla, so stürmisch?«, fragte Theo lachend.
    »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir«, gestand Susanne und begann ihn zu küssen, während sie ihn auszog.
    »Du bist ja eine richtig Wilde«, raunte er ihr ins Ohr.
    »Ich habe enormen Nachholbedarf. Sind Sie dem gewachsen, Herr Doktor?«
    »Ich glaube, Sie werden mit meiner Behandlung zufrieden sein.«
    Er schob sie

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