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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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geschehen war? Warum hatte sie kein Entsetzen oder Mitleid gezeigt? Er ärgerte sich, dass er nicht persönlich mit ihr gesprochen hatte, und er beschloss, das in den nächsten Tagen nachzuholen, während Anja hoffte, dass dieses Telefonat der letzte Kontakt mit dem Kommissar war.

18
     
    Martin stand am Fenster und blickte hinaus ins Dunkel. Nicht mehr lange, und die Tage würden wieder länger werden. Etwas, worauf er sich freute, denn er mochte diese düstere Jahreszeit nicht. Immer, wenn ihm das bewusst wurde, musste er an seine schwedischen Freunde denken. Sie hatten im Winter gerade mal fünf Stunden Helligkeit. Er bewunderte sie, wie sie damit zurechtkamen. Viele ihrer Landsleute litten darunter. Er wusste, dass Winterdepressionen dort bei vielen Menschen an der Tagesordnung waren und Antidepressiva die meist verschriebenen Medikamente in Schweden waren. Absolut verständlich, fand er.
    Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. Egon Milster war dran und ließ verlauten, dass er um achtzehn Uhr eine Besprechung wünsche, bei der der Ermittlungsstand erläutert werden sollte. Martin stöhnte. Der nächste Morgen wäre ihm lieber gewesen. Jetzt würde es doch wieder später werden, und er musste einen dieser ungeliebten Anrufe tätigen, um Karla zu sagen, dass er nicht zum regulären Abendessen kommen würde. Der sich ankündigende Hunger wurde durch zwei Gläser Wasser vorübergehend zum Schweigen gebracht und die Kollegen wurden angewiesen, sich mitsamt den Unterlagen auf den Weg zum Big   Boss zu machen.
    Pünktlich saßen alle um den großen Tisch herum und Milster ergriff das Wort.
    »Morgen früh findet eine Pressekonferenz statt, deshalb die abendliche Besprechung. Ich brauche einen kompletten Überblick über die Ermittlungen. Wir sind immerhin schon seit sechs Tagen dabei. Jetzt ist es Zeit, mal alles zusammenzufassen. Sandor, Sie haben das Wort.«
    Na, wenigstens kommt er gleich zur Sache, dachte Martin.
    »Was wir bis jetzt über Peter Bielmann wissen und was sicher wesentlich ist, ist Folgendes: Er war arbeitslos und hatte Schulden bei der Bero-Bank in Höhe von rund sechzigtausend Euro und einige offene Rechnungen. Vor zwei Monaten ist er mit Katrin Buhr zusammengezogen, hat sich aber noch nicht umgemeldet. Ich denke, mit Absicht, damit ihn seine Gläubiger nicht so einfach auftreiben konnten. Seine Freundin hat das gemeinsame Leben finanziert. Außerdem sollte er aus irgendeiner unerfindlichen Quelle fünftausend Euro bekommen. Laut seinen Freunden wollte er etwas dafür verkaufen. Worum es sich dabei handelte, und ob dieser Verkauf vor seinem Tod noch stattgefunden hat, nur geplant oder ein Hirngespinst war, wissen wir nicht. Geld wurde keines gefunden.«
    »Sollte er das Geld erhalten haben, wäre ein Raubmord nicht auszuschließen«, folgerte Milster und kratzte sich am Kopf.
    »Ausschließen können wir bis jetzt sehr wenig. Aber das wäre wenigstens mal ein greifbares Motiv, denn ansonsten sieht es damit ziemlich schlecht aus. Außer einer Ex-Ehefrau, die nicht gut auf ihn zu sprechen ist, scheint es keine Leute zu geben, die ihn so offensichtlich nicht mochten. Zumindest keine, die wir bis jetzt kennen.«
    »Was ist mit dieser Frau?«, hakte Milster nach.
    »Sie lebt in Dortmund, ist glücklich verheiratet.«
    »Kein Motiv zu erkennen?«
    »Wenn ihre Ansicht, ihr Ex sei ein Schwachmat, ein Motiv darstellt, dann vielleicht.« Martin schüttelte den Kopf. »Aber nein. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass eine Frau drei Jahre nach einer Scheidung, nachdem sie auch noch Mutter geworden ist, auf die Idee kommt, ihren Ex umzubringen, weil sie ihm immer noch nicht verzeihen kann, dass er während ihrer Ehe zu viel Drachen geflogen ist.«
    »O.k., das klingt logisch. Weiter«, forderte Milster Martin auf fortzufahren.
    »Das mit dem Drachenfliegen scheint, wie Katrin Buhr angibt, Bielmanns Leidenschaft gewesen zu sein. Die fünftausend Euro wollte er wohl in eine neue Ausrüstung investieren, statt damit Schulden abzuzahlen.«
    »Klingt für mich weniger nach Leidenschaft, als vielmehr nach Sucht«, sagte Dieter.
    »Oder Dummheit«, urteilte Paul.
    »Bei der Bank gibt es eine Frau Schulte, mit der er Kontakt hatte. So wie ich das sehe, war das eher privater Natur. Angeblich handelte es sich dabei vorwiegend um Telefongespräche. Scheint mir ein bisschen merkwürdig. Die Frau will ich mir noch mal ansehen.«
    »Was genau ist da merkwürdig?«
    »Ich kann es nicht genau sagen.« Martin wiegte den

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