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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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»Überlegen Sie mal, Blutuntersuchungen vor OPs werden meist im Krankenhaus gemacht, und wenn nicht, sind es in der Regel andere Parameter, die untersucht werden, nicht Aids oder PS-Dingsbums.«
    Martin hatte keine Lust, das mit seinem Chef zu diskutieren, zumal er für einen Zusammenhang keinerlei Beweise hatte. »Jedenfalls, hat Herr Fischer bestimmt noch Informationen zu diesen ominösen Fäden.« Durch ein Nicken forderte Martin Paul auf zu sprechen.
    »Wir haben uns bei allen Krankenhäusern und Ärzten in Wiesbaden erkundigt, ob das Opfer irgendwo Patient gewesen war. Leider ist das nicht so. Insgesamt gibt es sechzehn Kliniken, darunter Reha-, Schönheits- und Privatkliniken sowie normale Krankenhäuser.« Paul blickte auf seine Unterlagen. »Die erwähnten Rethcon-Fäden werden in fünf Kliniken benutzt und zwar im St.-Augustin-Hospital, in der Klinik am Heidestock, in der Humboldt-Klinik, in der Medizinischen Klinik Schelmengraben und im Roten-Kreuz-Krankenhaus. Man benutzt sie für sogenannte Donati-Rückstichnähte zum Verschließen von Wunden bei OPs. Deshalb gibt es auch keine Arztpraxis, die diese Fäden hat.«
    »Wie alt ist diese Wunde von Bielmann?«, wollte Milster wissen.
    »Die Aussage von Frau Buhr, dass er sie erst seit dem zehnten Dezember haben kann, deckt sich mit den Angaben im Obduktionsbericht. Stieber bezeichnet die Wunde, beziehungsweise das Stückchen Naht, das er gefunden hat, als frisch«, antwortete Martin. »Also muss Bielmann am Todestag eine Operation gehabt haben, von der die Fäden stammen. Dafür spricht auch das Narkosemittel, das in seinem Blut festgestellt wurde. Anschließend wurde er dann ermordet.«
    »Meiner Meinung nach«, setzte Milster an, »kann das eine nichts mit dem anderen zu tun haben.« Er stand auf und schritt im Raum auf und ab. Eine für ihn typische Angewohnheit. Mit seinen kurzen Beinen und einem normal großen Oberkörper wirkte er klein und untersetzt. Irgendwie erinnerte er Martin an Elton John. »Und es findet sich sicher eine Klinik außerhalb Wiesbadens, in der er behandelt wurde. Das sollten sie überprüfen. Mit dem Zug ist er in diese Klinik gefahren, hat einen ambulanten Eingriff gehabt und ist auf dem Heimweg seinem Mörder begegnet. Wahrscheinlich ist er tatsächlich ausgeraubt worden.«
    »Irgendwie passt das aber zeitlich nicht so recht«, mischte sich Dieter ein und erntete von Milster einen vorwurfsvollen Blick, der ihn aber nicht daran hinderte, seine Ansicht zu vertreten. »Wenn wir von der spätesten Todeszeit, nämlich fünfzehn Uhr, ausgehen, muss er ab zehn Uhr zum Krankenhaus gefahren und operiert worden sein. Er kann schätzungsweise frühestens um zwölf unter dem Messer gelegen haben. Dann die OP unter Vollnarkose, die Nachversorgung, die Fahrt zurück nach Wiesbaden … da kann er doch unmöglich um drei wieder hier gewesen sein.«
    »Je nach Eingriff ist das sicher möglich«, sagte Milster bestimmt. »Aber das sollte sich ja noch herausfinden lassen. Gibt’s sonst noch was Neues?«
    »Bielmann ist zirka um drei Uhr dreißig in den Kanalschacht geworfen worden«, sagte Michael. »Das hat ein Ingenieur für uns errechnet. Wir werden morgen die Anlieger und die Kleingärtner der Rudolf-Vogt-Straße, in der sich der Kanalschacht befindet, befragen. Vielleicht haben wir Glück und irgendwer hat irgendwas Verdächtiges gesehen.«
    Milster nickte. »Trotz der Uhrzeit ist das sicher gut möglich. Wiesbaden ist ja keine Kleinstadt.«
    »Allerdings ist die Straße eine reine Anliegerstraße. Also kein Durchgangsverkehr.«
    »Die Spuren am Kanalschacht sind noch nicht fertig ausgewertet«, erklärte Martin abschließend. »Morgen oder übermorgen könnte das Ergebnis vorliegen.«
    »… von dem Sie mich dann sofort in Kenntnis setzen«, ergänzte Milster. »Wenn das alles ist, dann machen wir für heute Schluss.« Er ging zur Tür. »Gute Nacht, die Herren.«
    »Milster müsste man sein«, sagte Michael und erhob sich ebenfalls. Er lief, Milsters Schritt nachahmend, um den Tisch herum. »Dann wäre alles sonnenklar.« Er begann, mit den Armen zu fuchteln. »Wir haben es hier eindeutig mit einem Raubmord an einem frisch operierten Drachenflieger zu tun.« Er ließ die Hände sinken und lachte. »Ich sehe schon die Schlagzeilen in der Zeitung vor mir.«

19
     
    »Scheiße!«, fluchte Anja laut. Gerade wollte sie in ihren Toyota Micra einsteigen, als sie die Schweinerei bemerkte. Jemand hatte ihr in den Lack der Fahrertür das Wort

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