Innere Werte
zur Hand.
»Heute assistiere ich dir, Delia.« Er reichte ihr beides und hielt die Pistole in ihre Richtung. »Du spritzt diesem verlogenen, kriminellen Perversen dieses Zeug in die Vene.«
»Nein.« Delia schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Wellner, sag ihr, sie soll es tun. Ich denke, auf dich hört sie.«
»Was ist das?«, fragte Steffen ängstlich und starrte auf die glasklare Flüssigkeit in der Spritze.
»Wie schon gesagt, es ist eine Überraschung. Also, entweder du sagst ihr, dass sie dir die Spritze gibt, oder ich werde sie erschießen.«
Wellners Augen fuhren hektisch hin und her. »Sag mir, was das ist!«, schrie er.
»Ich zähle bis drei. Entscheide dich.« Tobias hob die Waffe. »Eins, …«
»Steffen!«, schrie Delia.
»Zwei!«
»Steffen, tu was!«, schrie sie verzweifelt mit weit aufgerissenen Augen.
»Drei!«
Wellner schloss die Augen. Tobias drückte ab und Delia fiel kurz darauf zu Boden. Als Steffen die Augen wieder öffnete, sah er seine Geliebte aus dem Augenwinkel am Boden liegen. Tränen traten ihm in die Augen.
»Nein, Nein!«
»Du hast sie auf dem Gewissen. Aber auf einen mehr oder weniger kommt es bei euch ja nicht an.«
Tobias legte den Stauschlauch um Wellners rechten Arm und zog ihn kräftig zu. »Die Liebe scheint ja nicht besonders groß gewesen zu sein, wenn du sie opferst. Aber das war mir schon klar. Das ist eben Wellner-like. Ein Rückgrat wie ein Gummibärchen.« Tobias hielt die Spritze hoch und drückte den Kolben ein Stück nach oben, so dass die Flüssigkeit aus der Nadel spritzte. »Hast du geglaubt, dann kommst du um deine Behandlung drumherum? Was bist du nur für ein Idiot.«
Die Vene war gut gestaut. Tobias schob die Nadel tief in das Blutgefäß und drückte die Flüssigkeit hinein.
»Hast du Angst, Wellner?«
»Was ist das für ein Zeug?«, fragte er mit schriller Stimme und Panik in den Augen.
»Du bist neugieriger als eine Frau. Wenn Delia gut ist und du Glück hast, wird sie dich am Leben halten können.«
»Was redest du für eine gequirlte Scheiße!«, schrie Wellner ihn an. »Du hast Delia umgebracht und ich werde hier auch verrecken.«
»Verdient hättet ihr es«, entgegnete Tobias ruhig. Er griff sich ein Skalpell vom Wagen, beugte sich zu Delia herunter und ritzte ihr etwas auf die Wange. Man hörte ein leises Stöhnen, dann schlug sie die Augen auf.
»Für eine OP-Schwester hältst du nicht viel aus«, sagte Tobias und half ihr, sich aufzusetzen.
Steffen riss ungläubig die Augen auf.
»Deine Bums-Matratze ist ohnmächtig geworden«, erklärte Tobias. »Ich hab vorbeigeschossen. Ich wollte nur sehen, ob du sie draufgehen lassen würdest.«
Er setzte sich wieder auf den Hocker, während Delia sich über ihre Wangen strich und erschrocken die blutigen Finger betrachtete.
»Nur eine kleine Verletzung. Das heilt wieder«, sagte Tobias in tröstendem Ton.
85
Nachdem sie alle Straßen abgefahren waren, trafen sich die Polizisten wieder am Ausgangspunkt.
»Das hat so keinen Sinn«, schimpfte Martin und trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Wir müssen herauskriegen, wo dieses verdammte Haus ist! Wo würde man einen privaten OP einbauen? Ich meine, in einer Mietwohnung wohl kaum, oder?«
»Zum Vertuschen ist ein eigenes Haus sicher besser«, pflichtete Dieter ihm bei.
»Dann lasst uns eine Anfrage beim Katasteramt machen, ob einer unserer Kandidaten ein Grundstück oder Haus besitzt. Und zwar für ganz Wiesbaden, samt Vororte. Zusätzlich will ich eine Liste mit den Besitzern aller Grundstücke zunächst von Erbenheim. Vielleicht kommt uns ein Name ja bekannt vor, an den wir jetzt nicht denken.«
Sie fuhren zurück zum Präsidium, wo sie Entsprechendes veranlassten. Dann hieß es warten. Zu den Häusern der Gesuchten hatten sie Streifenwagen geschickt, die sofort Bescheid geben sollten, sobald jemand auftauchte. Aber alles blieb ruhig.
Gegen sieben Uhr kam die Meldung vom Katasteramt. Die Grundstücke von Schulte, Wellner und Stadler waren aufgelistet. Aber diese Angaben beschränkten sich auf die ihnen bereits bekannten Objekte. In großer Eile teilten sie sich die Listen mit den Grundstücksbesitzern von Erbenheim und überflogen sie. Nirgends ein Name, den sie kannten.
»Verdammt! Wir kriegen es nicht raus.« Martin lief vor dem Schreibtisch hin und her, während die anderen die Seiten der Liste untereinander austauschten, um nochmals drüberzusehen.
»Hier!« Es war fast ein Schrei, den Michael auf einmal
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