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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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deine Papiere.«
    Der Junge kramte etwas aus seiner Brusttasche und reichte es Martin. Der warf einen kurzen Blick darauf.
    »Simon Jäger, der sportlich ambitionierte Biker«, kommentierte Martin. »Du wohnst also hier?«
    »Ja. Ich hab gerade Mittagspause und meine Mutter wartet mit dem Essen. Also, wenn ich jetzt vielleicht …?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Haustür.
    »Nimm dir in Zukunft lieber was zu Futtern mit, dann brauchst du nicht nach Hause zu rasen. Jedenfalls gibt das hier eine Anzeige, damit du deine nervöse Hand in Zukunft besser unter Kontrolle hast.«
    »Scheiße!«, fluchte Simon. »Können wir nicht darüber reden? Ich verspreche auch, mich zu bessern.«
    Jetzt war es Martin, der lächelte. Der Junge hatte eine Art an sich, dass man ihm irgendwie gar nicht richtig böse sein konnte. »Ich schlag dir einen Deal vor. Ich vergesse die Anzeige, wenn du dir auf der Unfallchirurgie das ansiehst, was von so manchem Motorradfahrer übriggeblieben ist, nachdem er spritzig durch die Schräglagen gespurtet ist. Du unterhältst dich ein bisschen mit denen und schaust dir die ganze Palette der Verletzungen an. Vielleicht kommst du dann auf den Boden der Tatsachen zurück. Persönliche Kicks kannst du dir beim Bungee-Springen oder sonstwo holen, aber nicht auf der Straße.«
    Simon überlegte, ob der Bulle das tatsächlich ernst meinte.
    »Also, was ist?«
    »Ist das ’ne neue Masche von euch? Ihr stellt euch irgendwohin, wartet bis einer von uns vorbeikommt und kassiert ihn dann, um ihn zur Life-Show ins Krankenhaus zu schleifen?«
    »Eigentlich sind wir dafür nicht zuständig. Wir kümmern uns eher um die, die schon tot sind. Wir sind von der Mordkommission.«
    »Was?« Neugierig sah Simon die Männer an.
    »Das mit dir ist eigentlich nur Zufall. Du würdest wahrscheinlich sagen, du warst zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich würde sagen, du kamst genau richtig, um was fürs Leben zu lernen. Also, haben wir einen Deal?«
    »Ja, gut. Dann geh ich da halt hin. Versprochen.«
    »Auf dein Versprechen will ich mich nicht verlassen. Einer von uns begleitet dich.«
    Simon verrollte die Augen. »Ihr Typen seid schon die Härte! Und dann noch von der Mordkommission.«
    »Womit wir beim Thema wären. Wir sind eigentlich hier in der Straße, um die Anlieger nach Beobachtungen zu fragen. In der Nacht vom zehnten auf den elften Dezember, das war letzte Woche Freitag auf Samstag, wurde hier so um halb vier ein Mann in den Kanal geworfen.«
    »Voll krass!« Simon kam einen Schritt näher.
    »Wir wollen wissen, ob du irgendwas Auffälliges gesehen hast. Vielleicht –«
    »Ist der Mann tot?«
    »Ja, ist er.«
    »Scheiße. Wie abgefahren ist das denn?« Er kratzte sich am Hals, dann schüttelte er nachdenklich den Kopf. »Das gibt’s doch gar nicht.« Simon blickte erst Michael, dann Martin fassungslos an.
    »Doch, leider.«
    »Nein, ich meine, das gibt’s doch gar nicht, dass ich da einen Typ gesehen habe. Oder vielmehr seine Schüssel.«
    »Was hast du?« Martin traute seinen Ohren nicht.
    »Ich bin so ungefähr um diese Zeit nach Hause gekommen. Und da kam so ein dunkler Wagen aus dem Feldweg geschossen. Der Idiot hatte kein Licht an. Ich konnte gerade noch ausweichen. Das war ganz schön knapp, sag ich Ihnen. Das war voll der Hammer.«
    »O.k.!« Martin überlegte. Damit hatte er nicht gerechnet. »Kannst du die genaue Zeit sagen?«
    »Ich weiß nur, wann ich von der Party weg bin. Das war exakt um zehn nach drei. Da hab ich nämlich noch auf die Uhr geseh’n.«
    »Wo war die Party?«
    »In Vockenhausen.«
    »Gib uns bitte die genaue Adresse.«
    »Lindenweg drei.«
    »Wir werden die Strecke nachfahren, um festzustellen, wie lange du für die Fahrt hierher gebraucht hast.«
    »Ich hol mal eine Karte aus dem Auto«, sagte Michael. »Dann kannst du uns zeigen, wo du langgefahren bist.«
    Wenig später zeichnete Simon die Strecke auf der Straßenkarte ein. »Ich weiß nicht, ob Sie eine genaue Zeit bekommen, wenn Sie da jetzt langfahren. Ich bin schon ziemlich schnell unterwegs gewesen«, gestand er etwas kleinlaut.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Wie schnell?«, fragte Michael.
    »Naja.« Simon druckste herum.
    »Sag schon!«
    »Als ich in Eppstein raus war, bin ich so hundertvierzig gefahren. Das ging bis hinter Naurod. Die Strecke nach Rambach hab ich genommen, weil’s da ein paar geile Kurven gibt. Die konnt ich natürlich nicht so schnell fahren. Auf dem langen Stück, das ich dann auf der B gefahren bin,

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