Innere Werte
sollte sie bloß tun? Inzwischen hatte sie alle möglichen Leute angerufen, die auch nur im Entferntesten mit Peter zu tun hatten. Die Krankenhäuser hatte sie abgeklappert, aber auch da keine Spur ihres Freundes gefunden. Sie beschloss, doch nochmal zur Polizei zu gehen, wenn er sich bis heute Abend nicht meldete.
Katrin kannte Peter seit gut einem Jahr und wohnte nun schon zwei Monate mit ihm zusammen. Seit langem war sie endlich richtig glücklich. Peter war der Mann, auf den sie immer gewartet, gehofft hatte. Auch er schien in ihrer Beziehung endlich zur Ruhe gekommen zu sein. Nach einer unschönen Scheidung, durch die er so ziemlich alles verloren hatte, war das Leben nun doch wieder lebenswert. Auch wenn er nach wie vor auf Jobsuche war, hatte sie nicht das Gefühl, er sei verzweifelt. Eher optimistisch, bald etwas zu finden. Sie nahm sein gerahmtes Foto in die Hand und betrachtete ihn. Auf seine ganz besondere Weise lächelte er ihr entgegen. Seine blonden, mittellangen Haare ließen ihn ein wenig wie einen Abenteurer aussehen. Sie betrachtete seine sportliche Figur, dann die blauen Augen. Es kam ihr vor, als fühlte sie seine Nähe. Mit einem Seufzer stellte sie den Rahmen zurück auf die Kommode. Sie überlegte, was Peter wohl normalerweise den ganzen Tag machte, während sie als Floristin in Nieder-Olm arbeitete. Im Grunde wusste sie es nicht genau. Aber hatte er nicht immer erzählt, womit er sich beschäftigt hatte?
Ach, es war zum Verrücktwerden! Wieder griff sie zum Telefon und drückte die Wahlwiederholung zum x-ten Mal. Alle dreißig Minuten hoffte sie erneut, endlich herauszufinden, wer sich hinter A.S. verbarg.
Zur gleichen Zeit saß Martin im Präsidium und hörte sich an, was die Kollegen zu berichten hatten. Die Videoüberwachung hatte sich als sehr langweiliger Stummfilm entpuppt und brachte keine brauchbaren Erkenntnisse. Letzteres galt auch für die Befragung der Mitarbeiter des Klärwerkes, die inzwischen abgeschlossen worden war. Keiner konnte Angaben machen, die von großem Interesse waren. Alle hatten sie wie gewohnt ihre Arbeiten verrichtet, ohne Auffälligkeiten zu bemerken.
Von der Hundestaffel wusste er, dass sie wieder im Einsatz waren. Wie von den Wetterfröschen prophezeit, hatte es in der Nacht nicht geregnet und auch heute schien es trocken zu bleiben. Es war der zwölfte Dezember und bisher war von Winter keine Spur gewesen. Aber so allmählich sanken die Temperaturen. Heute waren es nur noch fünf Grad, und hätte man nicht diesen scheußlichen Fall zu beackern, könnte man sich ein bisschen auf Weihnachten einstellen. Aber daran dachte im Augenblick niemand. Im K11 herrschte eine gespannte Atmosphäre. Alle hofften, heute endlich Kontakt zu Klaus Schröder zu bekommen, um den Toten zu identifizieren. Auch Egon Milster wurde von Ungeduld geplagt und rief mehrfach im Präsidium bei Martin an. Erst mittags war es dann soweit. Nachdem Martin mehrfach vergeblich versucht hatte, wenigstens einen der Schröders per Handy zu erreichen, wählte er nun, auch zum x-ten Mal, die Festnetznummer des Hotels, die stundenlang besetzt gewesen war. Endlich ein Freizeichen! Dann bekam er einen Mann von der Rezeption und schließlich Klaus Schröder ans Ohr.
»Ja, bitte«, hörte Martin seine verschlafene Stimme und wusste, dass er die beiden Urlauber gerade unsanft aus ihren süßen Träumen gerissen hatte und sie nun in eine brutale Realität stoßen musste. Nachdem er Schröder erklärt hatte, worum es ging, stellte sich heraus, dass Frau Schröder ihm zwar eine Notiz geschrieben, er sie aber nicht gelesen hatte. Er entschuldigte sich und war sofort bereit zu helfen.
»Wie kommen wir an die entsprechenden Daten?«, fragte Martin erwartungsvoll.
»Ich selbst kann Ihnen von hier aus nicht helfen, aber ich gebe Ihnen die Nummer meines Vertreters, Herrn Ulrich. Über ihn dürfte das kein Problem sein.«
»Gibt es noch jemand anderen, falls er nicht erreichbar ist?«
»Nein. In dem Fall müssten Sie bis Montag warten, dann kriegen Sie ihn in der Firma.«
Keine zwei Minuten später erreichte Martin Herrn Ulrich telefonisch. Erleichtert atmete er auf, als dieser versprach, sofort in die Firma zu fahren und nach der entsprechenden Chargen- und Artikelnummer zu suchen.
Wie elektrisiert saßen Paul, Dieter, Michael und Martin im Büro und warteten schweigend auf den erlösenden Anruf.
»Mein Gott, wie lange das dauert, bis man so eine popelige Info endlich hat.« Martin stand auf und lief
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