Innere Werte
Internetkommissariaten standen immer wieder vor neuen Herausforderungen.
Es dauerte ganze acht Minuten, dann wurde ihm die Handy-Nummer von Klaus Schröder per E-Mail serviert.
»Bingo!«, rief er gerade in dem Augenblick, als seine Leute ins Zimmer kamen.
»Na, spielst du schön?«, fragte Michael grinsend.
»Ja, so was in der Art.« Martin versuchte, ein belangloses Gesicht zu machen, doch es gelang ihm nicht wirklich. Seine Erregung war schwer zu verbergen. Außerdem kannten sie alle ihren Chef so gut, dass sie seinen Gesichtsausdruck zu deuten wussten.
»Du hast was Neues!«, sagte Dieter bestimmt.
Martins Mund verzog sich zu einem Grinsen.
»Na, sag schon. Spann uns nicht auf die Folter!«
Alle drei setzten sich erwartungsvoll um den Schreibtisch und Martin berichtete ihnen vom Fund der Hüftprothese und der damit verbundenen möglichen Identifikation der Leiche.
»Irre!«, sagte Paul. »Das ist ja wie die Fahrgestellnummer beim Auto.«
»Wie gut, dass wir in einer Zeit leben, in der einem nicht nur wörtlich der Stempel aufgedrückt wird.« Michael lehnte sich entspannt zurück. »Und wie geht’s jetzt weiter?«
»Ich habe gerade die Handynummer von diesem Schröder bekommen. Die rufen wir doch mal an, würde ich sagen.«
Martin tippte die Nummer ein und wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar war. Eine Mailbox war offensichtlich nicht aktiviert.
»Das wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein«, stöhnte er.
»Vielleicht gibt’s noch mehr Familienmitglieder, die man per Handy erreichen könnte. Mach nochmal eine Anfrage nur mit dem Nachnamen Schröder und derselben Adresse«, schlug Dieter vor.
»Einen Versuch ist es wert.« Martin ließ die Finger über die Tastatur flitzen.
Wieder dauerte es einige Minuten, die sie nutzten, um von ihren Ergebnissen der heutigen Untersuchungen zu erzählen.
»Der Zaun der Kläranlage ist völlig unbeschädigt«, erklärte Michael. »Es sieht wohl tatsächlich so aus, als ob der Tote über den Kanal in die Anlage gekommen ist.«
»Ja, davon gehe ich auch aus«, nickte Martin. »Die Kameras in der Anlage sind ja nicht zu übersehen. Nur ein Idiot würde sein Opfer vor laufender Kamera entsorgen.«
»Sollte der Täter beabsichtigt haben, den Mann im Schneckenpumpwerk zerstückeln zu lassen«, überlegte Dieter laut, »können wir davon ausgehen, dass er sich entweder damit auskennt oder sich informiert hat.«
»Richtig! Womit wir bei den Fachleuten wären. Was macht die Befragung der Angestellten?«
»Die Kollegen sind noch dabei«, sagte Paul. »Ich denke, sie werden bis zehn fertig sein. Als wir vom Klärwerk weg sind, gab’s nichts und niemand Auffälliges.«
»Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand sein Opfer an der eigenen Arbeitsstelle ablegt«, meinte Dieter zweifelnd.
»Warum nicht?« Michael spekulierte gern. »Derjenige wusste sicher nichts vom Titangehalt seines Opfers. Wenn alles glatt gegangen wäre, …«
»Aber ein Restrisiko bleibt doch immer. Viel zu gefährlich«, beurteilte Dieter die Situation.
»Dieter«, wandte sich Martin an ihn, »irgendwas bei den Betriebstagebüchern?«
»Nur alltäglicher Kläranlagenkram. Keine besonderen Vorkommnisse. Bei den Kollegen vorm Fernseher habe ich mich vorhin noch erkundigt. Die werden bestimmt noch eine Zeitlang mit der Durchsicht der Überwachungsvideos beschäftigt sein. Aber bis jetzt war auch da alles normal.«
»Den Fall Georgia Galanis haben wir übrigens auch geklärt«, berichtete Michael schmunzelnd. »Unsere Vermutungen haben sich bestätigt. Sie ist tatsächlich Griechin, die allerdings in Deutschland geboren ist.«
»Schuldig im Sinne der Anklage«, warf Paul dazwischen.
»Na, wenn ihr was macht, dann aber gründlich, was?« Martin lächelte kopfschüttelnd. »Und, konntet ihr eine Verbindung zwischen ihrem Landsmann Archimedes und Frau Galanis nachweisen?«
»Nicht wirklich. Sie wusste zwar von seiner Erfindung, gab aber zu, noch nie über den Zufall, dass die Griechen gleich doppelt im Klärwerk vertreten sind, nachgedacht zu haben.«
»Welch schreckliches Vergehen!«, lachte Martin.
»Ja, unbedingt.«
Und alle vier dachten für einen kurzen Moment an Georgia Galanis, die den Männern während ihres Aufenthaltes erklärend zur Seite gestanden und sie außer mit Wissen auch mit Kaffee und belegten Brötchen versorgt hatte. Eine Frau, die einem auf Anhieb sympathisch war und die man gerne um sich hatte. Ihr fröhliches
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