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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Fahrt überschlugen sich Martins Gedanken. Im Grunde hoffte er, dass seine Vermutungen richtig waren. Hieße das doch, die Fälle endgültig abzuschließen. Aber noch mehr fürchtete er sich davor. Tobias ein Mörder. Das war eine Vorstellung, gegen die er sich sträubte, die nicht zu dem Bild des jungen Mannes passte, das er sich in den letzten Wochen gemacht hatte. Sollte er sich derart in ihm getäuscht haben?
    Zwanzig Minuten später trafen sie in der Tempelhoferstraße auf zwei weitere Kollegen, die zur Unterstützung gekommen waren. Mit Regenschirmen bewaffnet, liefen sie die Straße entlang und suchten in einem Umkreis von fünfhundert Metern nach dem Handy. Nach zehn Minuten rief Michael alle zu sich. Er hatte ein zerbrochenes Handy im Rinnstein gefunden, das völlig kaputt und sicher nicht das geortete war. Aber ein kleiner Aufkleber mit den Initialen S. W. verriet den Besitzer. Wenige Meter davon entfernt lag ein zweites Mobiltelefon auf dem Randstreifen vor einer Hecke. Dieses Handy funktionierte noch und konnte als das von Delia Wolff identifiziert werden. Schnell suchte Michael nach den eingegangenen SMS. Er las vor: Komm sofort zum Haus. Ist wichtig. Steffen.
    »Zum Haus«, wiederholte Martin. »So hat Anja Schulte im Tagebuch den Ort bezeichnet, wo die Nieren entnommen wurden.«
    »Soll das heißen, dass Wellner sich mit Delia dort gerade trifft?«
    »Glaub ich nicht. Ich vermute mal, dass Tobias die beiden mit der SMS zum Haus gelockt hat. Wäre sonst ein bisschen merkwürdig, dass beide ihre Handys hier einfach wegwerfen.«
    »Gott, wo sollen wir denn suchen?« Paul sah sich resigniert um. »Wir haben doch überhaupt keine Anhaltspunkte.«
    »Auf jeden Fall müssen sie hier gewesen sein. Wahrscheinlich hat Tobias die Handys weggeworfen.«
    »Wir werden die Gegend nach ihren Autos absuchen«, erklärte Martin. »Wellners schwarzen Jaguar und Tobias’ grünen Toyota Micra. Welchen Wagen fährt Delia Wolff? Dieter, krieg das mal raus.«
    Die Beamten teilten sich inzwischen die Straßen in Erbenheim auf.
    »Delia Wolff fährt einen roten BMW 320 td compact«, gab Dieter kurz darauf an alle weiter. Die Männer machten sich auf den Weg, die Straßen abzufahren.
    »Die Wolff ist so eine schöne Frau«, sagte Michael, der mit Dieter in einem Auto fuhr. »Und dann fährt sie so einen unpassenden Wagen.«
    »Wieso? Du bist doch sonst ein Fan von BMW.«
    »Ja, aber nicht von dieser Korea-Krawallstil-Karosse. Da haben sie Mist gebaut, im wahrsten Sinne des Wortes. Jedenfalls hat die Wolff keinen Geschmack.«
    »Was hast du erwartet? Wenn sich jemand den Wellner als Lover aussucht, spricht das doch Bände.«
    Paul und Martin machten sich ganz andere Gedanken.
    »Die können überall sein«, sagte Paul. »Der bringt sie wahrscheinlich an einen Ort, wo wir sie nie finden.«
    »Hör auf so pessimistisch zu reden. Und halt die Augen offen.«

84
     
    Kurz bevor sich die Beamten auf den Weg nach Erbenheim machten, fuhr Steffen Wellner in die Tiefgarage und stellte den Motor ab. Er öffnete die Tür und stieg aus. In dem Moment kam auch Delia angerollt und parkte direkt neben ihm, während sich das große Garagentor automatisch schloss.
    »Was ist los, Steffen?« Sie schwang ihre Beine aus dem BMW. »Musst du mich immer so kurzfristig irgendwohin bestellen?«
    »Wieso ich? Du hast mich doch herbeordert.«
    »Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen«, sagte eine Stimme plötzlich aus der Ecke neben dem Tor. »Ich hab euch herbestellt.« Tobias trat ins Licht.
    »Tobias!« Wellner blickte ihn überrascht an. »Was machst du denn hier?«
    »Ich dachte mir, es wird Zeit, dass wir drei was besprechen.«
    »Und warum machst du so ein Theater mit falschen SMS?«
    »Ich wollte sichergehen, dass ihr kommt.«
    »Woher weißt du von dem Haus?«
    »Spielt doch keine Rolle.« Er griff hinter den Rücken und zog eine Pistole aus dem Hosenbund. »Legt eure Handys auf die Motorhaube und dann gehen wir nach oben.« Er richtete die Waffe auf Steffen und gab einen Wink, zum Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen sollten.
    »Was soll das?«
    »Frag nicht, geh! Sofort!« Der Ausdruck in seinen Augen ließ Steffen verstummen. Langsam ging er mit Delia an der Seite in den ersten Stock. Dort führte Tobias sie in einen großen Raum, der offensichtlich ein Operationssaal war, und forderte sie auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann ging er zurück in den Flur, öffnete ein Fenster, ohne die beiden dabei aus den Augen zu lassen,

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