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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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»Bitch« gekratzt. Sie fuhr mit den Fingern darüber und schüttelte den Kopf. »Miststück!«, schimpfte sie.
    Tobias kam aus dem Haus. »Was ist denn los?«
    »Hier, schau dir das an!«
    Der junge Mann besah sich den Schaden. »Sauber! Wer hält dich denn für eine Nutte?«, fragte er fast amüsiert.
    »Das ist überhaupt nicht witzig.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihren Sohn an. »Aber, wenn du das so lustig findest, stört es dich wahrscheinlich auch nicht, bald mit diesem Auto herumzufahren. Schließlich ist die Karre in zwei Monaten dir.«
    »Super!«, lachte er. »Dann hat dieser giftgrüne Kleinwagen wenigstens seine ganz persönliche Note.« Tobias waren Äußerlichkeiten ziemlich egal. »Weißt du, wer das war?«
    »Ich kann’s mir denken«, sagte Anja verärgert. »Diese Tussi von einem Kunden aus der Bank.«
    »Warum macht die sowas?«
    »Sie glaubt, ich hab was mit ihrem Freund.«
    »Und? Hast du?«
    »Quatsch!« Energisch öffnete Anja die Fahrertür und setzte sich hinters Steuer. »Ich muss los, sonst komm ich zu spät. Wir sehen uns heute Abend.«
     
    Auch die Beamten des K11 waren an diesem Morgen früh unterwegs. Sie fuhren in die Rudolf-Vogt-Straße, wo Peter Bielmann unfreiwillig seinen Weg zur Kläranlage begonnen hatte. Immerhin war ein direkter Bezug zu der Straße oder einem der Bewohner möglich. Im Umkreis von hundert Metern vom Kanalschacht klapperten sie alle Wohnungen und Häuser ab, um nach Peter Bielmann und Auffälligkeiten in der Mordnacht zu fragen. Dieter befasste sich inzwischen mit den Besitzern der Kleingärten, die zumeist in der näheren Umgebung lebten.
    Gegen Mittag hatten die Männer unzählige Fragen gestellt. Da aber etwa die Hälfte der Leute nicht anzutreffen war, beschlossen sie, die Befragung morgen, am Samstag, fortzusetzen. Gerade stand Martin auf der Straße und sprach mit Michael, als ein Motorrad in extremer Schieflage um die Ecke bog, so dass die Fußrasten den Asphalt berührten und Funken sprühten. Dann drehte der Biker den Gashahn auf.
    »Meine Fresse, was ist das denn für ein Hirnamputierter?«, schimpfte Martin und zog Stift und Papier aus der Tasche. »Den werden wir mal ein bisschen zügeln.«
    »Von null auf hundert in drei Sekunden. Scheint ein erfahrener Suizidkandidat zu sein«, sagte Michael gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sie erwarteten, dass das Motorrad an ihnen vorbeiraste und sie das Nummernschild zu sehen bekamen, aber das Gefährt hielt fünf Meter vor ihnen mit einer Vollbremsung an. Ein junger Mann stieg ab, bockte seine rote Maschine in schicker sportlicher Verschalung auf und zog sich den Helm vom Kopf.
    »Eine 900er Suzuki«, erkannte Michael und nickte anerkennend. »Heißes Gerät. Ich schätze, mindestens 120 PS.«
    Mit einem breiten Grinsen und abstehenden Haaren ging der Motorradfahrer an Martin und Michael vorüber. »135!«, warf er ihnen zu und wollte im nächsten Haus verschwinden.
    »Moment mal, junger Mann!«, rief Martin.
    »Was gibt’s Alter?« Er wandte sich den beiden zu und schob lässig die Hände in die Hosentaschen.
    »Komm mal her, du Halbstarker!« Martin winkte ihn zu sich.
    »Keine Zeit!« Schon wollte er sich umdrehen.
    »Du hast Zeit und du kommst jetzt hierher.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil wir von der Polizei sind und unglaublich gerne mit einem Rastenraspler plaudern möchten.«
    »Ihr seid von der Rennleitung?« Der junge Mann trat näher und lachte. »Was wollt ihr denn? Ich hab doch meine Rumsmurmel aufgehabt.«
    Michael musste sich ein Grinsen verkneifen.
    »Rumsmurmel«, wiederholte Martin.
    »Meinen Helm«, erklärte der schlaksige, immer noch lächelnde Mann. Martin schätzte ihn auf Anfang zwanzig.
    »Hattest du vor, einen Ausflug in die Botanik zu machen, oder was sollte die Show gerade eben?«
    »Seid ihr Zitterjulen, oder was?« Er schien amüsiert.
    »Junge, mir ist es scheißegal, ob du dich hier ablegst, aber mit deinem Fahrstil verstößt du gegen die Verkehrsregeln, falls du davon schon mal was gehört hast. Und was mich persönlich ankotzt: Du gefährdest andere.«
    »Ich spurte eben gern spritzig durch die Schräglagen. Außerdem war doch alles frei«, versuchte er sich rauszureden.
    »Als du mit dem Affenzahn um die Kurve kamst, konntest du das nicht wissen. Am liebsten würd ich dir deinen Bock abnehmen. Solche Fahrer haben auf den Straßen nichts verloren. Vielleicht gehst du irgendwo ins Gelände, wenn du dich austoben musst. Zeig mal

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